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Kurfürstentum Hessen 1840-1861 – 16. Cassel
Gerichtsstätten
Gerichtsplatz in Sandershausen

Weitere Informationen

Sandershausen

Ortsteil · 146 m über NN
Gemeinde Niestetal, Landkreis Kassel 
Siedlung | Statistik | Verfassung | Besitz | Kirche und Religion | Kultur | Wirtschaft | Nachweise | Zitierweise
Siedlung

Ortstyp:

Dorf

Lagebezug:

4 km ostnordöstlich von Kassel

Lage und Verkehrslage:

Ursprünglich geschlossenes Dorf mit einfacher rundlicher Form und geringer Siedlungsdichte an der Mündung der Nieste in die Fulda. Kirche in zenraler Lage. Einschneidende Veränderungen erfolgen im Zusammenhang mit der nationalsozialistischen Siedlungs-, Rüstungs- und Kriegspolitik, durch die Errichtung der Reichsautobahn I (heute A 7) im Osten sowie die Anlage von Industriebetrieben und Lagern (Sandershausen, Flakbatterie in Sandershausen; Sandershausen, Lager russischer Kriegsgefangener, Schule Sandershausen). Moderne Bebauung durch den Zugzug von Heimatvertriebenen und Flüchtlingen nach Nordosten und Südwesten Richtung Bettenhausen, jedoch begrenzt durch die A7 und den Verlauf der Fulda.

Ersterwähnung:

1167

Siedlungsentwicklung:

1928 erfolgt die Eingemeindung von Teilen des aufgelösten Gutsbezirks Ellenbach. Starke Zerstörung im Zweiten Weltkrieg durch die Flutung der Edertalsperre und Bombadierung.

Historische Namensformen:

Bezeichnung der Siedlung:

  • Dorf (1324)

Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung:

Umlegung der Flur:

1939 (Reichsautobahn)

Älteste Gemarkungskarte:

1690-1710

Koordinaten:

Gauß-Krüger: 3538542, 5687614
UTM: 32 U 538453 5685779
WGS84: 51.322005° N, 9.551828° O OpenLayers

Statistik

Ortskennziffer:

633020020

Flächennutzungsstatistik:

  • 1885 (Hektar): 474, davon 329 Acker (= 69.41 %), 77 Wiesen (= 16.24 %), 0 Holzungen
  • 1961 (Hektar): 750, davon 151 Wald (= 20.13 %)

Einwohnerstatistik:

Diagramme:

Sandershausen: Einwohnerzahlen 1834-1967

Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: 1. Die Bevölkerung der Gemeinden 1834-1967.
Wiesbaden : Hessisches Statistisches Landesamt, 1968.

Verfassung

Verwaltungsbezirk:

  • 1458: Landgrafschaft Hessen, Amt Neustadt Kassel
  • 1585: Landgrafschaft Hessen, Niederhessen, Kassel, Gericht vor der Neuenstadt
  • 1787: Landgrafschaft Hessen-Kassel, Niederhessen, Amt Neustadt
  • 1803-1806: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Neustadt
  • 1807-1813: Königreich Westphalen, Departement der Fulda, Distrikt Kassel, Kanton Waldau
  • 1814-1817: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Kaufungen
  • 1817-1821: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Waldau
  • 1821: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Kassel
  • 1848: Kurfürstentum Hessen, Bezirk Kassel
  • 1851: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Kassel
  • 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Kassel
  • 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Kassel
  • 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Kassel
  • 1972: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Kassel, Gemeinde Niestetal (s. Gemeindeentwicklung)

Altkreis:

Kassel

Gericht:

  • bis 1822: Amt Waldau
  • 1822: Landgericht Kassel
  • 1850: Justizamt Kassel I
  • 1867: Amtsgericht Kassel II
  • 1879: Amtsgericht Kassel

Herrschaft:

Vgl. Zehnt und Besitz

Der genaue Zeitpunkt der Herrschaftsübernahme durch die Landgrafen ist nicht feststellbar. 1387 verschreibt der Landgraf Einkünfte u.a. aus Sandershausen an die von Kolmatsch, 1458 wird der Ort im Pfuggeldregister genannt.

Gemeindeentwicklung:

Am 1.8.1972 erfolgte im Zuge der hessischen Gebietsreform der Zusammenschluss der Gemeinden Heiligenrode und Sandershausen zur neuen Gemeinde Niestetal, deren Ortsteil und Gemeindeverwaltungssitz Sandershausen wurde.

Besitz

Grundherrschaft und Grundbesitzer:

  • 1167 übergeben der Kaufunger Ministeriale Eckehard und seine Frau Jutta der Kirche zu Kaufungen Güter von fast 4 1/2 Hufen und ihren Hof in Sandershausen. Das Stift Kaufungen ist wichtigster Grundherr im Mittelalter und besitzt 1271 auch den Mühlenzins. 1309 verzichten die von Twiste und die von Ehringen auf die Klage, die sie wegen verschiedener Güter des verstorbenen Konrad von Sandershausen u.a. in Sandershausen, gegen das Stift erhoben haben. 1514 verkauft das Stift 12 1/2 Malter aus den Höfen und Zehnten zu Sandershausen und Wolfsanger an die eine Kasseler Schöffenfamilie. 1519 besitzt es ein Haus, einen Hof und Pachteinnahmen.
  • 1359 erlangt das Kasseler Kloster Ahnaberg und Einkünfte in Sandershausen, 1365 das Kloster Weißenstein. Bereits 1324 erwirbt Kloster Breitenau Besitz in Sandershausen.

Zehntverhältnisse:

Die später überlieferten Zehntrechte lassen eine ursprüngliche Zugehörigkeit zum Königshof Kassel erschließen, mit dem es im 11. Jahrhundert an das Kloster bzw. Stift Kaufungen gelangte.

Ortsadel:

Adlige 1181-1285

Kirche und Religion

Ortskirchen:

  • Kirchhofsmauer (1365)
  • Pfarrwiese (1392)
  • Pfarrkirche 1738 an der Stelle eines gotischen Vorgängerbaus errichtet, dessen Chor erhalten blieb. Nach Zerstörung im Zweiten Weltkrieg Wiederaufbau 1949-1950

Pfarrzugehörigkeit:

Bis 1569 nach Wolfsanger, 1585 nach Heiligenrode eingepfarrt, 1872 Filial, 1952 von Heiligenrod gelöst. 1994 umfasst die Kirchengemeinde Niestetal Heiligenrode und die ehemalige Filialgemeinde.

Diakonische Einrichtung:

1909 - 1910 Diakoniestation (Landeskirchliches Archiv Kassel, Findbuch G 2.6. Kurhessisches Diakonissenhaus); 1957 - 1970 Schwesternstation (Landeskirchliches Archiv Kassel, E 1 Niestetal v.O. Pfarrarchiv Niestetal)

Bekenntniswechsel:

Da Filial von Wolfsanger, Einführung der Reformation vermutlich unter dem Wolfsangerer Pfarrer Christoph Grau um 1528.

Kultur

Schulen:

1910 Volksschule mit drei Klassen

Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles):

Historische Ereignisse:

1758 Schlacht von Sandershausen gegen französische Verbände

Wirtschaft

Wirtschaft:

Landwirtschaft und Handwerk, Industriebetriebe siedelten hier nicht an.

Mühlen:

1271 steht Mühlzins zu Sandershausen dem Stift Kaufungen zu.

Die Sandershäuser Mühle am Ortsausgang kurz vor der Einmündung der Nieste in die Fulda betrieb 1871 mit einem oberschlächtigen Wasserrad einen Mahlgang. Der Betrieb wurde 1940 eingestellt, die Mühle brannte 1943 nieder.

Nachweise

Literatur:

Zitierweise
„Sandershausen, Landkreis Kassel“, in: Historisches Ortslexikon <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/ol/id/2278> (Stand: 22.9.2023)