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Grabdenkmäler

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Graf Otto II. zu Solms-Hungen 1610, Hungen

Hungen · Gem. Hungen · Landkreis Gießen | Historisches Ortslexikon
Standort | Merkmale | Beschreibung | Inschrift | Nachweise | Zitierweise
Standort

Standort:

Hungen

Gebäude / Areal:

Hungen, Evangelische Stadtkirche.

Heutiger Aufbewahrungsort:

Hungen, Evangelische Stadtkirche.

Grablege der Grafen von Solms-Hungen im Chor an der Ostwand.

Merkmale

Datierung:

1610

Typ:

Kenotaph

Material:

heller Sandstein

Erhaltung:

erhalten

Größe:

230 x 500 cm (B x H)

Größe der Buchstaben:

2,3-3,5 cm

Beschreibung

Beschreibung:

Die Höhe des Denkmals konnte nicht exakt bestimmt werden.

Das aufwändige, symmetrisch angelegte Kenotaph wird von Inschrifttafeln und Vollwappen in üppiger ornamentaler Umrahmung bestimmt. Der giebelartige obere Abschluß überschneidet das dahinter liegende Fenster.

Im untersten Teil befindet sich eine oval umrahmte Inschrift (A), umgeben von Putten, zum Teil mit Todessymbolen. Zusammen mit dem von Voluten gebildeten seitlichen Abschluß wird diese Partie zum Sockel des Hauptfeldes mit bestimmender, hochrechteckiger Tafel und zwei Inschriften (B und C). Diese wird seitlich umrahmt von Pilastern mit ionischen Kapitellen. Sie werden von figürlichen und ornamentalem Schmuck ausgefüllt, Roll- und Beschlagwerk ganz außen. Ein waagerechtes Gesims bildet den oberen Abschluß des Hauptfeldes mit zwei Inschriften (links D, rechts E). Das darüber liegende Feld von geringerer Breite mit zwei plastischen Vollwappen. Auf dem dreieckigen oberen Abschluß Putten.

Farbfassung: Vergoldung an figürlichem und ornamentalem Schmuck, Inschriftfelder schwarz mit goldener Schrift.

Geschlecht, Alter, Familienstand:

männliche Person(en)

Stand:

Adlige

Enthaltene Wappen:

Zwei Vollwappen im oberen Teil: links Solms-Braunfels, rechts das der Grafen zu Gleichen.

Dargestellte Personen:

Graf Otto II. zu Solms-Hungen, geboren am 3. Januar 1572 zu Braunfels als Sohn des Grafen Konrad zu Solms-Braunfels und der Elisabeth geb. von Nassau-Dillenburg, gefallen am 23. Juni 1610 vor Molsheim im Elsaß und begraben zu Heidelberg (Heilig-Geist-Kirche). Das Denkmal wurde 1616 durch seine Witwe Ursula, eine geborene Gräfin zu Gleichen, errichtet, die er am 12. Februar 1604 in Birstein geheiratet hatte und deren Grabplatte in Hungen ebenfalls erhalten ist.

Inschrift

Umschrift:

A:

II · EPIS.(TEL) S.(ANCTI) PAVL.(I) AN. TI. /

MOTH.(EVS) IIII. CAP.(ITEL) /

ICH HAB EI(N)EN GVTEN KAMPF GEKEMPFET, ICH HAB DE(N) LAVF VOL /

LENDET, ICH HAB GLAVBEN GEHALTEN, HINFORT IST MIR /

BEYGELEGT DIE KRONE DER GERECHTIGKEIT, WELCHE /

MIR DER HERR AN IENEM TAG DER GERECHTE RI,, /

CHTER GEBEN WIRD, NIT MIR ABER AL,, /

LEIN, SONDERN ALLEN DIE SEINE ER,, /

SCHEINVNG LIEB HABEN.

B:

DEO OPT:(IMO) MAX:(IMO) SACRVM /

OTTO GRAFF ZV SOLMS HERR · Z(V) · M(ÜNZENBERG) · W(ILDENFELS) · V(ND) · S(ONNENWALD) · WARD /

GEBORN · Z(V) · BRAVNFELS · IM · IAR CHR(ISTI) MDLXXII · DIENETE /

DEM KÖNIG IN FRA(N)CKRREICH DE(M) IIII: ANFA(N)GS VO(N) A(NN)o MDLXXXIX /

BIS MDXCII: HERNACHER DEN(N) HERN(N) STADEN VOR GRÖNINGE(N) /

ABERMALS HÖCHSTGEDACHTEM KÖNIG ALS OBRISTER /

LEVTENA(N)T, VOLGENTS ALS OBRISTER VOR La FERRE /

WVRDE VON LANDTGRAVE MORITZEN Z(V) HESSEN ZV(M) /

OBRISTEN BESTELT: VND VON CHVRFVRST FRIDRI,, /

CHEN DEM IIII: A(NN)o MDCIIII ZV(M) OBERMARSCHALCK ANGENO,, /

MEN FI(N)G DEN VORNEMEN MA(N)HEIMER VESTV(N)GSBAW AVF /

GNEDIGSTE VERORDNV(N)G AN, VND FHVRTE DENSELBEN /

MIT SO(N)DERM RHVM: VERRICHTET VIEL A(N)SEHNLICHE /

LEGATIONEN LÖBLICH: BLIEB BEY WERE(N)DER BELAGERV(N)G /

DER STAT MOLTZHEIM IM ELSAS AN(N)o MDCX: LIGT ZV /

HEIDELBERG Z.(VM) H.(EILIGEN) GEIST BEGRABE(N): DIE SEEL LEB= /

ET BEY GOTT VND ALLEN DAPFEREN HELDE(N) /

EWIG: DEM LEIB AVS EHELICHER LIEB RICH= /

TET DIESE GEDECHTNVS AVF VR= /

SVLA GEBORNE GRAVIN ZV /

GLEICHEN AN(N)O MDCXVI

C:

CLAROS QVI PROAVOS VIRTVTIBVS ORNAT AVITIS /

PRO PATRIA ET CHRISTO LEO SOLMICVS OCCIDIT OTTO /

UNIO CHRISTIADVM RHENI DVX LILIGER HASSVS /

ET BELGAE PLANGV(N)T SED NV(N)C OVAT INCLYTVS OTTO /

QVAE NE TANTA DVCIS LAVS INTESTATA IACERET /

IVSSIT AMOR SA(N)CTIS VT MANIBVS HOC MONIMENTVM /

VRSVLA DE PARIBVS CONIVX GE(N)EROSA PARARET

D:

Ps(a)l(m) · 103 Der Mensch ist in sei /

nem leben wie gras, er blüet wie ei /

ne blume auf dem felde, wan(n) der wind /

darüber gehet, so ist sie nimmer da /

vnd ihre stäte kennet sie nit mer

E:

Die genade aber dess Herren /

wehret von ewigkeit zu ewigket (!) über /

die so ihn fürchten vnd seine gerechtigkeit über /

kindes kindt bei denen die seine gebot /

halten, daß sie darnach thun.

Übersetzung:

C:

Der seine berühmten Ahnen durch ererbte Tugenden ehrt, für Vaterland und Christus starb er, Otto, der solmsische Löwe. Die Christliche Union, der Herzog am Rhein [= Kurfürst von der Pfalz], der Lilienträger [= Heinrich IV.], der Hesse und der Niederländer klagen um ihn. Doch der ruhmreiche Otto triumphiert. Auf dass ein solcher Feldherrenruhm nicht unbezeuget bleibe, befahl die Liebe, dass den heiligen Manen dies Denkmal Ursula von Gleichen, die edle Gattin, errichte.

Kommentar:

Übersetzung von Inschrift C nach Walbe.

Inschrift A aus dem zweiten Brief des Paulus an Timotheus, 4. Kapitel, Verse 7 bis 8, die Inschriften C und D aus Psalm 103, die Verse 15 bis 18.

Schrift:

Kapitalis (A bis C) und Fraktur (D und E)

Nachweise

Literatur:

  • Walbe, Heinrich (Bearb.): Die Kunstdenkmäler im Freistaat Hessen – Provinz Oberhessen – Kreis Giessen, Band 3: Südlicher Teil ohne Arnsburg, Darmstadt 1933, S. 146 f.
  • Dehio, Georg: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler – Hessen, bearb. von Magnus Backes, 2. Aufl. München 1982, S. 428
  • Schwennicke, Europäische Stammtafeln NF XVII (1998), Tafel 34
  • Schaum, J. C.: Das Grafen- und Fürstenhaus Solms ..., Frankfurt 1828, S. 154-155 (mit nicht buchstabengetreuer Wiedergabe der Inschriften)

Personen:

Solms-Hungen, Ursula Gräfin zu, geb. Gräfin zu Gleichen · Gleichen, Ursula Gräfin zu, verheiratete Gräfin zu Solms-Hungen · Solms-Braunfels, Konrad Graf zu · Solms-Braunfels, Elisabeth Gräfin zu, geb. von Nassau-Dillenburg · Nassau-Dillenburg, Elisabeth von, verheiratete Gräfin zu Solms-Braunfels

Orte:

Birstein · Braunfels · Heidelberg · Molsheim im Elsaß

Sachbegriffe:

Wappen · Putten · Pilaster · Kapitelle, ionische · Rollwerk · Beschlagwerk · Farbfassungen · Adlige · Grafen · Männer

Wappen:

Solms-Braunfels · Gleichen, Grafen zu

Bearbeitung:

Christa Benedum, Gießen, und Andreas Schmidt, HLGL

Zitierweise
„Graf Otto II. zu Solms-Hungen 1610, Hungen“, in: Grabdenkmäler <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/gdm/id/949> (Stand: 24.4.2007)