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Grabdenkmäler

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Magnus Holzapfel von Vetzberg 1577, Rodheim-Bieber

Rodheim-Bieber · Gem. Biebertal · Landkreis Gießen | Historisches Ortslexikon
Standort | Merkmale | Beschreibung | Inschrift | Nachweise | Zitierweise
Standort

Standort:

Rodheim-Bieber

Heutiger Aufbewahrungsort:

Rodheim, Evangelische Pfarrkirche.

In die innere Nordwand des Chores eingelassen. Bis 1958 (und schon 1857) befand sich der Stein jedoch in der Südwand des Chores.

Merkmale

Datierung:

9. September 1577

Typ:

Grabplatte

Material:

roter Sandstein mit Resten farbiger Fassung

Erhaltung:

erhalten

Größe:

97 x 191 cm (B x H)

Größe der Buchstaben:

4,5 cm

Beschreibung

Beschreibung:

Das kastenartig leicht vertiefte Feld der Platte wird von der figürlichen, lebensgroßen und vermutlich auch lebensnahen Darstellung des Verstorbenen beherrscht. Er ist gedrungen in reich verzierter Rüstung betend wiedergegeben. Ziselierung und erhabener Schmuck der Rüstung, z.B. Löwenmasken auf den Oberarmen, sind detailgetreu ausgearbeitet. An Lederbändern, die sich im Taillenbereich kreuzen, dürften die Waffen befestigt sein, die seitlich der Figur zu sehen sind, aber hinter ihr verlaufen. Der Verstorbene trägt einen Rüschenkragen und ebensolche Manschetten und hat seinen Helm abgelegt. Zur dichten Füllung des Figurenfeldes tragen zusätzlich noch die vier Vollwappen in den Ecken bei, bei denen es sich nicht, wie sonst üblich, ausschließlich um Ahnenwappen handelt.

Die Grabschrift für Magnus Holzapfel (A) befindet sich auf dem Rand der Platte. Sie verläuft zunächst oben, setzt sich dann rechts (von oben nach unten) und schließlich links (ebenfalls von oben nach unten) fort. Der untere Rand der Platte enthält zwei weitere beschädigte Inschriften, die nebeneinander in jeweils zwei Zeilen verlaufen (links B, rechts C). Schließlich ist oberhalb des Kopfes des Verstorbenen, noch im Figurenfeld, eine weitere einzeilige Inschrift (D) zu sehen.

Darstellung:

figürlich

Geschlecht, Alter, Familienstand:

männliche Person(en)

Stand:

Adlige · Amtspersonen

Enthaltene Wappen:

Links oben das Wappen der Familie Holzapfel von Vetzberg in seiner ab dem 16. Jahrhundert auftretenden Form: im viergeteilten Schild in jedem Feld drei mit den Spitzen dreipassförmig zueinander gestellte See- oder Waldkleeblätter, zweimal mit dem Beizeichen Sechsstern darüber (links oben und rechts unten) und zweimal mit einer Krone (rechts oben und links unten). Auf dem Helm zwei Flügel, von denen der linke mit Seeblättern und Krone, der rechte mit Seeblättern und Stern belegt ist. Das Wappen rechts oben ist dasjenige der Familie von Schaderitz und zeigt im gespaltenen Schild rechts ein unregelmäßiges schräges Gitter; der Helm ist mit sieben Schilfkolben besteckt. Unten links das Wappen der Schenken zu Schweinsberg: im geteilten Schild oben ein schreitender Löwe und unten vier Rauten (3:1), auf dem Helm ein in den Ohren mit Straußenfedern besteckter Wolfsrumpf. Schließlich ist in der rechten unteren Ecke noch das Wappen der Familie von Buseck genannt Münch wiedergegeben, das im Schild und auf dem Helm einen nach links gewendeten Widderkopf zeigt.

Dargestellte Personen:

Magnus Holzapfel war der Sohn des Ludwig Holzapfel von Vetzberg und seiner Ehefrau Juliana geborene Schenk zu Schweinsberg und der Enkel eines älteren Magnus (Menges) Holzapfel, der mit Meckel von Buseck genannt Münch (Mönch), Tochter Gottfrieds (Goberts) und der Agnes (Nese) geb. Schenk zu Schweinsberg, verheiratet war. Sein Geburtsjahr läßt sich aus der Altersangabe in der Inschrift mit (etwa) 1515 angeben. 1540 wurden er und sein Bruder Adolf durch Graf Philipp von Nassau-Saarbrücken mit einem Teil an Schloß und Tal Vetzberg als dortige Ganerben belehnt. Am 23. Februar 1542 (Donnerstag nach Cathedra Petri) bestellte ihn derselbe zum Amtmann in Gleiberg. Dieses Amt bekleidete Magnus, wie die Inschrift bestätigt, bis zu seinem am 9. September 1577 erfolgten Tod in einem Zeitraum von fast 36 Jahren. Parallel dazu tritt er auch als Amtmann zu Reichelsheim (Wetterau) in Erscheinung. Seit unbekannter Zeit war Magnus mit Margaretha von Schaderitz verheiratet, die aus einer überwiegend im heutigen Sachsen ansässigen und sich offensichtlich nach dem Ort Zschadrass an der Mulde nennenden Familie stammte. Sie starb am 2. November 1572 und wurde in der Margarethenkirche zu Krofdorf bestattet, wo sich ihr 1573 errichtetes Epitaph mit figürlicher Darstellung und den Ahnenwappen von Schaderitz/von Döben auf väterlicher und von der Gabelentz/von Mühlen auf mütterlicher Seite erhalten hat. Demnach könnte sie die Tochter eines Wolf von Schaderitz, gesessen zu Langenleuba (Sachsen), gewesen sein, dessen Frau Anna eine geborene von der Gabelentz auf Poschwitz gewesen sein soll. Aus der Ehe des Magnus Holzapfel mit Margaretha von Schaderitz gingen mehrere Kinder hervor, von denen der Sohn Johann Magnus nach dem Tod des Vaters Amtmann zu Gleiberg wurde (vgl. zu ihm die Angaben zum Epitaph für seine Frau Margaretha geb. von Nordeck genannt Braun).

Inschrift

Umschrift:

A:

ANNO · D(OMI)NI · 1577 · DEN · 9 · SEPT:(EMBRIS) STARB · DER /

EDLE · VND · ERNVESE (!) · MAGNVS · HOLTZAPFEL · ZV · VETZBERG · AM[TMANN] /

ZV · GLEIBERG · AETATIS 62 · OFFICII 36 · SYMBOLVM · IPSIVS: HER · DEIN · WILL · GESCHEHE

B:

O HER · ZV · DEINEM · WORT · VERLEY · /

WAR[.....]REN VND ERICHT (?) DARBEY

C:

SIVE · VIVIM[VS SI] /

VE · MORIMVR [DOMINI SVMVS]

D:

CHRISTVS · SAL(VS) · NOSTRA

Übersetzung:

C:

Ob wir leben oder sterben, so sind wir des Herrn (Römer 14, Vers 8).

D:

Christus, unser Heil.

Kommentar:

Die heute kaum mehr zu lesende zweite Zeile von Inschrift B ergänzt nach der 1857 angelegten, handschriftlichen Kirchenchronik im evangelischen Pfarramt Rodheim, S. 19.

Bei sämtlichen Inschriften der Platte erscheint das oft um V oder I geschlungene S bemerkenswert.

Schrift:

Kapitalis

Nachweise

Literatur:

  • Schmidt, Andreas: Die Grabdenkmäler der Renaissance und des Barock in der Kirche und auf dem Friedhof in Rodheim an der Bieber, Biebertal 2008, S. 2-4 (mit den entsprechenden Quellen- und Literaturangaben)

Personen:

Holzapfel von Vetzberg, Ludwig · Holzapfel von Vetzberg, Juliana, geb. Schenk zu Schweinsberg · Schenk zu Schweinsberg, Juliana, verheiratete Holzapfel von Vetzberg · Holzapfel von Vetzberg, Magnus (Menges) · Holzapfel von Vetzberg, Meckel, geb. von Buseck genannt Münch · Buseck genannt Münch, Meckel von, verheiratete Holzapfel von Vetzberg · Münch von Buseck, Meckel, verheiratete Holzapfel von Vetzberg · Buseck genannt Münch, Gottfried (Gobert) von · Münch von Buseck, Gottfried (Gobert) · Buseck genannt Münch, Agnes (Nese) von, geb. Schenk zu Schweinsberg · Münch von Buseck, Agnes (Nese), geb. Schenk zu Schweinsberg · Schenk zu Schweinsberg, Agnes (Nese), verheiratete von Buseck genannt Münch · Holzapfel von Vetzberg, Adolf · Holzapfel von Vetzberg, Margaretha, geb. von Schaderitz · Schaderitz, Margaretha von, verheiratete Holzapfel von Vetzberg · Schaderitz, Wolf von · Schaderitz, Anna von, geb. von der Gabelentz · Gabelentz, Anna von der, verheiratete von Schaderitz · Holzapfel von Vetzberg, Johann Magnus · Holzapfel von Vetzberg, Margaretha, geb. von Nordeck genannt Braun · Nordeck genannt Braun, Margaretha von, verheiratete Holzapfel von Vetzberg · Braun, Margaretha von Nordeck genannt, verheiratete Holzapfel von Vetzberg

Orte:

Gleiberg · Krofdorf · Krofdorf-Gleiberg · Langenleuba · Poschwitz · Reichelsheim · Vetzberg · Zschadrass

Sachbegriffe:

Rüstungen · Löwenmasken · Wappen · Ziselierungen · Lederbänder · Waffen · Rüschenkragen · Manschetten · Helme · Farbfassungen · Fassungen, farbige · Männer · Adlige · Amtmänner

Wappen:

Holzapfel von Vetzberg · Schenk zu Schweinsberg · Schaderitz · Buseck genannt Münch · Münch, Buseck genannt

Bearbeitung:

Andreas Schmidt, HLGL, unter Mitwirkung von Christa Benedum, Gießen.

Zitierweise
„Magnus Holzapfel von Vetzberg 1577, Rodheim-Bieber“, in: Grabdenkmäler <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/gdm/id/881> (Stand: 29.10.2008)