Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Grabdenkmäler

Übersichtskarte Hessen

Conrad Vogt und Familie, Stein gesetzt 1676, Gießen

Gießen · Gem. Gießen · Landkreis Gießen | Historisches Ortslexikon
Standort | Merkmale | Beschreibung | Inschrift | Nachweise | Zitierweise
Standort

Standort:

Gießen

Gebäude / Areal:

Gießen, Alter Friedhof (Licher Straße).

Heutiger Aufbewahrungsort:

Gießen, Alter Friedhof (Licher Straße).

Außen an der Westwand der Friedhofskapelle.

Merkmale

Typ:

Grabstein

Material:

roter Sandstein

Erhaltung:

erhalten

Größe:

73 x 156 cm (B x H)

Größe der Buchstaben:

3-4 cm

Beschreibung

Beschreibung:

Weitere Maße: Tiefe 13 cm, bearbeitete Höhe über dem Sockel 115,5 cm.

Der Grabstein mit hochrechteckigem Inschriftfeld gibt in dem figürlichen Teil des oberen Drittels die Familienmitglieder seitlich des mittleren Gekreuzigten wieder. Der in der Mitte erhöhte Abschluß ist aus flachen, halbrundbogigen Formen gebildet. Glatte Rahmenleisten umgeben die Inschrift zu beiden Seiten. Erhalten ist auch der verstärkte Sockel, der bei der einstigen Aufstellung des Steines am Kopf des Grabes in der Erde steckte.

Eine in erhabenem Relief gebildete Waagrechte unterteilt den Stein und wird zur Basis des figürlichen Teiles. Dabei gibt die Oberflächengestaltung den Erdboden an, auf dem sich das Kreuz erhebt. Es erscheint genau über der Mitte des Feldes in Abstimmung auf den leicht erhaben ausgearbeiteten Rand der symmetrisch angelegten oberen Bogenformen und trennt die Familienmitglieder nach Geschlechtern. Sie sind dem frontal wiedergegebenen Gekreuzigten kniend und mit betend aneinander gelegten Händen zugewendet. Links vom Kreuz befindet sich der Vater mit vier Söhnen. Alle tragen die spanische Tracht, die etwas summarisch wiedergegeben ist. Die beiden Söhne ganz links sind mittels eingemeißelter Kreuzchen als Verstorbene gekennzeichnet.

Die weiblichen Familienmitglieder auf der rechten Seite, Mutter mit vier Töchtern sind so angeordnet, dass die kleinste, jüngste Tochter neben dem Kreuz kniet und sich die jeweils älteren nach rechts anschließen, die Mutter erscheint dabei ganz außen am rechten Rand. Alle Töchter tragen Kleider mit langen Ärmeln und weiten Röcken, die Mutter dazu noch eine Haube. Die Töchter tragen schulterlanges, gewelltes Haar und waren demnach alle unverheiratet; sie sind durch Kreuzchen als verstorben gekennzeichnet. Auf der Bodenzone im Bereich der ältesten Tochter ist – nicht mehr all zu deutlich – ein liegendes Wickelkind zu erkennen, ein fünftes Mädchen, welches auch in der Inschrift genannt wird (Anm. 1). Der Kopf desselben befindet sich links, und links des Kopfes zeichnet sich ein kleines Kreuz in bekannter Aussage ab.

Der Stein wurde in den letzten Jahren restauriert.

In ihrer 1996 erschienenen Arbeit schrieb Eva Broschek (s. Literatur) den laut Inschrift 1676 (!) gesetzten Grabstein der Werkstatt des Marburger Bildhauers Matthias Wenzel zu – dies, obwohl Wenzel bereits 1674 (!) verstorben war. Sie vermutete, dass sich der Auftraggeber Conrad Vogt diesen Stein bereits im Vorraus, im Hinblick auf seinen 70. Geburtstag im Jahr 1676, schon vor 1674 anfertigen ließ. Dies ist allerdings wohl doch eher anzuzweifeln.

-------------------------------------------------------------

Anm. 1: Broschek 1995 (s. Literatur) erkannte dieses Wickelkind nicht, verwies aber darauf, dass die Inschrift eine fünfte Tochter nennt.

Darstellung:

figürlich

Inschrift

Umschrift:

Dieses Ehrngedächnüs hat auffrichte(n) lasse(n) /

Der Ehrnsame Conradt Vogt, Metzger alhir /

Im Jar 1676 · Sein alt(er) [Leerstelle] Jar /

Joh:(ann) Georg Vogt, gebo:(ren) 1653 · den · 13 · FEBER(UAR) · /

Joh:(ann) Conrad gebo:(ren) 1655 · den 14 DECEM(B)R:(IS) /

Joh:(ann) Dangel gebo:(ren) 1665 · den 29 MAY · /

Johannes gebo:(ren) 1668 · den 26 · APPRIL · /

Maria die Mutter Ihr alt(er) [Leerstelle] Jahr. /

Mary Catharina, gebo:(ren) 1654 · den 27 · IULY, /

Margretha, gebo:(ren) 1657 · den 10 · MAY, /

Anna Gitteraut, gebo:(ren) 1659 · den 15 · IULY, /

Anna Catharina, gebo:(ren) 1661 · den 23 · AUG.(UST) /

Anna Gitteraut, gebo:(ren) 1663 · den 28 · FEBER(UAR) ·

Schrift:

Fraktur, einzelne Worte in Kapitalis

Nachweise

Literatur:

  • Broschek, Eva: Weitere drei Grabsteine um 1700 vom Alten Friedhof in Gießen. In: Mitteilungen des Oberhessischen Geschichtsvereins Giessen NF 80 (1995), S. 135ff., hier S. 140f.
  • Broschek, Eva: Matthias Wenzel. Ein Beitrag zur mittelhessischen Bildhauerkunst im 17. Jahrhundert. In: Mitteilungen des Oberhessischen Geschichtsvereins Giessen NF 81 (1996), S. 227ff., hier S. 241f.

Personen:

Wenzel, Matthias

Orte:

Marburg

Sachbegriffe:

Bildhauer · Kruzifixe · Familiendarstellungen · Hauben

Bearbeitung:

Christa Benedum, Gießen, und Andreas Schmidt, HLGL

Zitierweise
„Conrad Vogt und Familie, Stein gesetzt 1676, Gießen“, in: Grabdenkmäler <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/gdm/id/1030> (Stand: 8.5.2009)