Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Historisches Ortslexikon

Schwalbach am Taunus

Stadt · 135 m über NN
Gemeinde Schwalbach am Taunus, Main-Taunus-Kreis 
Siedlung | Statistik | Verfassung | Besitz | Kirche und Religion | Kultur | Wirtschaft | Nachweise | Zitierweise
Siedlung

Ortstyp:

Stadt

Lagebezug:

9,5 km nordöstlich von Hofheim am Taunus

Lage und Verkehrslage:

2,5 km nordöstlich von Bad Soden am Taunus, am Schwalbach und der L 3005 und 3014 gelegen

Ersterwähnung:

781

Siedlungsentwicklung:

Der ursprüngliche Siedlungskern liegt bei den Ausläufern der Höhe zwischen Sauerbornsbach und Schwalbach im östlichen Main-Taunus-Vorland. Die Bewohner waren in der Kronberger Mark berechtigt.

Im Norden und Nordwesten wurden römische Besiedlungsspuren nachgewiesen (Cremer, Regierungsbezirk Darmstadt). 781wird erstmals eine villa Sualbach im Lorscher Codex erwähnt (Codex Laureshamensis, Nr. 3365). Auf eine Besiedelung in der Merowingerzeit deutet ein Grab in der Gartenstraße 1 hin.

Historische Namensformen:

Bezeichnung der Siedlung:

  • villa (781)

Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung:

Burgen und Befestigungen:

  • Wasserburg im Süden des alten Ortskerns
  • 1237 urkundliche Ersterwähnung; im Besitz von Hartmut von Schwalbach
  • 1326 war die Burg mit der Vogtei über das Dorf mit dem Gericht Lehen der Falkensteiner.
  • 1345 wurden Frankfurt Öffnungsrechte gewährt.
  • 1418 sterben die Falkensteiner aus [1445 an Eppstein-Königstein].

Koordinaten:

Gauß-Krüger: 3466876, 5557128
UTM: 32 U 466814 5555345
WGS84: 50.149399° N, 8.535505° O OpenLayers

Statistik

Ortskennziffer:

436011000

Flächennutzungsstatistik:

  • 1843: 2610 Morgen
  • 1885 (Hektar): 648, davon 503 Acker (= 77.62 %), 69 Wiesen (= 10.65 %), 49 Holzungen (= 7.56 %)
  • 1895: 647,8 ha
  • 1961 (Hektar): 647, davon 45 Wald (= 6.96 %)
  • 1967: 647,1 ha
  • 1981: 648 ha

Einwohnerstatistik:

  • 1668: 48 Häuser mit 174 Einwohner
  • 1765: 76 Märker
  • 1800: 69 Familien
  • 1817: 550 Einwohner
  • 1885: 924, davon 48 evangelisch (= 5.19 %), 876 katholisch (= 94.81 %)
  • 1961: 4442, davon 1777 evangelisch (= 40.00 %), 2503 katholisch (= 56.35 %)
  • 1970: 13868 Einwohner
  • 1981: 15052 Einwohner
  • 1990: 14778 Einwohner
  • 1995: 14482 Einwohner

Diagramme:

Schwalbach am Taunus: Einwohnerzahlen 1834-1967

Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: 1. Die Bevölkerung der Gemeinden 1834-1967.
Wiesbaden : Hessisches Statistisches Landesamt, 1968.

Verfassung

Verwaltungsbezirk:

  • 781: Niddagau (in Pago Nitachgouue)
  • 1510: Amt Königstein
  • 1581: Kurmainz, Oberamt Königstein
  • 1787: Kurfürstentum Mainz, Oberamt Höchst und Königstein, Amtsvogtei Königstein
  • 1803: Fürstentum Nassau-Usingen, Oberamt Höchst und Königstein, Amtsvogtei Königstein
  • 1806: Herzogtum Nassau, Amt Königstein
  • 1810: Herzogtum Nassau, Amt Oberursel
  • 1816: Herzogtum Nassau, Amt Königstein
  • 1849: Herzogtum Nassau, Herzogtum Nassau, Verwaltungsbezirk IX (Kreisamt Höchst)
  • 1854: Herzogtum Nassau, Amt Königstein
  • 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Wiesbaden, Obertaunuskreis
  • 1919: Hilfskreis Königstein in der französischen Besatzungszone
  • 1928: Freistaat Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Wiesbaden, Main-Taunus-Kreis
  • 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Wiesbaden, Main-Taunus-Kreis
  • 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Wiesbaden, Main-Taunus-Kreis
  • 1977: Land Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Main-Taunus-Kreis

Altkreis:

Main-Taunus-Kreis

Gericht:

  • 1287: 2 villici (Schultheißen)
  • 1385-1442: Gericht auf dem Herrenberg als Limburger Lehen im Besitz der von Kriftel
  • Ab 1444: Gericht auf dem Herrenberg im Besitz Eberhards von Eppstein-Königstein
  • 1445: Belehnung des Henne von Sulzbach mit Gericht und Dorf durch Eberhard von Eppstein-Königstein
  • 1453: Weistum
  • 1467: 2 Schultheißen
  • 1816: Amt Königstein
  • 1849: Justizamt Königstein
  • 1854: Justiz- und Verwaltungsamt Königstein
  • 1867: Amtsgericht Königstein

Herrschaft:

1326: Herrschaft Falkenstein und als Lehen im Besitz derer von Sulzbach

1433: Herrschaft Eppstein-Königstein und als Lehen im Besitz derer von Schwalbach

1539: Herrschaft Stolberg-Königstein

1581: zwischen Mainz und der Kurpfalz umkämpft

1604: Kurmainz

1632: von den Schweden an die Herren von Stolberg

1635: unter kaiserlicher Verwaltung und Rückgabe an Mainz

1803: Nassau-Usingen

Gemeindeentwicklung:

Von 1962-1977 wird die Limesstadt als "Stadt im Grünen" errichtet.

1970 Verleihung des Rechts zur Führung der Bezeichnung "Stadt" (Staatsanzeiger für das Land Hessen 1970, Nr. 19, S. 926).

Besitz

Grundherrschaft und Grundbesitzer:

  • 781-798 erhält das Kloster Lorsch durch Schenkungen 2 Hufen Land in Schwalbach.
  • 1191 bezieht das Kloster Retters Grundzinsen und besitzt darüber hinaus noch einen Hof und einen Weinberg nebst einem Weingarten, einer Wiese und einem Wald in der Lotterbach.
  • 1222 besitzt das Kloster Retter 1,5 Hufe Land und 2 Weinberge.
  • 1280 bestimmt Retters die Einkünfte von 26 Tagwerken für sein Krankenhaus.
  • 1287 erwirbt das Kloster Arnsburg 1,5 Hufe Land von einem Frankfurter Bürger.
  • 1300 erwirbt der Deutsche Orden in Sachsenhausen vom Ilbenstädter Kanoniker Dietrich von Eschbach 1/2 Hufe Land.
  • 1310 besitzt das Kloster Thron 2 Hufe Land und 2 Höfe.
  • 1320 erhält das Maria- und Georgstift in Frankfurt einen Weinberg.
  • 1331 besitzt der Deutsche Orden in Sachsenhausen 3 Hufe Land.
  • 1358 verfügen die Herren von Kronberg hier über Besitzungen.
  • 1370-1387 hat Konrad von Sulzbach einen Dinghof samt Zubehör von Graf Heinrich von Sponheim-Dannenfles zu Lehen.
  • 1380 erwirbt Walter von Kronberg 2 Morgen Weingarten vom Ritter Johann von Sulzbach.
  • 1382 verpfänden die von Sulzbach eine Kornrente für 89 Morgen Acker und 40 Morgen Wiese.
  • 1398-1400 verleiht der Pfalzgraf Frank von Kronberg Güter als Burglehen.
  • 1399 erwirbt Frank von Kronberg Güter von Johann Mertz von Kriftel.
  • 1431 trägt Henne von Sulzbach wie später auch 1453 und 1465 einen halben Dinghof als Mannlehen von Nassau-Saarbrücken.
  • 1460 umfasst der königsteinische Dinghof 320 Morgen Land und als Anlieger werden der Deutsche Orden, Bernhard von Sulzbach, das Liebfrauenstift und die Herren von Nassau genannt.
  • 1466 verpfändet Eberhard von Eppstein-Königstein 60 Morgen Wiese.
  • 1472 bezieht Graf Kuno von Solms von hier Einkünfte.
  • 1583 umfasst der kurmainzische Besitz 17,5 Hufe Ackerland und 16 Morgen Wiese. Im Gleichen Jahr wächst der Besitz auf 18 Hufe und 24 Morgen Ackerland sowie 37 Morgen Wiese an, welche für 222 Achtel Korn verpachtet sind. Zusätzliche Einnahmen kommen aus weiteren 49 Morgen Wiese, die für 2 1/4 Gulden verpachtet sind.
  • 1668 besitzt der Deutsche Orden in Frankfurt 2 Hufe Land.

Zehntverhältnisse:

1284 wird dem Kloster Schmerlebach der Neurottzehnte zugesprochen.

1287 behält das Kloster nach einem Rechtsstreit mit Petrissa, der Witwe Hugos von Schwalbach, ihrem Sohn Peter, Rutwin von Ursel sowie dessen Ehefrau gegen eine jährliche Entschädigung den Weinzehnten.

1312 gehören der Pfarrei 1/3 aller Zehntabgaben.

1378 behalten sich die Herren von Falkenstein bei der Verpfändung der Herrschaft Königstein den Zehnten vor.

1384 erwirbt Albrecht von Reifenberg den Zehntanteil des Gilbrecht Löw von Steinfurth, welcher dazu die Zustimmung seines Lehnsherren Philipp von Falkenstein hat.

1385 wird Johann Mertz von Kriftel mit Gericht und Zehnt auf dem Herrenberg vom Abt des Klosters Limburg belehnt, welches bis dato Jakob von Hain inne hatte.

1387 gehören der Ganerbengemeinschaft der von Sulzbach 1/3 des großen und 2/3 des kleinen Zehnten als Falkensteiner Lehen.

1390 kaufen die Ganerben den Anteil der von Bellersheim am Zehnten hinzu.

1413 geht der Zehnte und das Gericht über den Herrenberg an den Sohn des Jakob von Hain.

1435 löst Eberhard von Eppstein-Königstein den Anteil des Albrecht von Reifenberg aus. Zur gleichen Zeit tragen die Ganerben von Sulzbach 1/3 des kleinen und 1/6 des großen Zehnten zu Lehen.

1442 übernehmen Joahnn von Erlenbach und Waklter von Reifenberg das Gericht und Zehnten über den Herrenberg, welche es 1444 Eberhard von Eppstein-Königstein überlassen.

Im Jahre 1453 übt das Kloster Schmerlebach noch immer Zehntrechte aus.

1466 gehören Eberhard von Eppstein-Königstein der Frucht- und Weinzehnte, welche zu 1/3 verpfändet sind.

1545 kaufen die Herren von Stolberg-Königstein die Zehntrechte des Klosters Schmerlebach.

Ortsadel:

1213: Ersterwähnung der von Sulzbach

1287: Erstbezeichnung als Vögte von Sulzbach

14. Jahrhundert: Teilung in zwei Linien (eine durch die von Falkenstein und die andere durch die von Eppstein belehnt)

1569: Aussterben der Familie im Mannesstamm

Kirche und Religion

Ortskirchen:

  • 1250 Kirche.
  • 1285 Pfarrei (Kleinfeldt, Kirchenorganisation)
  • 1752-1754: Kirchenneubau
  • 1926: Bau der Holzkapelle für die evangelische Kirchengemeinde (an Stelle der heutigen Geschwister-Scholl-Schule)
  • 1952: Bau des evangelischen Gemeindezentrums
  • 1962: Bau der Holzkapelle in der Limesstadt
  • 1964/65: Erweiterung der kath. Pfarrkirche
  • 1967: Errichtung der Pfarrvikarie St. Martin in der Limesstadt
  • 1972: Ersetzen der Holzkapelle durch eine Steinkirche
  • 1977: Zusammenlegung der Pfarrvikarie mit der Pfarrei St. Pankratius

Patrozinien:

  • Pankratius; Martinus

Pfarrzugehörigkeit:

Von 1284 bis 1526 gehören zur Pfarrei Schwalbach Mammolshain und Niederhöchstadt.

1926 ist die evangelische Gemeinde Filial von Sulzbach, bevor sie 1952 selbstständig wird.

1966 wird die evangelsiche Pfarrvikarie in der Liemsstadt selbstständig und erhält 1970 ein eigenes Gemeindezentrum.

1970 wird Niederhöchstadt von der evangelischen Gemeinde abgetrennt.

Patronat:

Bis 1225 gehörte den Herren von Kugelnberg das Patronatsrecht, welche es in jenem Jahr dem Kloster Hagen/Schmerlebach schenken. Noch 1456 besitzt das Kloster das Patronat.

1668 besitzt Kurmainz das Patronat.

Bekenntniswechsel:

Einführung der Reformation in der Grafschaft Königstein durch Ludwig von Stolberg ab 1536.

Katholischer Bekenntniswechsel: ab 1604

Kirchliche Mittelbehörden:

Seit 1107 zum Dekanat Eschborn, Archidiakonat St. Peter in Mainz gehörig

Kultur

Schulen:

1792 neues Schulhauses; 1834 weiteres neues Haus in Schulstraße für Elementarschule;

1955-59: Bau der heutigen Geschwister-Scholl-Schule

1965-67: Bau der Friedrich-Ebert-Haupt-und-Realschule

1970: Bau der Georg-Kerschensteiner-Grundschule

1978: Bau des heutigen Albert-Einstein-Gymnasiums

Kultur:

Ehem. Schulhaus, heute Jugendzentrum, von 1835 (Cremer, Regierungsbezirk Darmstadt); 1859 zwei Klassen mit 59 und 84 Schülerinnen und Schülern; 1910 vierklassige Volksschule mit 250 Schülern

Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles):

Wirtschaft

Mühlen:

1452 und 1460: Mühle

Nachweise

Literatur:

Zitierweise
„Schwalbach am Taunus, Main-Taunus-Kreis“, in: Historisches Ortslexikon <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/ol/id/11293> (Stand: 23.11.2022)