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Kurfürstentum Hessen 1840-1861 – 51. Gilserberg

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Frankenhain

Stadtteil · 290 m über NN
Gemeinde Schwalmstadt, Schwalm-Eder-Kreis 
Siedlung | Statistik | Verfassung | Besitz | Kirche und Religion | Kultur | Wirtschaft | Nachweise | Zitierweise
Siedlung

Ortstyp:

Dorf

Lagebezug:

2,5 km nordwestlich von Treysa

Lage und Verkehrslage:

Zweizeiliges Straßendorf nach Planschema auf einem Feldrücken, der im Norden und Nordwesten steil in das bewaldete Katzenbachtal abfällt, nach Südwesten dagegen zur Offenlandschaft des Schwalm- und Wieratales sich sanfter neigt.

Straßenanschluss zur Straße Sachsenhausen - Treysa.

Ersterwähnung:

1701

Siedlungsentwicklung:

Auf Anweisung der landgräflichen Regierung wird 1701 die Hugenottenkolonie Frankenhain angelegt, die zur Aufnahme eines Teils der 1699 nach Treysa gekommenen 100 Hugenottenfamilien aus der Dauphiné und dem Languedoc dienen sollte.

Die planmäßige Gründungsanlage bestand aus einer ca. 300 m langen Häuserzeile in gerader Fluchtlinie, die 1723 6 Einzel- und 6 Doppelhäuser mit 18 Besitzeinheiten (Portionsländereien) umfasste. Als Bau- und Wirtschaftsgelände waren den Siedlern (ursprünglich wohl 14 Familien) Trieschflächen zugewiesen worden, die bislang von der Stadt Treysa genutzt waren und wohl als Teil der Flur der Wüstung Rückershausen (s. d.) anzusehen sind. Namengebend für die Kolonie wurde der angrenzende Wald Frankenhain mit der ca. 1,5 km östlich von der Kolonie gelegenen Wüstung Frankenhain (s. d.). Am nordöstlichen Ortsende befindet sich seit 1754 die Kirche.

Bauliche Erweiterungen der Siedlung erfolgten zunächst in westlichem Anschluss an die vorhandene Häuserzeile, später auch im Osten sowie auf der zunächst freigebliebenen südlichen Straßenseite, deren Verbauung sich erst allmählich vollzogen hat.

1928 erfolgt die Eingemeindung von Teilen des aufgelösten Gutsbezirks Forst Jesberg.

Bezeichnung der Siedlung:

  • Colonie 1701

Burgen und Befestigungen:

  • Auf Anweisung der landgräflichen Regierung wird 1701 die Hugenottenkolonie Frankenhain angelegt, die zur Aufnahme eines Teils der 1699 nach Treysa gekommenen 100 Hugenottenfamilien aus der Dauphiné und dem Languedoc dienen sollte.
  • Die planmäßige Gründungsanlage bestand aus einer ca. 300 m langen Häuserzeile in gerader Fluchtlinie, die 1723 6 Einzel- und 6 Doppelhäuser mit 18 Besitzeinheiten (Portionsländereien) umfasste. Als Bau- und Wirtschaftsgelände waren den Siedlern (ursprünglich wohl 14 Familien) Trieschflächen zugewiesen worden, die bislang von der Stadt Treysa genutzt waren und wohl als Teil der Flur der Wüstung Rückershausen (s. d.) anzusehen sind. Namengebend für die Kolonie wurde der angrenzende Wald Frankenhain mit der ca. 1,5 km östlich von der Kolonie gelegenen Wüstung Frankenhain (s. d.). Am nordöstlichen Ortsende befindet sich seit 1754 die Kirche.
  • Bauliche Erweiterungen der Siedlung erfolgten zunächst in westlichem Anschluss an die vorhandene Häuserzeile, später auch im Osten sowie auf der zunächst freigebliebenen südlichen Straßenseite, deren Verbauung sich erst allmählich vollzogen hat.

Umlegung der Flur:

1932/1936

Älteste Gemarkungskarte:

1723

Koordinaten:

Gauß-Krüger: 3511008, 5643238
UTM: 32 U 510929 5641421
WGS84: 50.92432° N, 9.155504° O OpenLayers

Statistik

Ortskennziffer:

634022050

Flächennutzungsstatistik:

  • 1838 (Kasseler Acker): 273 stellbares Land, 28 Gärten
  • 1885 (Hektar): 106, davon 65 Acker (= 61.32 %), 31 Wiesen (= 29.25 %), 0 Holzungen
  • 1961 (Hektar): 167, davon 40 Wald (= 23.95 %)

Einwohnerstatistik:

  • 1701: wohl 14 Familien
  • 1742: 22 Familien
  • 1742: 8 Strumpfweber, 2 Zeugmacher, 1 Leineweber, 1 Schneider, 1 Schuhmacher, 1 Schlosser, 2 Strumpfwebergesellen
  • 1780: 12 Familien, 105 Einwohner, davon 5 Bauern, 12 Handwerker, davon 8 mit mehr als 0,5 ha Land, 3 Tagelöhner
  • 1834: 226, 1885: 204 Einwohner
  • 1838 (Familien): 9 Ackerbau, 14 Gewerbe, 21 Tagelöhner.
  • 1861: 219 evangelisch-reformierte Einwohner
  • 1885: 204, davon 204 evangelisch (= 100.00 %), 0 katholisch
  • 1925: 225, 1939: 201, 1950: 322, 1961: 233 Einwohner
  • 1961 (Erwerbspersonen): 70 Land- und Forstwirtschaft, 38 produzierendes Gewerbe, 14 Handel und Verkehr, 8 Dienstleistungen und Sonstiges
  • 1961: 233, davon 233 evangelisch (= 100.00 %), 0 katholisch

Diagramme:

Frankenhain: Einwohnerzahlen 1834-1967

Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: 1. Die Bevölkerung der Gemeinden 1834-1967.
Wiesbaden : Hessisches Statistisches Landesamt, 1968.

Verfassung

Verwaltungsbezirk:

  • 1687-1800: Landgrafschaft Hessen-Kassel, Französische Kanzlei (ursprünglich Französische Kommission, dann Französische Kanzlei, ab 1778 offiziell Französische Justizkanzlei)
  • 1800-1803: Landgrafschaft Hessen-Kassel, Oberhessen, Amt Schönstein
  • 1803-1807: Kurfürstentum Hessen, Oberhessen, Amt Schönstein
  • 1807-1813: Königreich Westfalen, Departement der Werra, Distrikt Marburg, Kanton Treysa
  • 1814-1821: Kurfürstentum Hessen, Grafschaft Ziegenhain, Amt Treysa
  • 1821: Kurfürstentum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Ziegenhain
  • 1848: Kurfürstentum Hessen, Bezirk Fritzlar
  • 1851: Kurfürstentum Hessen, Provinz Oberhessen, Landkreis Ziegenhain
  • 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Ziegenhain
  • 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Ziegenhain
  • 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Ziegenhain
  • 1974: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Schwalm-Eder-Kreis

Altkreis:

Ziegenhain

Gericht:

Herrschaft:

Bis 1800 war die Kolonie direkt der französischen Kanzlei bei der landgräflichen Regierung in Kassel unterstellt.

Gemeindeentwicklung:

Am 31.12.1970 erfolgte im Zuge der hessischen Gebietsreform der Zusammenschluss mit anderen Gemeinden zur neu gebildeten Stadtgemeinde Schwalmstadt, deren Stadtteil Frankenhain wurde.

Kirche und Religion

Ortskirchen:

  • Französischer Prediger 1703 genannt. Er hielt den Gottesdienst für die Hugenotten aus Treysa und Frankenhain in der Hospitalkirche von Treysa.
  • 1754 erhielt Frankenhain eine eigene Pfarrkirche am Ort.
  • Bis 1800 Gottesdienst in französischer Sprache, seit 1800 abwechselnd in deutscher und französischer Sprache; seit 1826 wurde nur noch deutsch gepredigt.

Pfarrzugehörigkeit:

Seit 1810 war Frankenhain Vikariat von Treysa

Seit 1900: Filiale von Rommershausen

Bekenntniswechsel:

1701 Gründung einer französisch-reformierten Gemeinde

Kultur

Schulen:

1910 einklassige Volksschule

Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles):

Wirtschaft

Wirtschaft:

Mangels ausreichender Grünland- und Hüteflächen hielt sich die Landwirtschaft in Frankenhain stets in bescheidenem Rahmen. Beachtenswert der 1716 nachweisbare, seinerzeit in Hessen unübliche Anbau spezieller Gemüsesorten wie Spinat, Poree, Knoblauch und Salat durch die hugenottischen Siedler.

Die Erstsiedler waren zumeist Strumpfmacher (Einführung des Strumpfwirkstuhls).

1742: 10, 1780: 8, 1818: 18 Strumpfweber

Daneben auch Hutmacher

Gegen Ende 19. Jahrhundert verschwinden die spezifischen handwerklichen Berufe der Hugenotten.

Nachweise

Literatur:

Zitierweise
„Frankenhain, Schwalm-Eder-Kreis“, in: Historisches Ortslexikon <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/ol/id/4578> (Stand: 27.7.2022)