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Grabdenkmäler

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Hans Philipp von Buseck und Agnes geb. von Schwalbach, Anfang 17. Jahrhundert (vor 1621), Alten-Buseck

Alten-Buseck · Gem. Buseck · Landkreis Gießen | Historisches Ortslexikon
Standort | Merkmale | Beschreibung | Inschrift | Nachweise | Zitierweise
Standort

Standort:

Alten-Buseck

Gebäude / Areal:

Alten-Buseck, Evangelische Pfarrkirche.

Heutiger Aufbewahrungsort:

Alten-Buseck, Evangelische Pfarrkirche.

An der südlichen Innenwand.

Merkmale

Datierung:

Anfang 17. Jahrhundert (vor 1621)

Typ:

Epitaph

Material:

roter Sandstein

Erhaltung:

erhalten

Größe:

213 x 450 cm (B x H)

Größe der Buchstaben:

3-5,5 cm

Beschreibung

Beschreibung:

Das Epitaph ist aufgrund von Abmessungen und Schmuckelementen relativ aufwändig und wird von einem dreiteiligen Aufbau bestimmt: Über dem profilierten Sockel eine Inschrift (A) in zwei Kolumnen angelegt, die linke unterhalb des Mannes, die rechte unterhalb der Frau. Im Hauptfeld stehen die Verstorbenen jeweils vor flacher, halbrundbogiger Figurennische. Auffallend ist die Standfläche des Mannes, die wohl als steinig zu beschreiben und möglicherweise den Bereich seines Wirkens im Freien angeben soll. Der Helm ist auf diesem Boden abgelegt, wie in der Regel zu dieser Zeit üblich. Der Gerüstete trägt zwei Schwerter (das links abgebrochen) und einen Stab. Über seinem Oberkörper liegt eine Schärpe. Seine Ehefrau steht auf einem kleinen Sockel, die Schuhspitzen schauen aus dem langen und gemusterten Gewand hervor. Sie hat die Hände übereinander gelegt und trägt eine relativ eng anliegende Haube und eine Halskrause. Das Paar wird von seitlichen Pilastern mit ionischen Kapitellen umgeben. Über diesen Pilastern und dem oberen architekturgeprägten Rahmen insgesamt 16 Vollwappen mit Beischriften (B). In der Mitte des oberen Rahmens zwischen den Wappen eine Rollwerkkartusche mit erhabener Inschrift (C).

Der giebelartige Abschluß ist bei Verwendung von Roll- und Beschlagwerk leicht geschweift. Die mittlere Inschrift (D) wird von figurengeschmückten, sich nach unten verjüngenden Pilastern seitlich umgeben. Zu den antikisierenden Elementen der unteren Pilaster und dem an einen Eierstab erinnernden waagerechten Abschluß des Figurenfeldes kommt hier noch ein einfacher Zahnschnitt hinzu. Ganz oben in halbkreisförmigem Feld liegt ein Putto mit Stundenglas in seiner Rechten, der andere Arm ist auf einem Totenkopf aufgestützt. Im oberen Rahmen Inschrift (E).

Die farbige Fassung erneuert, bei Inschrift E fehlerhaft.

Darstellung:

figürlich

Geschlecht, Alter, Familienstand:

weibliche Person(en) · Ehepaar · männliche Person(en)

Stand:

Adlige · Amtspersonen

Enthaltene Wappen:

Insgesamt 16 Vollwappen, 8 zum Mann und 8 zur Frau gehörig.

Zum Mann gehören: 1) von Buseck (Widderkopf = Vater), 2) Schenk zu Schweinsberg (= Mutter), 3) von Wallendorf/Walderdorf (aufgerichteter Löwe = Vaters Mutter), 4) Dörnberg (gespalten = Mutters Mutter), 5) Lesch von Mühlheim (drei mit Stielen verbundene Kreise), 6) Plettenberg von Hoff (gespalten), 7) Brendel von Homburg (Zickzackbalken) und 8) von Karben (geteilt, oben Löwe, unten Lilie).

Zur Frau gehören: 1) von Schwalbach (drei schräg angeordnete Ringe = Vater), 2) von Wildungen (zwei voneinander abgewandte Waidmesser = Mutter), 3) von Weitershausen (zwei Schrägbalken = Vaters Mutter), 4) Stapel von Paderborn (geteilt, oben mit Schildchen belegtes Kreuz, unten vier Pfähle = Mutters Mutter), 5) Döring (wie 3, nur mit Stern links oben), 6) Gieswein (Raute ?), 7) Rau von Holzhausen (Balken) und 8) von Haxthausen (ein Flachsmaß).

Dargestellte Personen:

Hans Philipp von Buseck, fürstlich hessischer Amtmann und Oberforstmeister zu Romrod sowie Mitganerbe des Busecker Tals, und seine Ehefrau Agnes geborene von Schwalbach.

Das Epitaph wurde zu Lebzeiten Anfang des 17. Jahrhunderts (vor 1621) errichtet; die Sterbedaten beider Eheleute sind in der Inschrift nicht nachgetragen.

Hans Philipp von Buseck wurde am 6. April 1621 in dem Kalkofen genannten Wald bei Brauerschwend von Reitern des Obristen Blasius erschossen. Über diesen Vorfall berichten zwei Alsfelder Chroniken. In der des Johannes Gutwein, Bürgers zu Alsfeld, heißt es: An diesem Dage 1621, Freitags nach Ostern, ward der gestrenge, edel und veste Hans Philips von Busseck gewesener Amptman zue Romrodt von des Obristen Blasii Reuterey, derer 5 Cornet zuesampt 4 Fahnen Fußvolk, bei dem Kalcoffen neben Brauerschwein erschossen worden (!). Und weiter unter dem 10. April: Wardt der Amptman Hans Philips von Busseck von hir naher Busseck gefürt und von den samptlichen Zünften und einem erbarn Rat und Beampten zur Stadt hinaus geleitet worden (!). In der Chorographie von Gilsa und Leusler lautet der betreffende Eintrag: Unter andern Oberhessischen Städt und Plätzen hat dieser Ort [Alsfeld] große Kriegsanfechtung und Bedrängnis ausstehen und ertragen müssen, bevorab aber vom Jahr 1621, da anfänglich den 6ten April fünf Compagnie zu Pferd und 4 zu Fuß, so unter Herrn General Knipphausen vor die Union geworben, und ein Obrister, Blasius genannt, commandieret, daselbst durchpassieret und viel Mutwillens verübet, sonderlich aber, als auf des damaligen regierenden Fürsten und Herrn, Herrn Landgraf Ludwigs, Befehl die Beamten sie in gutem Antrauen begleitet und tractieret, den damaligen Amtmann Hans Philipps von Buseck ohnfern von Dorf Braurschwein, alldar sie im Wald, der Kalkofen genannt, Mittagsmahlzeit gehalten, ganz unvermutet zu Tod geschossen, den Oberforstmeister Wilhelm Schetzeln aber mit einem Schuß durch den Kopf verletzet.

Hans Philipps Eltern waren Philipp Ulrich von Buseck und Barbara geb. Schenk zu Schweinsberg, die seiner Ehefrau Eberhard von Schwalbach und Dorothea geb. von Wildungen.

Agnes war die Schwester der Anna von Schwalbach, deren Epitaph ebenfalls in Alten-Buseck erhalten ist, und der Dorothea Schenk zu Schweinsberg geb. von Schwalbach (Doppel-Epitaph in Hermannstein, dem vorliegenden sehr ähnlich).

Inschrift

Umschrift:

A: (zweispaltig im Sockel)

Also hat Gott die Welt geliebet, das er Seinen /

Eingebornen Sohn gab, auf das alle die an Ihn /

Gleuben, nicht Verloren werden, sondern das /

Ewige leben Haben. Johannis. 3. Cap:(itel) //

O wie ist die Barmhertzigkeit des Herrn /

So Gross, vnd, lest sich genedig Finden /

von denen die sich Zu ihm Bekehren. /

Syrach am 18

B:

(Beischriften der 8 zum Mann gehörigen Wappen:)

BVSSECK //

SCHENCK Z:(U) S:(CHWEINSBERG) //

WALLEDORF //

DVRNBERG //

LESCH VO(N) MÖHLHE(M) //

PLETTENBERGK VON HOFF //

BRENDEL V:(ON) HOMBVRGK //

KARBEN

(Beischriften der 8 zur Frau gehörigen Wappen:)

SCHWALBACH //

WILDVNGEN //

WITTERSHAVSEN //

STAPELN ZV PADEBORN //

DÖRINGK //

GIESWEIN //

RAVW Z.(U) H.(OLZ) H.(AUSEN) //

HAXHVSEN

C:

HERR · WEN · ICH · NVR · DICH · /

HABE · SO · FRAGE · ICH · NICHTS /

NACH · HIMMEL · VND · ER /

DEN · WEN · ETC · PSALM · 73 ·

D:

ANNO 16 [ leer ] DEN [ leer ] IST DER /

STRENG EDLE VND VESTE HANS PHILIPS /

VON BVSSECK FVRSTL:(ICH) HESS:(ISCHER) AMPTMAN(N) /

VND OBERFORSTMEISTER ZV RO(M)MRODE /

AVCH MIT GANERBE DES BVSSECKERTHALS /

VND ANNO 16 [ leer ] DEN [ leer ] /

SEINE EHLICHE HAVSFRAW DIE EDLE VND /

VIEL THVGENTREICHE ANGNES · V:(ON) BVSSECK /

GEBORNE VON SCHWALBACH IN GOTT /

SELIG VND WOL VERSCIEDEN [!] DENEN GOTT /

EIN FRÖLICH AVFERSTEHVNG VERLEIHEN /

WÖLLE AMENN.

E:

HODIE · MIH[I · C]RAS TIBI

Übersetzung:

E:

Heute mir, morgen dir.

Kommentar:

Die Inschriften C und E sind erhaben ausgeführt.

Zu Inschrift E vgl. Rollenhagen und Die Deutschen Inschriften 43 (siehe Literatur) und Jesus Sirach, Kapitel 38, Vers 22.

Schrift:

Fraktur (A) und Kapitalis (B-E)

Nachweise

Literatur:

  • Walbe, Heinrich (Bearb.): Die Kunstdenkmäler im Freistaat Hessen – Provinz Oberhessen – Kreis Giessen, Band 1: Nördlicher Teil, Darmstadt 1938, S. 24 f.
  • Dehio, Georg: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler – Hessen, bearb. von Magnus Backes, 2. Aufl. München 1982, S. 11
  • Rollenhagen, Gabriel: Sinn-Bilder, 1. Ausgabe 1611, Neudruck aller Tafeln, Dortmund 1983, S. 312 f.
  • Monsees, Yvonne (Bearb.): Die Inschriften des Rheingau-Taunus-Kreises (= Die Deutschen Inschriften 43), Wiesbaden 1997, S. 389, Nr. 477
  • Battenberg (Bearb.), Archiv der Familie von Buseck und der Ganerbschaft Buseckertal, Darmstadt 2000, Tafeln Ia und Ib (von Elke Noppes) im Anhang
  • Becker, E. E.: Die Chronik von Johannes Gutwein, in: Mitteilungen des Geschichts- und Altertums-Vereins der Stadt Alsfeld, 5. Reihe, hier: Heft 12 (Januar 1922), S. 67
  • Becker, E. E.: Die Chorographie von Gilsa und Leusler, in: Mitteilungen des Geschichts- und Altertums-Vereins der Stadt Alsfeld, 5. Reihe, hier: Heft 20 (Juni 1923), S. 154 f.

Personen:

Schwalbach, Anna von · Schwalbach, Dorothea von, geb. von Wildungen · Wildungen, Dorothea von, verheiratete von Schwalbach · Schwalbach, Eberhard von · Buseck, Philipp Ulrich von · Buseck, Barbara von, geb. Schenk zu Schweinsberg · Schenk zu Schweinsberg, Barbara, verheiratete von Buseck · Blasius, NN, Obrist · Gutwein, Johannes · Schenk zu Schweinsberg, Dorothea, geb. von Schwalbach · Schwalbach, Dorothea von, verheiratete Schenk zu Schweinsberg

Orte:

Alsfeld · Brauerschwend · Busecker Tal · Hermannstein · Romrod

Sachbegriffe:

Todesdatum nicht ausgeführt · Rüstungen · Helme · Pilaster · Putten · Stundengläser · Totenschädel · Wappen · Stäbe · Schwerter · Schärpen · Hauben · Halskrausen · Kapitelle, ionische · Eierstäbe · Zahnschnitte · Ehepaare · Männer · Frauen · Adlige · Amtmänner · Oberforstmeister · Ganerben

Wappen:

Buseck · Schenk zu Schweinsberg · Schweinsberg, Schenk zu · Wallendorf · Walderdorf · Dörnberg · Lesch von Mühlheim · Mühlheim, Lesch von · Plettenberg von Hoff · Brendel von Homburg · Homburg, Brendel von · Karben · Carben · Schwalbach · Wildungen · Stapel von Paderborn · Paderborn, Stapel von · Weitershausen · Döring · Gieswein · Rau von Holzhausen · Holzhausen, Rau von · Haxthausen

Bearbeitung:

Christa Benedum, Gießen, und Andreas Schmidt, HLGL

Zitierweise
„Hans Philipp von Buseck und Agnes geb. von Schwalbach, Anfang 17. Jahrhundert (vor 1621), Alten-Buseck“, in: Grabdenkmäler <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/gdm/id/839> (Stand: 25.6.2007)