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Grabdenkmäler

Übersichtskarte Hessen

Werner III. von Wallenstein 1577, Raboldshausen

Raboldshausen · Gem. Neuenstein · Landkreis Hersfeld-Rotenburg | Historisches Ortslexikon
Standort | Merkmale | Beschreibung | Inschrift | Nachweise | Zitierweise
Standort

Standort:

Raboldshausen

Gebäude / Areal:

Raboldshausen, Evangelische Kirche.

Heutiger Aufbewahrungsort:

Raboldshausen, Evangelische Kirche.

Das Epitaph stand bis 1908 im Turm und befindet sich heute rechts der Kanzel.

Merkmale

Datierung:

4. April 1577

Typ:

Epitaph

Material:

Sandstein

Erhaltung:

erhalten

Beschreibung

Beschreibung:

Im von Pilastern gerahmten Hauptfeld steht der Verstorbene in Prunkrüstung in einer Nische, die oben halbrund mit einem Muschelmotiv abschließt. Er hat seinen Helm zu seinen Füßen abgelegt. Im Aufsatz des Denkmals eine Inschrifttafel (A) in Rollwerk mit Zierwerk und flachem Dreiecksgiebel. Zu beiden Seiten des Verstorbenen im oberen Bereich je zwei Ahnenwappen mit Beischriften (B), darunter je eine hochrechteckige Schrifttafel (mit den Inschriften C und D) in Rollwerkskartuschen. Darunter im Sockel ein Inschriftfeld mit der eigentlichen Grabschrift in zwei Spalten (E) und einer Widmung auf dem unteren Rand desselben (F).

Darstellung:

figürlich

Geschlecht, Alter, Familienstand:

männliche Person(en)

Stand:

Adlige

Enthaltene Wappen:

Vier Vollwappen. Links oben von Wallenstein (7mal gespalten bzw. 4 Pfähle = Vater), darunter von Bommersheim (zwei mit je drei Scheiben belegte Bogenpfähle = Vaters Mutter), rechts oben Holtzadel (zwei Raben oder Krähen = Mutter) und unten von Trohe (drei Seeblätter im Dreipaß = Mutters Mutter).

Dargestellte Personen:

Werner III. von Wallenstein (auch Waldenstein), gestorben am 04.04.1577 im Alter von 93 Jahren.

Der Verstorbene war der Sohn des Hans von Wallenstein und seiner zweiten Frau Else geb. Holtzadel (Holzsadel). Zu den weiteren Vorfahren sei auf die Stammtafel bei Demandt (siehe Literatur) verwiesen.

Werner war in erster Ehe mit Margaretha von Buchenau und in zweiter mit Elisabeth von Urff verheiratet. Der Sohn Balthasar (Baltzer) setzte die Linie fort und hatte unter anderen Kindern wiederum einen Sohn namens Werner. Für letzteren und seine Frau hat sich ein Doppel-Epitaph in Raboldshausen erhalten.

Inschrift

Umschrift:

A:

(Bibelstelle aus Philipper 3, Verse 20 und 21: "Unser Wandel aber ist im Himmel von dannen wir auch warten des Heilandes Jesu Christi, des Herrn, welcher unsern nichtigen Leib verklären wird, daß er ähnlich werde seinem verklärten Leibe"; der genaue Wortlaut der Inschrift muß noch am Objekt nachvollzogen werden.)

B:

(Beischriften zu den Wappen links des Verstorbenen:) WALDENSTEIN // BOMERSHEIM

(Beischriften zu den Wappen rechts des Verstorbenen:) HOLDSADEL // DRO

C:

SO ICH /

DEIN /

HEILAND /

HAB ER /

KANNT /

MEIN /

SEEL /

DRUM /

GEBEN /

IN /

DEINE /

HAND

D:

HIER /

NEBEN /

GELEGT /

MEINEN /

LEIB /

WARTEND /

HIMMLIS /

CHER /

FREUDEN /

ZEIT

E:

HIC IACET ILLVSTRIS WER(N)ER(VS) PACE SEPVLT(VS) /

WALDENSTEIN SVM(M)O REX ERAT IMPERIO /

VIR PIETATE DEO RATIONE HOMINIQ(VE) MINISTRA(N)S /

NOBILIBVS SATRAPIS DIGNA CORONA FVIT /

AD LAT(VS) VXORVM NV(N)C IVNCTVS RITE DVARVM /

EXTREMVM CHRISTI SPECTAT ADIRE DIEM /

PRIMAM DE BVCHNAW GENEROSO SA(N)GVINE DVXIT /

TE ELSABET EX VRFFA NOBILITATE PARI //

PACE NOVE DENOS IMPLEVIT TRES SIMVL ANNOS /

DVM STEDIT IN SVMMO CARDINE DOGMA DEI /

qVARTA DIES APRILIS ERAT SIBI CLAVSVLA VITE /

ACCEPTO SACRO CORDE FIDE qVAE CIBO /

ILLA DIES LVGVBRIA FLET DVM VVLNERA CHRISTI /

SPIRIT(VS) E VIVIS TRANSIT AD ASTRA SVVS /

SEPTEM TVNC DENOS ET SEPTEM SCRIPSIM(VS) AN(N)OS /

MILLE ET qVINGENTOS PAX ANIMEq(VE) SALVS

F:

PASTOR IO(HANN)ES (?) HEC STRVXIT CVRTO AMPLIS IN LAVDE SATRAPIS [.....]

Übersetzung:

E:

Hier ruht der edle Werner in Frieden begraben. Waldenstein war ein Mächtiger mit höchster Gewalt, ein Mann von Frömmigkeit, seinem Gott ein Diener nach menschlicher Weise; unter den Vornehmen ist er mit dem Kranze eines Statthalters gewürdigt gewesen; jetzt, an die Seite seiner beiden nach herkömmlicher Sitte angetrauten Frauen gebettet, wartet er auf das Kommen des jüngsten Tages Christi; die erste führte er aus dem edlen Geschlecht von Buchenau heim, dich, Elisabeth, aus dem gleichedlen Urfer Geschlecht.

In Frieden hat er 93 Jahre vollendet, während das göttliche Dogma auf dem Höhepunkt stand (Reformation). Der vierte Tag im April war sein Lebensschluß, nachdem er mit gläubigen Herzen von dem Opfer genommen; während jener Trauertag die Wunden Christi beweint (Karfreitag), ging sein Geist von den Lebenden zu den Sternen. Man schrieb 1577 Jahre. Friede und Heil seiner Seele.

F:

Pastor Curtz hat dieses zum Lob seines Gaugrafen in ausführlichen Versen entworfen.

Kommentar:

Übersetzung der Inschriften E und F nach: 775 Jahre Raboldshausen 1224-1999, S. 20.

Schrift:

Kapitalis

Nachweise

Literatur:

  • Festausschuss zur Vorbereitung der 775-Jahrfeier Raboldshausen (Hrsg.): 775 Jahre Raboldshausen 1224-1999, S. 20 und 31
  • Landau, Die hessischen Ritterburgen und ihre Besitzer Bd. 2, Kassel 1833, S. 428
  • Demandt, Die Reichsganerbschaft Lindheim in der Wetterau, in: Hessisches Jahrbuch für Landesgeschichte 6 (1956), S. 119
  • Lennep, Georg (Hrsg.): George Lenneps (...) Codex probationum, Marburg 1768, Stammtafeln nach S. 354

Personen:

Wallenstein, Hans von · Wallenstein, Else von, geb. Holtzadel · Holtzadel, Else, verheiratete von Wallenstein · Buchenau, Margaretha von, verheiratete von Wallenstein · Urff, Elisabeth von, verheiratete von Wallenstein · Wallenstein, Margaretha von, geb. von Buchenau · Wallenstein, Elisabeth von, geb. von Urff · Wallenstein, Balthasar (Baltzer) von · Wallenstein, Werner V. von

Sachbegriffe:

Rüstung · Helme · Wappen · Rollwerkskartuschen · Pilaster · Männer · Adlige

Wappen:

Wallenstein · Bommersheim · Holtzadel · Trohe

Bearbeitung:

Otto Volk und Andreas Schmidt, HLGL

Zitierweise
„Werner III. von Wallenstein 1577, Raboldshausen“, in: Grabdenkmäler <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/gdm/id/1096> (Stand: 24.1.2007)