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KDR 100, TK25 1900 ff.
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Herzogtum Nassau 1819 – 47. Eltville

Niederwalluf

Ortsteil · 84 m über NN
Gemeinde Walluf, Rheingau-Taunus-Kreis 
Siedlung | Statistik | Verfassung | Besitz | Kirche und Religion | Kultur | Wirtschaft | Nachweise | Zitierweise
Siedlung

Ortstyp:

Dorf

Lagebezug:

12 km südöstlich von Bad Schwalbach

Lage und Verkehrslage:

Siedlung in einer Rheinbucht östlich Mündung des Wallufbaches gelegen. Kirche im Südostteil des alten Ortskerns am Rheinufer.

Bahnhof der Eisenbahnlinie Wiesbaden – Oberlahnstein ("Rheintalbahn") (Inbetriebnahme der Strecke 11.8.1856).

Ersterwähnung:

770

Siedlungsentwicklung:

Die älteste Siedlung befand sich östlich der Walluf, scheint aber schon im 12. Jahrhundert, möglicherweise in Verbindung mit der Anlegung des Rheingauer Gebücks, auf die westliche Seite verlegt worden zu sein.

Historische Namensformen:

Bezeichnung der Siedlung:

  • villa (770);
  • vicula (1069)

Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung:

Koordinaten:

Gauß-Krüger: 3439905, 5544947
UTM: 32 U 439854 5543169
WGS84: 50.037779° N, 8.160095° O OpenLayers

Statistik

Ortskennziffer:

439017010

Flächennutzungsstatistik:

  • 1885 (Hektar): 682, davon 273 Acker (= 40.03 %), 3 Wiesen (= 0.44 %), 323 Holzungen (= 47.36 %)
  • 1961 (Hektar): 641, davon 219 Wald (= 34.17 %)

Einwohnerstatistik:

  • 1525: 140 Herdstellen
  • 1700: 50 Bürger und 13 Beisassen
  • 1820: 717 Einwohner
  • 1885: 1135, davon 134 evangelisch (= 11.81 %), 999 katholisch (= 88.02 %), 2 andere Christen (= 0.18 %)
  • 1961: 2503, davon 863 evangelisch (= 34.48 %), 1543 katholisch (= 61.65 %)
  • 1970: 3471

Diagramme:

Niederwalluf: Einwohnerzahlen 1834-1967

Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: 1. Die Bevölkerung der Gemeinden 1834-1967.
Wiesbaden : Hessisches Statistisches Landesamt, 1968.

Verfassung

Verwaltungsbezirk:

  • (822/839): in pago qui dicitur Kunigeshundera (= Königssundergau)
  • 1604: Kurfürstentum Mainz, Oberamt Eltville
  • 1787: Kurfürstentum Mainz, Unteres Erzstift, Vizedomamt Rheingau, Amtskellerei Eltville und Amtsvogtei Erbach (links der Waldaffe Teil des Lindauer Gerichts des Grafen von und zu der Leyen)
  • 1803: Nassau-Usingen, Vicedomamt Rheingau, Amtskellerei Eltville
  • 1816: Herzogtum Nassau, Amt Eltville
  • 1849: Herzogtum Nassau, Regierungsbezirk Wiesbaden, Herzogtum Nassau, Verwaltungsbezirk VIII (Kreisamt Rüdesheim)
  • 1854: Herzogtum Nassau, Amt Eltville
  • 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Wiesbaden, Rheingaukreis
  • 1968: Regierungsbezirk Darmstadt, Rheingaukreis
  • 1977: Land Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Rheingau-Taunus-Kreis

Altkreis:

Rheingaukreis

Gericht:

  • Ursprüngich vom Gericht Eltville abhängig
  • 1740: unabhängiges Gericht
  • 1816: Amt Eltville
  • 1849: Justizamt Eltville
  • 1854: Justiz- und Verwaltungsamt Eltville
  • 1867: Amtsgericht Eltville
  • 1943: Amtsgericht Rüdesheim (Zweigstelle Eltville)
  • 1949: Amtsgericht Eltville

Herrschaft:

Die Gemeinde Niederwalluf stand in Abhängigkeit von der Muttergemeinde Eltville, bis in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts eine eigene Gemeindeverwaltung mit Schultheiß, Bürgermeister und Rat vorhanden war.

Gemeindeentwicklung:

Am 1.10.1971 Zusammenschluß mit Oberwalluf zur neugegründeten Gemeinde Walluf.

Besitz

Grundherrschaft und Grundbesitzer:

  • In 8. und 9. Jahrhundert hatten die Reichsklöster Lorsch und Fulda hier Besitz. Der Mainzer Erzbischof Friedrich (937-954) soll nach einer Bestätigung von 1069 dem Stift St. Peter in der Vorstadt von Mainz auf Bitten des Propstes Thiemo die Kirche zu Eltville mit den Zehnten u.a. in Walluf geschenkt haben. Um 1200 werden in einem Güterverzeichnis des Nonnenklosters Rupertsberg Güter des Klosters Kornelimünster in Walluf genannt. 1263 veräußert das Kloster Kornelimünster das Dorf Walluf an den Ritter Franco von Wiesbaden, dem Stammvater der Herren von Lindau. Diese lösten in der Folge die darauf aufbauende Herrschaft aus dem Landgericht Wiesbaden und lösten sich aus der nassauischen Lehnshoheit. Niederwalluf gelangte nunmehr unter mainzischen Einfluß und ging im Amt Eltville auf.

Zehntverhältnisse:

Laut der um 1183 gefälschten Urkunde von 1069 gehörte Niederwalluf zu den Orten, die im Zehntsprengel der Kirche zu Eltville lagen und mit dieser von Erzbischof Friedrich von Mainz (936-954) dem Petersstift in Mainz überwiesen waren.

Kirche und Religion

Ortskirchen:

  • 1197: Kapelle, 1314: Allheydiskapelle
  • 1231: Pleban
  • 1718/19: Umbau der gotischen Vorgängerkirche
  • 1954-56: Großer Erweiterungsbach

Patrozinien:

  • Johannes; Adelheid [1314]

Pfarrzugehörigkeit:

1197 wird eine Kapelle in Niederwalluf dem Kloster Ruppersberg (bei Bingen) von Heinrich Olf geschenkt. 1671 Pfarrkirche

Patronat:

1474 haben die Herren von Lindau das Patronatsrechte inne

Bekenntniswechsel:

Die Reformation konnte sich im Erzbistum Mainz nicht durchsetzen. Der Ort blieb katholisch.

Kirchliche Mittelbehörden:

Mainzer Archidiakonat St. Moritz in Mainz

Kultur

Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles):

Nachweise

Literatur:

Zitierweise
„Niederwalluf, Rheingau-Taunus-Kreis“, in: Historisches Ortslexikon <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/ol/id/10759> (Stand: 28.11.2022)