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Grabdenkmäler

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Johannes Graf zu Solms 1457, Lich

Lich · Gem. Lich · Landkreis Gießen | Historisches Ortslexikon
Standort | Merkmale | Beschreibung | Inschrift | Nachweise | Zitierweise
Standort

Standort:

Lich

Gebäude / Areal:

Lich, Marienstiftskirche

Heutiger Aufbewahrungsort:

Lich, Evangelische Marienstiftskirche.

Im Chorumgang.

Merkmale

Datierung:

18. August 1457

Typ:

Grabplatte

Material:

roter Sandstein

Erhaltung:

erhalten

Größe:

114 x 217 cm (B x H)

Größe der Buchstaben:

7-9 cm

Beschreibung

Beschreibung:

Der Gerüstete steht in leicht vertieftem Figurenfeld. Die Oberarme werden etwas nach oben geführt, die gewinkelten Ellenbogen tangieren den erhabenen umlaufenden Inschriftrahmen. Mit der Rechten hält er ein umwickeltes Schwert in das Maul des Löwen unter seinen Füßen. Dieser hat den Kopf weit nach oben gedreht, der Schweif ringelt sich unterhalb des Wappenschildes, welches der Verstorbene in seiner Linken so plaziert, dass die Inschriftleiste überschnitten, so dass das Wort agapiti relativ weit getrennt wird. In der rechten oberen Ecke Turnierhelm mit Zier und Decke, zum Teil ebenfalls über der Inschrift.

Bemerkungen zum Ikonographischen der einander ähnlichen Denkmäler des Grafen Johannes zu Solms (+ 1457), des Grafen Johann V. zu Solms und seiner Frau (+ 1457 bzw. 1438) und des Frank von Kronberg (+1461), alle in Lich:

Auffallend ist die Ähnlichkeit der Ritterfiguren untereinander, welche die Annahme eines Meisters nahelegt. Im Rahmen dieser lokalen Tradition ist aus ikonographischer Sicht das Schwert-Löwen-Motiv auffallend, welches vielleicht im Zusammenhang steht mit Psalm 91, Vers 13 "Über Löwen und Ottern wirst du gehen und junge Löwen und Drachen niedertreten". Zweifelsfrei ist dieses gegeben bei dem Mainzer Grabmal (im Dom) des Siegfried III. von Eppstein. Zu diesem und den Fragen: Löwe und Drache vgl. Kahsnitz S. 72 f.

Alle Ritter tragen ein umwickeltes Schwert. Ein umwickeltes, nach oben gehaltenes Schwert gilt als Symbol der Gerichtsbarkeit (siehe z. B. "Der Sachsenspiegel in Bildern", Nr. 133-134). Dazu in der Grabmalkunst Grabmal Herzog Heinrichs des Löwen und der Herzogin Mathilde im Braunschweiger Dom (vgl. Panofsky, Abb. 222). In Lich wird das Schwert wohl eher im Zusammenhang zur Funktion als Lehnsherr zu sehen sein, da die Vergabe der Lehen in der Regel mit Darreichung von Schwert (Zepter, Fahne) erfolgte.

Darstellung:

figürlich

Geschlecht, Alter, Familienstand:

männliche Person(en)

Stand:

Adlige

Enthaltene Wappen:

Der Schild in der Linken des Verstorbenen zeigt das Solmsische Wappen, einen aufsteigenden, nach links gewandten Löwen. Der Turnierhelm oben rechts mit sitzendem Löwen zwischen Flug.

Dargestellte Personen:

Johannes Graf zu Solms, gestorben am 18. August 1457.

Er war der unverheiratete Sohn des Johann V. Graf zu Solms und seiner Frau Elisabeth geb. von Kronberg, deren Grabplatte in Lich ebenfalls erhalten ist.

Inschrift

Umschrift:

Anno · d(omi)ni · m° · cccc° / lvii° · ip(s)a · die · b(ea)ti · agapiti · m(arti)r(is) · obiit · nobilis · / ac · generosus · do(m)icellus · ioha / nes · Comes · in · Solms · hic · sepult(us) · c(uius) · a(n)i(m)a · r(e)q(ui)escat · in · pace

Übersetzung:

Im Jahre des Herrn 1457, am Tage des heiligen Agapitus, des Märtyrers, starb der edle und großherzige Junker Johannes, Graf zu Solms, der hier begraben ist, dessen Seele in Frieden ruhe.

Schrift:

Gotische Minuskel

Nachweise

Literatur:

  • Schaum-Benedum, Christa: Die figürlichen Grabsteine des 14. und 15. Jahrhunderts in Hessen, 1969, S. 187
  • Dehio, Georg: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler – Hessen, bearb. von Magnus Backes, 2. Aufl. München 1982, S. 517
  • Walbe, Heinrich (Bearb.): Die Kunstdenkmäler im Freistaat Hessen – Provinz Oberhessen – Kreis Giessen, Band 3: Südlicher Teil ohne Arnsburg, Darmstadt 1933, S. 262
  • Kahsnitz, R.: Die Gründer von Laach und Sayn, Fürstenbildnisse des 13. Jahrhunderts, Nürnberg 1992, S. 72 f.
  • Koschorreck, W. (Hrsg.): Der Sachsenspiegel in Bildern aus der Heidelberger Bilderhandschrift, 1977, Nrn. 133 und 134
  • Panofsky, E.: Grabmalplastik, Köln 1964, Abb. 222
  • Schwennicke, Europäische Stammtafeln NF XVII (1998), Tafel 39

Sachbegriffe:

Schwerter, umwickelte · Löwen · Wappen · Turnierhelme · Männer · Adlige · Grafen

Wappen:

Solms

Bearbeitung:

Christa Benedum, Gießen, und Andreas Schmidt, HLGL

Zitierweise
„Johannes Graf zu Solms 1457, Lich“, in: Grabdenkmäler <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/gdm/id/845> (Stand: 14.12.2011)