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KDR 100, TK25 1900 ff.
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Herzogtum Nassau 1819 – 43. Oberursel

Oberliederbach

Ortsteil · 138 m über NN
Gemeinde Liederbach am Taunus, Main-Taunus-Kreis 
Siedlung | Statistik | Verfassung | Besitz | Kirche und Religion | Kultur | Wirtschaft | Nachweise | Zitierweise
Siedlung

Ortstyp:

Dorf

Lagebezug:

5 km nordöstlich von Hofheim am Taunus

Lage und Verkehrslage:

4 km nordwestlich von Unterliederbach, am Liederbach und der A 66 gelegen.

Bahnhof der Eisenbahnlinie Frankfurt am Main/Höchst – Königstein (Inbetriebnahme der Strecke 24.2.1902).

Siedlungsentwicklung:

Der Siedlungskern liegt am rechten Ufer des Liederbachs im östlichen Main-Taunus-Vorland. Der Ort bildet die Oberliederbacher Mark.

1620 wurde der Ort durch kaiserliche Truppen gebrandschatzt. 1654 werden große Teile des Ortes durch ein von durchziehenden Soldaten gelegtes Feuer vernichtet.

Die heutige Bebauung erstreckt sich zwischen Am Feldrain und Sodener Straße.

Vorbemerkung Historische Namensformen:

Da die Schriftquellen bis ins 13. Jahrhundert keine Differenzierung vornehmen vgl. auch Unterliederbach

Historische Namensformen:

Bezeichnung der Siedlung:

  • Die ersten Namensformen könnten sowohl für Münster- als auch für Ober- und Unterliederbach zutreffen.
  • Ab der Mitte des 14. Jahrhunderts taucht der Name Oberliederbach auf. Gleichzeitig wird bis ins 15. Jahrhundert die Bezeichnung Mittelliederbach gebraucht, da der Ort zwischen Münster- und Unterliederbach lag.

Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung:

Koordinaten:

Gauß-Krüger: 3463809, 5553820
UTM: 32 U 463749 5552038
WGS84: 50.119481° N, 8.49291° O OpenLayers

Statistik

Ortskennziffer:

436010020

Flächennutzungsstatistik:

  • 1843: 1710 Morgen
  • 1885 (Hektar): 435, davon 363 Acker (= 83.45 %), 50 Wiesen (= 11.49 %), 4 Holzungen (= 0.92 %)
  • 1961 (Hektar): 435, davon 4 Wald (= 0.92 %)
  • 1981: 435 ha

Einwohnerstatistik:

  • 1492: 18 Häuser
  • 1534: 38 Hausgesessene
  • 1570: 30 Häuser
  • 1587: 50 Hausgesessene
  • 1598: 41 Haushalte
  • 1610: 39 Haushalte
  • 1630: 27 Männer, 3 Witwen und 4 Vormundschaften
  • 1637: 8 Haushalte
  • 1668: 17 Männer und 2 Witwen
  • 1716: 27 Männer
  • 1777: 40 Gemeindemitglieder, 5 Beisassen, 1 Jude
  • 1805: 42 Gemeindemitglieder und 8 Witwen
  • 1817: 300 Einwohner
  • 1885: 285, davon 263 evangelisch (= 92.28 %), 19 katholisch (= 6.67 %), 3 Juden (= 1.05 %)
  • 1961: 939, davon 554 evangelisch (= 59.00 %), 349 katholisch (= 37.17 %)
  • 1970: 1372 Einwohner
  • 1987: 3232 Einwohner

Diagramme:

Oberliederbach: Einwohnerzahlen 1834-1967

Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: 1. Die Bevölkerung der Gemeinden 1834-1967.
Wiesbaden : Hessisches Statistisches Landesamt, 1968.

Verfassung

Verwaltungsbezirk:

  • (780-802): Wettereiba bzw. Maingau
  • Ende 12. Jahrhundert: Herrschaft Eppstein, Amt Eppstein
  • 1492: Landgrafschaft Hessen, Amt Eppstein
  • 1643: Landgrafschaft Hessen, Amt Wallau
  • 1787: Landgrafschaft Hessen-Darmstadt, Herrschaft Eppstein, Amt Wallau
  • 1806: Preußen, Provinz Hessen Nassau, Kreis Offenbach
  • 1849: Herzogtum Nassau, Verwaltungsbezirk IX (Kreisamt Höchst)
  • 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Wiesbaden, Kreis Wiesbaden
  • 1886: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Kreis Höchst
  • 1928: Freistaat Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Wiesbaden, Main-Taunus-Kreis
  • 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Wiesbaden, Main-Taunus-Kreis
  • 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Wiesbaden, Main-Taunus-Kreis
  • 1977: Land Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Main-Taunus-Kreis

Altkreis:

Main-Taunus-Kreis

Gericht:

  • 1364: Schöffen
  • 1454: Schöffen und Schultheiß
  • Ab 1491 zusammen mit Unterliederbach zum Landgericht Hof Häusel gehörig.
  • 1816: Amt Höchst
  • 1849: Justizamt Höchst
  • 1854: Justiz- und Verwaltungsamt Höchst
  • 1867: Amtsgericht Höchst am Main
  • 1879: Amtsgericht Höchst
  • 1928: Amtsgericht Frankfurt a. M./Höchst
  • 1945: Amtsgericht Frankfurt am Main

Herrschaft:

1282/83: als Lehen des Pfalzgrafen bei Rhein im Besitz des Gottfried von Eppstein

1306: Herrschaftsbereich Siegfrieds von Eppstein

1433: Herrschaft Eppstein-Münzenberg

1439: Herrschaft Johanns von Eppstein

1480: wieder r Herrschaft Eppstein-Münzenberg

1483: Übergabe des Ortes von Hans von Kronberg an Gottfried von Eppstein-Münzenberg

1492: Landgrafschaft Hessen

1604: Hessen-Kassel

1624: Landgrafschaft Hessen-Darmstadt

1806: Großherzogtum Hessen

Gemeindeentwicklung:

Im Zuge der hessischen Gebietsreform schlossen sich am 31.12.1971 Niederhofheim und Oberliederbach zur neu gebildeten Gemeinde Liederbach zusammen.

Besitz

Grundherrschaft und Grundbesitzer:

  • 838 erhält das Kloster Lorsch 1 Hofreite, 2 Hufe Land und 1 Weingarten.
  • 1191 besitzt das Kloster Retters 2 Weinberge und 4 Joch Acker.
  • 1204 besitzt Gottfried von Eppstein einen Hof in der Größe von 9 Hufen.
  • 1272 vermacht Gottfried von Eppstein seine Güter dem Kloster Schönau, nutzt sie aber auf Grundlage des Landsiedelrechts weiter.
  • 1306 haben das Frankfurter Bartholomäusstift, Kloster Schönau, Kloster Retters, der Knappe Gerhard gen. Gast und der Ritter Gotzo de Indagine hier Besitz.
  • 1318 besitzt das Kloster Bleidenstadt ein Gut.
  • 1364 besitzt die Mainzer Dompropstei 1 Hof samt Eigengüter.
  • 1368 besitzt die Dompräzens 52 Morgen Land. Weitere Landeigner zu diesem Zeitpunkt sind Kloster Retters, Kloster Schönau, Kloster Pattershausen, Philipp von Falkenstein und Knappe Philipp gen. Kul.
  • 1403 verleiht das Kloster Schönau seinen Hof an Gottfried von Eppstein als Landsiedelrecht.
  • 1432 erwirbt das Bartholomäusstift eine Korngülte von Frank von Kronberg.
  • 1438 erwirbt Frank d.Ä. von Kronberg die Äcker der Rudel von Reifenberg.
  • 1454 beziehen die Mainzer Dompropstei, das Stephansstift und die von Praunheim Grundzinzen aus Ländereien in Oberliederbach.
  • 1464 verkauft Gottfried von Eppstein dem Frankfurter Bartholomäusstift ein Gut als Kompensation für die durch Verkauf seines Hofes verlorene Korngülte.
  • 1487 erwirbt das Mainzer Mariagredenstift von einem Mainzer und einem Frankfurter Bürger 1 Hof und 5 Hufe Land.
  • 1592 besitzt die Landgrafschaft Hessen hier 296 Morgen Land.
  • 1692 kommen die hessischen Besitzungen als Erbleihe in den Besitz der Familie von Lersner.
  • 1752 fallen die Güter an deren Erben, die von Groote.
  • 1811 werden die hessischen Güter samt Hof von den von Groote aus der Erbpacht gelöst.
  • Hof und Land fallen am Ende des 19. Jahrhunderts an die Familie von Dietel, die bis 1954 das Gut besitzen.

Zehntverhältnisse:

1356 besitzt der Mainzer Dompropst den Zehnten.

1364 hat die Dompropstei den großen und kleinen Zehnten inne, wobei die Besitzungen der Eppsteiner vom Zehnten befreit sind.

13887 ist der Zehnte durch das Domkapitel zu Lehen ausgegeben.

1389 gehört der Zehnte der Dompräzens.

1454 gehört der große Zehnte der Dompräzens und der kleine dem Pfarrer, wobei einige Güter in Oberliederbach dem Stift St. Stephan und dem Dompropst zehntpflichtig sind.

1592 steht dem Pfarrer der kleine Zehnte zu.

Kirche und Religion

Ortskirchen:

  • 1273: Erzpriester
  • 1306: Glöckner (campanarius)
  • 1333: Pleban
  • 1654: Kirchenbrand und Neubau
  • 1833/34: Bau der ev. Pfarrkirche

Pfarrzugehörigkeit:

Um 1465 gehören Niederhofheim und Unterliederbach zur Pfarrei Oberliederbach.

Die kath. Gemeinde gehörte zunächst zu Bad Soden und ab 1959 zur Pfarrei Münster, bis sie 1980 zusammen mit Oberliederbach eine eigene Gemeinde bildete.

Patronat:

1351 steht der Mainzer Dompropstei das Patronats- und Präsentationsrecht zu.

1557 steht dem Mainzer Domkapitel collator und pastor zu.

Nach 1557 geht das Patronat an die Landgrafschaft Hessen über.

Diakonische Einrichtung:

Nach Wegweiser für die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau. Ausgabe von 1954 eine Schwesternstation mit 2, ein Kindergarten mit 1 Kraft, ebenso eine Schwesternstation in Kelkheim (1)

Bekenntniswechsel:

Einführung der Reformation vermutlich um 1530.

Erster evangelischer Pfarrer: Name nicht bekannt, 1541 wegen Trunksucht abgesetzt.

Seit 1818 unierte Pfarrei.

Kirchliche Mittelbehörden:

Seit 1107 zum Dekanat Eschborn, Archidiakonat St. Peter in Mainz gehörig

Kultur

Schulen:

1665: Schulhaus und Schulmeister

1908: Schulbau Kirchweg 23

1966: Bau der Liederbachschule

Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles):

Wirtschaft

Mittelpunktfunktion:

Am St. Veitstag (15.06.) wurde hier das Märkerding der Oberliederbacher Mark abgehalten. Zur Oberliederbacher Mark gehörten 1484: Schloßborn, Ehlhalten, Eppenhain, Ruppertshain, das Kloster Retters, Fischbach, Hornau, Kelkheim, Münster, Hof Hausen, Niederhofheim, Oberliederbach, Hof Eichen, Unterliederbach, Sossenheim, Höchst, Sindlingen, Okriftel, Zeilsheim, Hattersheim und Kriftel sowie ab 1530 der Gimbacher Hof, 1550 der Hof Hedekam und 1567 Lorsbach.

Mühlen:

1403: Obermühle

1619: Rethershe Mühle

1623: Errichtung einer Ölmühle

17. Jahrhundert: Untermühle

Zoll:

1359 gehört die Bede Gottfried von Eppstein.

1480 gehört die Bede Gottfried von Eppstein-Münzenberg.

Nachweise

Literatur:

Zitierweise
„Oberliederbach, Main-Taunus-Kreis“, in: Historisches Ortslexikon <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/ol/id/11290> (Stand: 11.10.2021)