Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Historisches Ortslexikon

Okriftel

Stadtteil · 92 m über NN
Gemeinde Hattersheim am Main, Main-Taunus-Kreis 
Siedlung | Statistik | Verfassung | Besitz | Kirche und Religion | Kultur | Wirtschaft | Nachweise | Zitierweise
Siedlung

Ortstyp:

Dorf

Lagebezug:

5,5 km nordöstlich von Hofheim am Taunus

Lage und Verkehrslage:

2 km südöstlich von Hattersheim, auf einer Niederterrasse des Mains

Am Main und der L 3006 gelegen

Ortsform:

Wegedorf

Ersterwähnung:

1103

Siedlungsentwicklung:

Erste Hinweise auf eine Besiedelung der Gegend geben Gräber aus der Merowingerzeit in der heutigen Wehrstraße.

1634 wird der Ort durch kaiserliche Truppen geplündert.

Historische Namensformen:

Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung:

Koordinaten:

Gauß-Krüger: 3463979, 5546521
UTM: 32 U 463918 5544742
WGS84: 50.053873° N, 8.495975° O OpenLayers

Statistik

Ortskennziffer:

436005030

Flächennutzungsstatistik:

  • 1843: 1458 Morgen
  • 1885 (Hektar): 407, davon 296 Acker (= 72.73 %), 61 Wiesen (= 14.99 %), 5 Holzungen (= 1.23 %)
  • 1895: 406,5 ha
  • 1961 (Hektar): 407, davon 0 Wald

Einwohnerstatistik:

  • 1543: 26 Hausgesessene
  • 1587: 22 Hausgesessene
  • 1648: 6 Häuser
  • 1712: 42 Häuser
  • 1805: 35 Gemeindemitglieder und 5 Witwen
  • 1817: 319 Einwohner
  • 1885: 693, davon 602 evangelisch (= 86.87 %), 49 katholisch (= 7.07 %), 42 Juden (= 6.06 %)
  • 1961: 3717, davon 2389 evangelisch (= 64.27 %), 1212 katholisch (= 32.61 %)
  • 1970: 4571 Einwohner
  • 1970: 4571 Einwohner
  • 1987: 6987 Einwohner
  • vor 1618: 28 Hausgesessene

Diagramme:

Okriftel: Einwohnerzahlen 1834-1967

Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: 1. Die Bevölkerung der Gemeinden 1834-1967.
Wiesbaden : Hessisches Statistisches Landesamt, 1968.

Verfassung

Verwaltungsbezirk:

  • In der Oberliederbacher Mark berechtigt
  • 1556: Grafschaft Isenburg-Birstein, Amt Offenbach
  • 1729: Grafschaft Isenburg-Birstein, Oberamt Offenbach
  • 1787: Fürstentum Isenburg-Birstein, Anteil an der oberen Grafschaft Isenburg, Oberamt Offenbach
  • 1803: Herzogtum Nassau, Amt Wallau
  • 1849: Herzogtum Nassau, Verwaltungsbezirk IX (Kreisamt Höchst)
  • 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Wiesbaden, Kreis Wiesbaden
  • 1886: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Kreis Höchst
  • 1928: Freistaat Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Wiesbaden, Main-Taunus-Kreis
  • 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Wiesbaden, Main-Taunus-Kreis
  • 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Wiesbaden, Main-Taunus-Kreis
  • 1977: Land Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Main-Taunus-Kreis

Altkreis:

Main-Taunus-Kreis

Gericht:

  • Im Mittelalter zum Landgericht Dieffenwegen gehörig
  • 1252 ist die Gerichtsbarkeit als Reichslehen an die von Preungesheim vergeben.
  • 1306: Weistum der von Preugesheim
  • 1317: Ernennung des Schultheißen durch das Kloster Arnsburg
  • 1395: Gerichtsbarkeit bei Brechtel Barfuß von Wintersheim
  • 16. Jahrhundert: Streit um die Blutgerichstbarkeit
  • 1816: Amt Höchst
  • 1849: Justizamt Höchst
  • 1854: Justiz- und Verwaltungsamt Höchst
  • 1867: Amtsgericht Höchst am Main
  • 1879: Amtsgericht Höchst
  • 1928: Amtsgericht Frankfurt a. M./Höchst
  • 1945: Amtsgericht Frankfurt am Main

Herrschaft:

1252: Herrschaft der Ritter von Preungesheim

1317: Besitz des Klosters Arnsburg

1324: Reichslehen im Besitz der Herren von Isenburg und als Unterlehen bei Winther von Rödelheim

1395: Besitz des Brechtel Barfuß von Wintersheim

1421: Herrschaft Isenburg-Büdingen

1421: Lehen des Philipp von Rüdigheim

1433: Lehen des Henne von Rödelheim

1440: wieder Lehnen des Philipp von Rüdigheim

1477: Verzicht Philipps von Rüdigheim auf alle Herrschaftsrechte am Ort

1556: Herrschaft Isenburg-Birstein

1628: nach einer weiteren Erbteilung der Herrschaft der neuen Linie Isenburg-Birstein

1635: unter kaiserlicher Herrschaft und Verwaltung durch Hessen-Darmstadt

1642: Herrschaft Isenburg-Birstein

1802: Nassau-Usingen

Gemeindeentwicklung:

Am 01.07.1972 schließen sich Okriftel, Eddersheim und Hattersheim zur Stadt Hattersheim zusammen.

Besitz

Grundherrschaft und Grundbesitzer:

  • 1103 erhält das Kloster St. Jakob ein Schiff und zwei Mühlen in Okriftel.
  • 1132 wird die Schenkung von 1 Hufe Land an das Kloster Johannisberg durch den Mainzer Erzbischof bestätigt.
  • 1134 gibt die Abtei St. Alban 2 Hufe Land zu Lehen aus.
  • 1140 wird die Schenkung von 3 Hufen Land an das Kloster Johannisberg durch den Mainzer Erzbischof bestätigt.
  • 1306 haben die Klöster Thron und Arnsburg hier Landbesitz.
  • 1312 kauft das Kloster Arnsburg die Besitzungen und Rechte des Klosters St. Jakob.
  • 1316-1319 haben die von Hattstein hier Besitz.
  • 1317 kauft das Kloster Arnsburg 9 Hufe Land vom Kloster Thron.
  • 1426 erhält Georg von Sulzbach Land von Wolf von Bommersheim.
  • 1440 haben Philipp von Rüdigheim und seine Frau Anna von Rödelheim hier Besitz.
  • 1480 besitzt der Mainzer Kartäuserorden hier Güter.
  • 1490 kauft der Deutsche Orden in Sachsenhausen Land von Philipp von Rüdigheim.
  • 1506 verkaufen die Herren von Kronberg 4 Hufe Land an Ludwig II. von Isenburg
  • 1546 kaufen Anton d.Ä. von Isenburg-Ronneburg und Reinhatrd von Isenburg-Birstein den 18 Hufe umfassenden Landbesitz des Klosters Arnsburg in Okriftel.
  • 1618 verkauft Johann Heinrich von Reifenberg eine Korngülte und setzt sein Pachtgut und das Eihgengut seiner Frau Anna von Kronberg als Pfand ein.
  • 1725 sind die Grafen von Isenburg der größte Grundherr des Ortes, daneben umfasst das Pfasrrgut 128 Morgen, die Güter des Deutschen Ordens 77 3/4 Morgen, des Mainzer Domstifts 33,5 Morgen,
  • der Mainzer Kartäuser 31,5 Morgen, der Kartäuser in Flörsheim 30 Morgen, des Altmünsterklosters 27 1/4 Morgen, des Mainzer Dompropst 21 Morgen, der Eddersheimer Dompropstei 7 Morgen und des Stifts Heiligengrab 19 Morgen, des Stephansstifts 14 Morgen. Daneben bestand das Lehensgut der Bommersheimer aus 22 1/4 Morgen, das der Dalberger aus 15 Morgen und das der von Winter aus 102 Morgen Land.

Zehntverhältnisse:

1184 gehört der Zehnte der Abtei St. Alban.

1281 gehört Winter von Preugesheim der Kleine Zehnte.

Kirche und Religion

Ortskirchen:

  • 1184: Kirche
  • 1313: Glöckner
  • 1681: Wiederaufbau der zerstörten Kirche
  • 1809: Neubau der ev. Pfarrkirche
  • 1952: Bau der kath. Christkönigskapelle

Patrozinien:

  • Jesus Christus

Pfarrzugehörigkeit:

Bis 1313 gehört die Kapelle in Hattersheim zu Okriftel.

Bis 1595 ist Okriftel Filial von Eddersheim.

Ab 1953 ist Okriftel eine selbstständige kath. Pfarrvikarie.

Patronat:

1184 gehörte das Patronat der Abtei von St. Alban.

Diakonische Einrichtung:

Nach Wegweiser für die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau. Ausgabe von 1954 eine Schwesternstation mit 1 Kraft, auch in Hattersheim eine Schwesternstation (1)

Bekenntniswechsel:

Einführung der Reformation: um 1545

Reformierter Bekenntniswechsel: 1595

Kirchliche Mittelbehörden:

Seit 1107 zum Dekanat Eschborn, Archidiakonat St. Peter in Mainz gehörig

Juden:

Ab 1765 dürfen die Juden in Okriftel ihre Gottesdienste in einem Privathaus feiern.

1843: 29, 1905:49, 1910: 45 Juden

angeschlossen an Hattersheim

Kultur

Schulen:

1581: Schule bzw. Kirchschule für Okriftel, Hattersheim und Eddersheim

1854: Bau der heutigen Albert-Schweizer-Grundschule

Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles):

Wirtschaft

Mühlen:

1103: 2 Mühlen im Besitz des Klosters St. Jakob

1697: Bau einer Mühle durch den Eddersheimer Oberschultheiß Bonnen

Zoll:

1498 besitzen die Herren von Isenburg Atzung und Bede.

Nachweise

Literatur:

Zitierweise
„Okriftel, Main-Taunus-Kreis“, in: Historisches Ortslexikon <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/ol/id/11291> (Stand: 6.6.2023)