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Grabdenkmäler

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Elisabeth von Schöneberg, kurz nach 1599, Eltville

Eltville · Gem. Eltville am Rhein · Rheingau-Taunus-Kreis | Historisches Ortslexikon
Standort | Merkmale | Beschreibung | Inschrift | Nachweise | Zitierweise
Standort

Standort:

Eltville

Gebäude / Areal:

Eltville, Katholische Pfarrkirche St. Peter und Paul

Angaben zum Standort:

Über dem Durchgang zur Marienkapelle an der Südwand des Chores angebracht.

Merkmale

Datierung:

Nach 1599

Typ:

Epitaph

Material:

Trachyttuff · Marmor

Erhaltung:

erhalten

Größe:

235 x 435 cm (B x H)

Größe der Buchstaben:

4-5 cm

Beschreibung

Beschreibung:

Großes Epitaph mit Grab- und Spruchinschrift.

Über der unteren Schmuckzone mit geflügelten Puttenköpfen und Fruchtgehängen querrechteckige, am Rand von je einem liegenden, nach außen gewendeten Putto flankierte Inschrifttafel mit der neunzeiligen Grab- und Stifterinschrift (A). In der Mittelzone rundbogig geschlossene, leere, von zwei Säulen flankierte Nische. Auf den beiden Seitenfeldern je eine Ahnenprobe mit acht paarweise angeordneten, tingierten Wappen, darüber auf kleinen Täfelchen die dazugehörigen Beischriften. In der obersten Zone standen ursprünglich zwei Freifiguren (wohl die Allegorien von Glaube und Hoffnung); dazwischen die erhaltene Inschrifttafel mit vierzeiliger Spruchinschrift (B). Darüber hochrechteckiges Bildfeld mit Auferstehungsrelief, darüber auf Rundmedaillon Allianzwappen; als Bekrönung Abbildung des Pelikans mit seinen Jungen. Auf der nicht zugänglichen Rückseite Künstlersignatur (C). Trachyttuff, Inschrifttafeln, Gesimse und Säulchen aus verschiedenfarbigem Marmor. Buchstaben vergoldet. (C) nach Kremer.

Geschlecht, Alter, Familienstand:

weibliche Person(en)

Stand:

Adlige

Enthaltene Wappen:

Schöneberg-Braunsberg-Brohl.

Wappen mit Beischriften: VON WEYER ZV NIKEINCH DALBERG

VON DER LEYEN SIKINGEN

BOVRSTHEITT HELMSTAT

DVRKHEM PYRMONT

WILTZO GRIFENCLA

WALPOTT VON VLMEN HOENBERCH

STVMPFF VON SIMMERREN PALANT

CRYEFF DERNK

Dargestellte Personen:

Elisabeth von Schöneberg (vor dem Sane).

Das Epitaph1) trägt allein die Ahnenprobe der Verstorbenen. Das große Wappen im Giebel gehört ihren Eltern Johann von Schöneberg und Clara von Braunsberg-Brohl, Tochter des August von Braunsberg und der Katharina Kämmerer von Worms gen. von Dalberg.2) Die linke Denkmalsseite zeigt die Wappen der Vorfahren väterlicherseits, die rechte Seite diejenigen der Mutterlinie. Bei beiden Hauptlinien geht ein Wappen (Stumpf von Simmern und Frei von Dern) eine Generation weiter zurück. Das aufwendig gestaltete Epitaph ist durch die Signatur als Werk des Mainzer Bildhauers Gerhard Wolff3) ausgewiesen. Wolff, als Sohn des Steinmetzen Endres Wolff wohl kurz nach 1557 geboren, erscheint bereits 1581 als Bildhauer beim Bau der Mainzer St. Gangolfskirche4) und wurde 1607 als Mitglied des Stadtrates aufgenommen. Neben Arbeiten im Mainzer Dom - Wolff fertigte 1586/87 die untergegangene Kanzel -, schuf er weitere Prunkepitaphien in Marburg, Wertheim am Main5) und in Rüdesheim.

1) Ohne Inschriftzitat besprochen von Hans Kremer, Ein signiertes Werk des Mainzer Bildhauers Gerhard Wolff in Eltville am Rhein. In: MzZschr. 50 (1955) 38.

2) Vgl. Humbracht Taf. 211 (Schöneberg).

3) Zu Wolff vgl. Strübing, Wolff; Thieme-Becker Bd. 36, 198; Kremer, Werk; Heinzelmann, Genealogische Randnotizen 60-62.

4) Vgl. zur St. Gangolphskirche Fritz Arens, Die Schloßkirche St. Gangolph zu Mainz. Mainz 1940.

5) So etwa das 1590-92 entstandene Wandgrabmal des Landgrafen Ludwig IV. Testator von Hessen und dessen Gemahlin Hedwig von Württemberg in der Lutherischen Kirche zu Marburg, vgl. Heinzelmann, Genealogische Randnotizen 60-62, sowie das sog. Ebersteinsche Epitaph von 1590-91 in der Ev. Stadtkirche zu Wertheim am Main, vgl. hierzu DI l (Main- und Taubergrund) Nr. 276 und Schuster, Wolff 31-37.

Inschrift

Umschrift:

A ELISABETAE A SCHONBERGK, FOEMINAE LECTISSIMAE, PIETATIS / AC PVDICITIAE LAVDIBVS INSIGNI, VXORI FIDELISSIMAE AC INCO(M)/ PARABILI, IN SPEM GLORIOSAE RESVRRECTIONIS HIC QVIESCENTI: / NOB(ILIS) ET STR(ENVVS) IOANNES GEORGIVS A BICKEN, DOMI(NVS) IN HAIN, / REVERENDISSIMI ET, ILLVSTRIS(SIMI) D(OMINI) D(OMINI) WOLFFGANGI, ARCHIEPIS/COPI MOGVNTINENSIS ETC(ETERA) APVD RINGAVIENSES VICEDOMIN(VS) / MARITVS AMARI DOLORIS PLENVS, HAEC FIERI CVRAVIT. / OBIIT IN DIE S(ANCTAE) VRSVLAE ANNO SALVTIS M D XCVIIII / AETATIS <...>.

B QVA CHRISTVS FORMA SVRREXIT (ET) ASTRA PETIVIT

HAC REDIENS IVDEX TOTIVS ORBIS ERIT

CVNCTA SEPVLTORVM TVNC CORPORA VIVA RESVRGENT

SALVVS (ET) IN COELO QVISQVIS FIDELIS ERIT

C G(ERHARD) W(OLFF)

Übersetzung:

Der Elisabeth von Schöneberg, der geliebtesten Frau, ausgezeichnet durch das Lob ihrer Frömmigkeit und Sittsamkeit, der treuesten und unvergleichlichen Gattin, die hier in der Hoffnung der glorreichen Wiederauferstehung ruht, hat der edle und tüchtige Johannes Georg von Bicken, ihr Ehemann, Herr zu Hain und des hochwürdigsten und vornehmsten Herrn, Herrn Wolfgang, Erzbischof zu Mainz, Viztum im Rheingau, voll bitterem Schmerz dieses Denkmal machen lassen. Sie starb am Tag der hl. Ursula (21. Oktober) im Jahre des Heils 1599 im Alter (...) (A). - In der Gestalt, in der Christus auferstanden und in den Himmel gelangt ist, kehrt er zurück und wird der Richter der ganzen Welt sein. Dann werden alle Körper der Begrabenen lebendig wieder aufstehen, und jeder Gläubige wird wohlbehalten im Himmel sein (B).

Kommentar:

Zwei Distichen (B).

Schrift:

Kapitalis

Nachweise

Literatur:

  • Helwich, Syntagma 244 f.
  • Würdtwein, Epitaphienbuch 367 (teilw.)
  • Zaun, Landkapitel 40 f.
  • Roth, Geschichtsquellen III 240
  • Kdm. 138 f. Nr. 5
  • Kremer, Werk 38.

Sachbegriffe:

Wappen · Frauen · Adlige

Wappen:

Schöneberg-Braunsberg-Brohl · Weyer zu Nickenich · Nickenich, Weyer von · Dalberg · Von der Leyen · Leyen, von der · Sickingen · Bourscheid · Helmstatt · Türkheim · Pyrmont · Wiltzo · Greiffenclau · Walbott von Ulmen · Ulmen, Walbott von · Hohenberg · Stumpf von Simmern · Simmern, Stumpf von · Palant · Cryeff · Dernk

Bearbeitung:

Die Inschriften des Rheingau-Taunus-Kreises. Gesammelt und bearbeitet von Yvonne Monsees (Die Deutschen Inschriften 43), 1997, S. 422-424, Nr. 166.

Zitierweise
„Elisabeth von Schöneberg, kurz nach 1599, Eltville“, in: Grabdenkmäler <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/gdm/id/2048> (Stand: 5.1.2017)