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Grabdenkmäler

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Philipp von Bicken der Jüngere, vor 1503 (1510 ?), Wetzlar

Wetzlar · Gem. Wetzlar · Lahn-Dill-Kreis | Historisches Ortslexikon
Standort | Merkmale | Beschreibung | Inschrift | Nachweise | Zitierweise
Standort

Standort:

Wetzlar

Gebäude / Areal:

Wetzlar, Dom.

Heutiger Aufbewahrungsort:

Wetzlar, Dom.

Im Inneren, an der Südostwand des südöstlichen Querschiffes.

Früher war der Stein seit 1906 im sog. Archivraum des Heidenturms eingemauert (so Gloël).

Merkmale

Datierung:

vor 1503, oder 1510 (?)

Typ:

Epitaph

Material:

roter Sandstein

Erhaltung:

teilweise erhalten

Größe:

85 x 200 cm (B x H)

Beschreibung

Beschreibung:

Dem Epitaph fehlen links und oben Teile, Zerstörungen an Figur und Tieren. Es zeigt einen Ritter im Harnisch, der in ausgeprägtem Schreitmotiv auf zwei Löwen steht. Der rechte Löwe lagert nach links gewendet und weist über der Stirn in der Mähne eine rechteckige Vertiefung auf. Sein Maul ist geöffnet. Das Hinterteil ist im Bereich der rechten unteren Ecke abgeschlagen. Seine rechte Tatze ruht auf dem Rücken eines zweiten Löwen, dessen Körper und Kopf fehlen.

Der Gerüstete ist in stark bewegter Haltung nach rechts gewendet. Der Helm ist die spätgotische Schaller. Der hier im Vergleich mit dem Wetzlarer Stein des Philipp von Bicken des Alten gut erhaltene Kinnschutz wird auch „Bart“ genannt. Der zum Teil zerstörte rechte Arm des Verstorbenen ist angewinkelt, der Handschuh aus Plattenzeug der Hüfte aufgelegt. Der linke Arm ist hochgeführt und verläuft bei angewinkeltem Ellenbogen nach unten. Diese Partie ist in der Oberfläche zerstört, die Hand abgeschlagen. Sie muß einen langen, nach unten geführten, dem Löwen aufgesetzten Gegenstand, wohl ein Schwert, gehalten haben, wie es die verbliebenen Ansätze zeigen. Im Bereich der Rüstung ist in Hüfthöhe über der linken Seite der Figur eine plastische Rundform auszumachen, Rest eines abgeschlagenen Teiles.

Von der am Rand umlaufenden Inschrift (A) haben sich nur rechts Reste erhalten. Rechts des Kopfes und rechts der Knie je ein Wappenschild, das untere mit Namensbeischrift (B). Zwei weitere Wappen waren sicherlich links der Figur dargestellt.

Darstellung:

figürlich

Geschlecht, Alter, Familienstand:

männliche Person(en)

Stand:

Adlige · Amtspersonen

Enthaltene Wappen:

Oben rechts ein Wappenschild mit einem laufenden Wolf, sicherlich das Wappen der Familie von Gudenberg bzw. Wolf von Gudenberg.

Unten rechts, neben dem linken Knie, das Wappen der Familie von Breidenbach (gevierter Schild, links oben und rechts unten ein Doppelhaken, rechts oben und links unten ein Wolfseisen).

Dargestellte Personen:

Aus den Resten der Inschrift läßt sich nur noch entnehmen, dass das Denkmal einem Ritter Philipp von Bicken gesetzt wurde. Das Todesdatum ist verloren. Nach den noch vorhandenen zwei Ahnenwappen auf der rechten Seite müßte die Mutter des Verstorbenen eine von Gudenberg (bzw. Wolf von Gudenberg), die Großmutter mütterlicherseits eine von Breidenbach gewesen sein.

Demnach handelt es sich bei dem Verstorbenen um den Ritter Philipp von Bicken den Jüngeren, einen Sohn des Philipp von Bicken des Alten, dessen Epitaph sich in Wetzlar ebenfalls erhalten hat, und seiner Frau Lise von Gudenberg. Philipp der Jüngere heiratete laut Eheberedung vom 21. Januar 1461 (LHA Koblenz, Abt. 54.032, Nr. 1018) Heilwig von dem Bongart, eine Tochter des Ritters Godart von dem Bongart. Er war zeitweise Amtmann zu Königsberg und Hohensolms, unternahm 1483/84, u.a. zusammen mit Bernhard von Breidenbach und Graf Johann zu Solms, eine Pilgerreise ins Heilige Land nach Jerusalem und soll schließlich im Jahr 1510 verstorben sein (Lück, S. 297 ff. und Tafel II). In das Nekrologium des Marienstifts Wetzlar wurde jedoch bereits am 28. März 1503 und zwar zum 26. November ein Jahrgedächtnis für den Ritter Philipp von Bicken, der mit Vater und Sohn im Chor begraben ist, sowie für seine Frau Heilwig von dem Bongart (Heilwica de Bongart) und für seine Eltern, Kinder, Brüder und Schwestern eingetragen (Luckhard, S. 261 f.). Demnach müßte Philipp der Jüngere schon (kurz) vor dem 28. März 1503 verstorben sein.

Inschrift

Umschrift:

A:

[.....] und ueste [..........] her philips uon bicken ritter dem got gnat

B:

breide(n) / bach

Schrift:

Gotische Minuskel

Nachweise

Literatur:

  • Gloël, Heinrich: Die alten Wetzlarer Grabsteine und Epitaphien, in: Mitteilungen des Wetzlarer Geschichtsvereins 9 (1925), S. 3-80, hier S. 5 f.
  • Lück, Alfred: Zur Geschichte der Burg Hainchen und ihrer Bewohner, in: Hermann Böttger, Wilhelm Weyer und Alfred Lück: Geschichte des Netpherlandes, Netphen 1967, S. 279 ff.
  • Luckhard, Fritz: Das Wetzlarer Necrologium von 1389, Wetzlar 1925

Personen:

Bicken, Philipp der Alte von · Gudenberg, Lise von, verheiratete von Bicken · Bicken, Lise von, geb. von Gudenberg · Bongart, Heilwig von dem, verheiratete von Bicken · Bicken, Heilwig von, geb. von dem Bongart · Bongart, Godart von dem · Breidenbach, Bernhard von · Solms, Johann Graf zu

Orte:

Hohensolms · Jerusalem · Königsberg

Sachbegriffe:

Rüstungen · Ritter · Löwen · Wappen · Harnische · Helme · Schaller · Kinnschutz (genannt Bart) · Handschuhe · Männer · Adlige · Amtmänner

Wappen:

Breidenbach · Gudenberg · Wolf von Gudenberg

Bearbeitung:

Christa Benedum, Gießen, und Andreas Schmidt, HLGL

Zitierweise
„Philipp von Bicken der Jüngere, vor 1503 (1510 ?), Wetzlar“, in: Grabdenkmäler <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/gdm/id/1410> (Stand: 8.9.2008)