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5615 Villmar
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KDR 100, TK25 1900 ff.
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Herzogtum Nassau 1819 – 26. Nieder Brechen

Weitere Informationen

Villmar

Ortsteil · 118 m über NN
Gemeinde Villmar, Landkreis Limburg-Weilburg 
Siedlung | Statistik | Verfassung | Besitz | Kirche und Religion | Kultur | Wirtschaft | Nachweise | Zitierweise
Siedlung

Ortstyp:

Dorf

Lagebezug:

Villmar liegt 9 km östlich von Limburg.

Lage und Verkehrslage:

Der Ort liegt in der Nähe von Runkel an der L 3063 und der Lahn.

Bahnhof der Eisenbahnlinie Wetzlar – Nassau ("Lahntalbahn III") (Inbetriebnahme der Strecke 14.10.1862).

Ersterwähnung:

1053

Siedlungsentwicklung:

An der Stelle der heutigen Ortschaft befand sich im Hochmittelalter ein königliches Hofgut, welches Kasier Heinrich III. 1053 der Trierer St.-Eucharius-Abtei schenkte.

Vom 13. bis ins 16. Jahrhundert waren die Herren von Isenburg hier Vögte und bauten vermutlich um 1250 eine Burg errichten, der der Bau einer Ortsbefestigung vorangegangen war. Die umliegenden Besitzungen der Grafen von Diez zwangen die Isenburger allerdings dazu, diese an den Herrschaftsrechten in Villmar teilhaben zu lassen.

1295 wurde Villmar im Zuge von Besitzstreitigkeiten durch die Truppen des Erzbischofs von Trier erobert.

1348 musste Erzbischof Balduin von Trier eine erneute Belagerung Triers abbrechen, da er eine Intervention des Mainzer Erzbsichofs fürchten musste. 1359 wurde Villmar wegen angeblichen Landfriedensbruch zum zweitenmal erobert, diesmal durch ein Bündnis des Erzbistums Trier mit den Städtebünden des Rheingaus und der Wetterau. In Folge der Eroberung wurde die Burg zerstört und erst nachdem die Isenburger dem Reich das Öffnungsrecht gewährt hatten, durfte die Burganlage wieder neu aufgebaut werden. Kaiser Karl IV. gab die Burg Philipp von Isenburg als Reichslehen und ein Vertrag der Isenburger mit dem Trierer Erzbischof sicherte der Familie den Besitz der Vogteirechte für Villmar zu.

1536 und 1608 wurden große Teile des Ortes durch Brände zerstört. 1562 wird die Kellerei des Trierer Matthiastift als "neues Haus" bezeichnet. Die Kellerei war aus der königlichen Villa hervorgegangen.1565 verkauften die Isenburger die Vogteirechte an Trier, was auf diesen Wege die Hoheit über Villmar erlangte. Im 17. Jahrhundert nahm der durch die Marmorsteinbrüche eine rasante Entwicklung.

In der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts entstand im östlichen Teil der Kellerei eine barocke Gartenanlage, die 1730 durch die neue Valerius-Pforte erreichbar war und der bereits 1728 ein Brunnenhinzugefügt wurde.

1803 wurden große Teile der Ortsbefestigung niedergerissen. Anstelle des Kellereigebäudes wurde 1890 ein neues Pfarrhaus errichtet, wozu man einen Teil des Abbruchmaterials wiederverwendete. Das neue Pfarrhaus steht in der Tradition der im 19. Jahrhundert insbesondere im Rheinland erbauten Burg-Villen, wobei der spätmittelalterliche Rundturm in das neue Gebäude integriert wurde.

Historische Namensformen:

Bezeichnung der Siedlung:

  • villa; curtis 1053

Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung:

Burgen und Befestigungen:

  • Burg:
  • Die Burg wurde um 1250 errichtet. Die Burg liegt im Bereich des alten Friedhofs im Westen von Villmar. Eine 1660/80 angefertigte Zeichnung der Burg zeigt einen dreistöckigen Wohnturm.
  • Befestigungsanlagen:
  • Die Ortsbefestigung wurde kurz vor dem Bau der Burg errichtet und 1816 größtenteils abgerissen. Von den Befestigungsanlagen sind noch Reste erhalten geblieben, so im Bereich des Pfarrhauses in Form von Mauerteilen und zwei Rundtürmen mit Wehrgang und Rundbogenfries. Westlich des Pfarrhauses lassen sich noch Reste des ehemaligen Stallgebäudes finden und am Matthäser Eck steht der Stumpf des rechteckigen Mattheiser Turmes, der 1486 als "Wacht" erwähnt wird.

Koordinaten:

Gauß-Krüger: 3442654, 5584356
UTM: 32 U 442602 5582562
WGS84: 50.392308° N, 8.19251° O OpenLayers

Statistik

Ortskennziffer:

533015050

Flächennutzungsstatistik:

  • 1885 (Hektar): 1727, davon 1081 Acker (= 62.59 %), 70 Wiesen (= 4.05 %), 462 Holzungen (= 26.75 %)
  • 1961 (Hektar): 1730, davon 464 Wald (= 26.82 %)

Einwohnerstatistik:

  • 1885: 2077, davon 81 evangelisch (= 3.90 %), 1927 katholisch (= 92.78 %), 7 andere Christen (= 0.34 %), 62 Juden (= 2.99 %)
  • 1961: 2761, davon 219 evangelisch (= 7.93 %), 2521 katholisch (= 91.31 %)
  • 1970: 4261

Diagramme:

Villmar: Einwohnerzahlen 1834-1967

Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: 1. Die Bevölkerung der Gemeinden 1834-1967.
Wiesbaden : Hessisches Statistisches Landesamt, 1968.

Verfassung

Verwaltungsbezirk:

  • 1053: in pago Logenahi et in comitatu Goteboldi (im Lahngau und in der Grafschaft des Gotebold)
  • 1787: Kurfürstentum Trier, Unteres Erzstift, Amt Limburg, Gericht Villmar (Abtei St. Matthias bei Trier)
  • 1803: Fürstentum Nassau-Weilburg, Amt Runkel
  • 1806: Herzogtum Nassau, Amt Limburg, Kirchspiel Villmar
  • 1816: Herzogtum Nassau, Amt Limburg
  • 1849: Herzogtum Nassau, Herzogtum Nassau, Verwaltungsbezirk IV (Kreisamt Limburg)
  • 1854: Herzogtum Nassau, Amt Limburg
  • 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Oberlahnkreis
  • 1945: Groß-Hessen, Oberlahnkreis
  • 1946: Bundesland Hessen, Oberlahnkreis
  • 1974: Land Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Landkreis Limburg-Weilburg

Altkreis:

Oberlahnkreis

Gericht:

  • 1816: Amt Limburg
  • 1849: Justizamt Limburg
  • 1854: Justiz- und Verwaltungsamt Limburg
  • 1867: Amtsgericht Limburg a. d. Lahn
  • 1879: Amtsgericht Runkel
  • 1968: Amtsgericht Weilburg

Herrschaft:

Bis 1053: Reichsgut

1053-13. Jahrhundert: St-Eucharisu-Kloster in Trier

13. Jahrhundert -1565: unter der Herrschaft der Isenburger

1565-1803: Kurfürstentum Trier

Gemeindeentwicklung:

Zur Entwicklung der im Zuge der hessischen Gebietsreform neu gebildeten Gemeinde s. Villmar, Gemeinde. Sitz der Gemeindeverwaltung ist Villmar.

Besitz

Grundherrschaft und Grundbesitzer:

  • 1053 schenkt Kaiser Heinrich III. dem Kloster des heiligen Eucharius (St. Matthias) in Trier für die vom Erzbischof Eberhard dem Stift in Goslar zuvor überlassenen Reliquien den Ort Villmar im Lahngau.
Kirche und Religion

Ortskirchen:

  • 1053: Kirche
  • 1154: Pfarrei

Patrozinien:

  • Katharina [1287], (Burgkapelle)

Pfarrzugehörigkeit:

Zur Pfarrei gehörten 1154 Arfurt, Deler, Nikolausdernbach, Dodenhausen, Fürfurt, Untergladenbach, Hunnenberg, Nieder- und Oberaumenau (Aumenau), Oberbrechen, Seelbach, Treisfurth, Velden, Wenigenvillmar, Weyer und Zultebach. 1287 gehört die Katharinenkapelle auf der Burg zur Pfarrei. 1429 komtt die Burg Schadeck mit der von Rinhard von Westerburg erbauten Kapelle hinzu. Vielleicht hat auch Falkenbach zur Pfarrei gehört.

Patronat:

Das Patronat schenkt Heinrich III. 1053 dem St. Eucharius-Kloster in Trier.

1352 besitzen die von Isenburg-Grenzau das Patronat über die Katharinenkapelle.

1563 ist das Patronat auf 25 Jahre vom Kloster an den Trierer Erzbischof verpfändet.

Bekenntniswechsel:

Der Ort blieb katholisch.

Kirchliche Mittelbehörden:

Trierer Archidiakonat St. Lubentius in Dietkirchen, Dekanat Kirberg

Juden:

1451 wird das Gelände by der Juddenbach gennant.

1567 sind Juden wieder im Ort belegt.

1823: 12 jüdische Familien, 1843: 68, 1905: 16 Juden

Synagoge in der Weilburger Straße

Kultur

Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles):

Wirtschaft

Wirtschaft:

Seit dem 17. Jahrhundert sind die Marmorsteinbrüche der dominierende Wirtschaftszweig.

Nachweise

Literatur:

Zitierweise
„Villmar, Landkreis Limburg-Weilburg“, in: Historisches Ortslexikon <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/ol/id/8697> (Stand: 13.8.2023)