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4422 Trendelburg
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KDR 100, TK25 1900 ff.
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Kurfürstentum Hessen 1840-1861 – 4. Trendelburg

Weitere Informationen

Eberschütz

Stadtteil · 136 m über NN
Gemeinde Trendelburg, Landkreis Kassel 
Siedlung | Statistik | Verfassung | Besitz | Kirche und Religion | Kultur | Wirtschaft | Nachweise | Zitierweise
Siedlung

Ortstyp:

Dorf

Lagebezug:

5,5 km nordwestlich von Hofgeismar

Lage und Verkehrslage:

Geschlossenes Dorf mit einfachem Grundriss und lockerer Bebauung am linken Ufer der Diemel. Kirche in zentraler Lage. Durch den Ort führt von Liebenau kommend die L 3210, von der die K 67 nach Trendelburg abzweigt.

Ersterwähnung:

1047

Historische Namensformen:

Bezeichnung der Siedlung:

  • villa (1254)

Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung:

Umlegung der Flur:

1884

Älteste Gemarkungskarte:

1726

Koordinaten:

Gauß-Krüger: 3525113, 5711831
UTM: 32 U 525029 5709986
WGS84: 51.540419° N, 9.360907° O OpenLayers

Statistik

Ortskennziffer:

633025020

Flächennutzungsstatistik:

  • 1885 (Hektar): 719, davon 484 Acker (= 67.32 %), 51 Wiesen (= 7.09 %), 5 Holzungen (= 0.70 %)
  • 1961 (Hektar): 715, davon 35 Wald (= 4.90 %)

Einwohnerstatistik:

Diagramme:

Eberschütz: Einwohnerzahlen 1834-1967

Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: 1. Die Bevölkerung der Gemeinden 1834-1967.
Wiesbaden : Hessisches Statistisches Landesamt, 1968.

Verfassung

Verwaltungsbezirk:

  • 1047: in pago Hessi
  • 13. Jahrhundert: Herrschaft Schönenberg
  • 1455: Landgrafschaft Hessen, Amt Trendelburg
  • 1544: Landgrafschaft Hessen, Amt Trendelburg
  • 1568: Landgrafschaft Hessen, Amt Trendelburg
  • 1585: Landgrafschaft Hessen, Amt Trendelburg
  • 1787: Landgrafschaft Hessen-Kassel, Niederhessen, Amt Trendelburg
  • 1803-1806: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Trendelburg
  • 1807-1813: Königreich Westphalen, Departement der Fulda, Distrikt Höxter, Kanton Trendelburg
  • 1814-1821: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Stadt und Amt Trendelburg
  • 1821: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Hofgeismar
  • 1848: Kurfürstentum Hessen, Bezirk Kassel
  • 1851: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Hofgeismar
  • 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Hofgeismar
  • 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Hofgeismar
  • 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Hofgeismar
  • 1972: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Kassel

Altkreis:

Hofgeismar

Gericht:

  • In Eberschütz soll nach einer Vermutung von Falckenheiner (2, 248 Anm.) eine alte Gerichtsstätte gelegen haben
  • 1821: Justizamt Trendelburg
  • 1822: Justizamt Hofgeismar
  • 1867: Amtsgericht Hofgeismar
  • 1879: Amtsgericht Hofgeismar
  • 1968: Amtsgericht Hofgeismar

Herrschaft:

Die Herren von Eberschütz, die sich noch im 12. Jahrhundert nach der mainzischen Burg Schöneberg benennen, haben umfangreichen Güterbesitz im Bereich ihres alten Stammsitzes Eberschütz. Zu zahlreichen Güterübertragungen gibt der Bischof von Paderborn als Oberlehnsherr seine Zustimmung, doch gibt es weiterhin konkurrierende Lehnsanprüche. 1223/24 übertragen die Nachkommen des Edlen Berthold von Schöneberg dem Erzbistum Magdeburg u.a. Besitz in Eberschütz und erhalten ihn als Lehen zurück. 1254 wird die Übertragung an die Magdeburger Kirche u.a. durch Graf Ludolf VI. von Dassel bestätigt. Nach dem Schöneberger Lehnbuch sind zahlreiche Güter an Hofgeismarer Bürger und Schöneberger Burgmannen als Lehen ausgetan.

1429 kauft der Landgraf den Patronat mit der Herrschaft Schöneberg. 1439 erhalten die von Falkenberg ein Haus auf der Trendelburg als Lehen. Als Mannlehen erhalten sie eine Anzahl Höfe und Hufen u.a. zu Eberschütz. 1455 untersteht das Dorf den Landgrafen mit Gericht, Diensten, Trift, Herbstbede und Rottzehnten. 1544 haben die Landgrafen sechs Meierhöfe. Die Zehntrechte teilen sie mit denen von Kanstein und Spiegel zu Peckelsheim, die Lehnsmannen sind.

Gemeindeentwicklung:

Am 31.12.1970 im Zuge der hessischen Gebietsreform mit anderen Gemeinden zur neu gebildeten Stadtgemeinde Trendelburg zusammengeschlossen, deren Stadtteil Eberschütz wurde.

Besitz

Grundherrschaft und Grundbesitzer:

  • Für das 10. Jahrhundert sind private Güterübertragungen an das Kloster Corvey überliefert. 1047 schenkt Kaiser Heinrich III. der Paderborner Kirche sein Königsgut in Eberschütz.
  • 1192 bestätigt Papst Coelestin III. dem Kloster Helmarshausen die Privilegien seiner Vorfahren und die Besitzungen u.a. in Eberschütz. 1538 besitzt das Kloster eine Wiese in der Gemarkung, zwei Meierhöfe sind verpfändet.
  • Das Dorf gehört im 12. Jahrhundert den Herren von Schönenberg, deren Vorfahren sich nach ihm Grafen von Eberschütz nannten (vgl. Herrschaft). 1231 überträgt der Ritter Helmbert von Exen bei Eintritt seiner Tochter Kunigunde dem Kloster Lippoldsberg eine halbe Hufe Land und eine Hofstätte in Eberschütz. Als Lehnsherren geben die Schöneberger ihre Zustimmung.
  • In hessischen Besitz kam Eberschütz mit dem Erwerb der Herrschaft Schönenberg in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts.

Zehntverhältnisse:

Gemäß einer Urkunde von 1236 haben die Herren von Schönenberg den Zehnten von Eberschütz von Paderborn zu Lehen und verpfänden ihn an das Kloster Lippoldsberg.

Ortsadel:

1089

Kirche und Religion

Ortskirchen:

  • Die Kirche gehört 1192 dem Kloster Helmarshausen.
  • Im Kern romanische flachgedeckte Chorturmkirche, 1836 umgebaut, 1968 renoviert.

Pfarrzugehörigkeit:

1585 und 1872 ist Lamerden Filial. Seit der Aufhebung der Pfarrstelle Sielen 1975 gehört die Kirchengemeinde als Vikariatsgmeinde zu Eberschütz.

Patronat:

Das Kirchenpatronat ging mit dem Kloster Helmarshausen 1540 auf Hessen über, das 1544 die Pfarrei verlieh (Salbuch). Nach Hochhuth, Statistik der evangelischen Kirche (S. 210) wurden die von Pappenheim mit dem Patronat belehnt, ohne es auszuüben.

Bekenntniswechsel:

Erster evangelischer Pfarrer: Johannes Beder, erwähnt 1527, vermutlich der letzte katholische und erste evangelische Pfarrer

Kirchliche Mittelbehörden:

Bis 1530: Diözese Paderborn, Archidiakonat Helmarshausen, später Brakel

Juden:

Filialort von Niedermeiser

1835: 15; 1861: 28; 1905: 13 Juden

jüdische Geburten sind im Ort seit der Zeit um 1790 registriert.

Seit 1846/47 steht ihnen der Friedhof in Sielen zur Verfügung, zuvor fanden die Begräbnisse in Trendelburg statt.

Kultur

Schulen:

1910 einklassige Volksschule

Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles):

Wirtschaft

Wirtschaft:

Neben Landwirtschaft ist im 18. und 19. Jahrhundert die Leinenweberei wichtigster Erwerbszweig

Mühlen:

Das mittelunterschlächtige Wasserrad der Dorfmühle am Südrand der Ortschaft wurde über einen Betriebsgraben mit dem Wasser der Diemel angetrieben. 1925 Austausch des Wasserrades gegen eine Turbine.

Zoll:

1544 war in Eberschütz eine hessische Zollstätte (Salbuch)

Nachweise

Literatur:

Zitierweise
„Eberschütz, Landkreis Kassel“, in: Historisches Ortslexikon <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/ol/id/2055> (Stand: 28.9.2022)