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5525 Gersfeld
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KDR 100, TK25 1900 ff.

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Gersfeld (Rhön)

Stadtteil · 486 m über NN
Gemeinde Gersfeld (Rhön), Landkreis Fulda 
Siedlung | Statistik | Verfassung | Besitz | Kirche und Religion | Kultur | Wirtschaft | Nachweise | Zitierweise
Siedlung

Ortstyp:

Stadt

Lagebezug:

19,5 km südöstlich von Fulda

Lage und Verkehrslage:

Endbahnhof der Eisenbahnlinie Fulda/Bronnzell – Gersfeld ("Rhönbahn") (Inbetriebnahme der Strecke 1.10.1888).

Ersterwähnung:

944

Historische Namensformen:

Bezeichnung der Siedlung:

  • Stette (1359)

Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung:

Burgen und Befestigungen:

  • Am Nordwestrand der Stadt stehen dicht am Oberlauf der Fulda Schlossgebäude ("Oberes Schloss", "Mittleres Schloss" und "Unteres Schloss") an der Stelle einer verschwundenen mittelalterlichen Wasserburg.

Koordinaten:

Gauß-Krüger: 3565253, 5590928
UTM: 32 U 565152 5589131
WGS84: 50.450566° N, 9.917711° O OpenLayers

Statistik

Ortskennziffer:

631010030

Flächennutzungsstatistik:

  • 1885 (Hektar): 1619, davon 328 Acker (= 20.26 %), 557 Wiesen (= 34.40 %), 594 Holzungen (= 36.69 %)
  • 1961 (Hektar): 1592, davon 943 Wald (= 59.23 %)

Einwohnerstatistik:

  • 1885: 1402, davon 1108 evangelisch (= 79.03 %), 203 katholisch (= 14.48 %), 91 Juden (= 6.49 %)
  • 1961: 2133, davon 1554 evangelisch (= 72.86 %), 551 katholisch (= 25.83 %)
  • 1970: 3024

Diagramme:

Gersfeld (Rhön): Einwohnerzahlen 1834-1967

Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: 1. Die Bevölkerung der Gemeinden 1834-1967.
Wiesbaden : Hessisches Statistisches Landesamt, 1968.

Verfassung

Verwaltungsbezirk:

  • 944: Gau Grabfeld in der Grafschaft des Grafen Poppo (in pago Grapfeld in comitatu Bopponi comitis)
  • 1789: Herrschaft der Grafen von Frohberg (Ritterkanton Rhön-Werra, Buchisches Quartier)
  • 1806-1818: Großherzogtum Würzburg
  • 1820-1843: Königreich Bayern, Herrschaftsgericht Gersfeld, ausgeübt durch die Grafen von Frohberg
  • 1843-1862: Königreich Bayern, Regierung Unterfranken und Aschaffenburg, Landgericht Bischofsheim
  • 1862-1866: Königreich Bayern, Regierungsbezirk Unterfranken, Bezirksamt Gersfeld
  • 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Gersfeld
  • 1932: Freistaat Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Fulda
  • 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Fulda
  • 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Fulda

Altkreis:

Fulda

Gericht:

  • 1789: Herrschaft der Freiherren von der Tann (Ritterkanton Rhön-Werra, Buchisches Quartier), Herrschaftsgericht Gersfeld
  • 1806-1818: Großherzogtum Würzburg, Patrimonialgericht
  • 1820-1834: Königreich Bayern, Herrschaftsgericht Tann
  • 1834-1848: Königreich Bayern, Landgericht Hilders, Herrschaftskommissariat Tann
  • 1848-1862: Königreich Bayern, Kreis Unterfranken und Aschaffenburg, Landgerichtsbezirk Hilders
  • 1862: Landgericht Weyhers
  • 1867: Amtsgericht Weyhers
  • 1933: Amtsgericht Gersfeld
  • 1945: Amtsgericht Fulda (Zweigstelle Gersfeld)

Herrschaft:

1359 erlaubt Kaiser Karl IV. dem Abt Heinrich von Fulda und dessen Nachfolgern aus den stiftischen Dörfern Sundheim und Gersfeld Städte zu machen und sie zu befestigen, auch daselbst sowie in der ebenfalls stiftischen Stadt Lengsfeld einen Wochenmarkt zu halten. RI VIII n. 2939 (Abgerufen am 09.09.2015). Das Stadtrecht kam aber nicht zur Entfaltung, so dass Gersfeld weiterhin als Marktflecken bezeichnet wurde.

Die Herrschaft Gersfeld (Rhön) enthielt die Orte Altenfeld, Gersfeld (Rhön), Kippelbach, Maiersbach, Mosbach, Obernhausen, Rodenbach, Rommers, Sandberg und Schachen.

Gemeindeentwicklung:

Der 1867 gebildete preußische Kreis Gersfeld mit Gersfeld (Rhön) als Kreisstadt wurde 1932 aufgelöst und dem Kreis Fulda zugeordnet.

Am 31.12.1970 erfolgte im Zuge der hessischen Gebietsreform durch Eingliederung anderer Gemeinden eine Neubildung der Stadtgemeinde Gersfeld (Röhn). Zur deren Entwicklung s. Gersfeld (Rhön), Stadtgemeinde. Sitz ist Gersfeld (Rhön).

Besitz

Grundherrschaft und Grundbesitzer:

  • Kloster Fulda. 944 übereignen Gerhard und seine Frau Snelburg dem Kloster Fulda unter Abt Hadamar Besitzungen im Gau Grabfeld in der Grafschaft des Grafen Poppo u.a. zu Gersfeld.
Kirche und Religion

Ortskirchen:

  • Vor 1362: Kirche und Pfarrei

Patrozinien:

  • Laurentius [1516]

Pfarrzugehörigkeit:

Die frühere Zugehörigkeit zur Pfarrei Dieterskirchen wird 1496 erwähnt. Eine eigene, von den Herren von Schneeberg errichtete Pfarrei existierte vor 1362.

Patronat:

1362: Herren von Schneeberg, 1501 Antonius von Ebersberg, genannt von Weyers

1785 an die Grafen von Frohberg (Montjoye)

1903 durch Kauf an die Herren von Waldthausen

Diakonische Einrichtung:

01.05.1904 Gemeindepflegestation in Konkurrenz zur katholischem Schwesternhaus und deren Kindergarten; Hauskauf für Diakonissen 1906, Gemeindearbeit, Krankenpflege, Vereinsbetreuung, drei Schwestern, Sardemann, Geschichte des hessischen Diakonissenhauses zu Cassel S. 282; 1926 nach Ritter, Kirchliches Handbuch, S. 242 eine Gemeindestation mit zwei Krankenpflegeschwestern, einer Kleinkinderlehrerin, einem Kindergarten

Bekenntniswechsel:

Einführung der Reformation 1535-1540 durch Marcus Sebander

Erster evangelischer Pfarrer: Peter Stolz ca. 1555

Kirchliche Mittelbehörden:

1464/65: Bistum Würzburg, Archidiakonat Karlstadt

bis 1866 zum Konsistorialbezirk Bayreuth

Juden:

Provinzial-Rabbinat Fulda;

1800: 50; 1878: 119; 1885: 91; 1904: 111; 1925: 120 (33 Familien); 1933: 114 Juden

Juden seit dem 7jährigen Krieg im Ort nachweisbar; die Judengasse war die heutige Hochstraße.

Synagoge: Ende des 18. Jahrhhunderts in der Judengasse errichtet, 1814 ist sie abgebrannt. 1816wird sie neu errichtet, 1886 durch einen Großbrand zerstört. 1887 erfolgt der Wiederaufbau in der Hochstraße 10-12. Zerstörung im Jahr 1938.

Schule: 1815/16 ein Schulhaus errichtet; seit 1832 öffentliche israelitische Elementarschule - vorher besuchten jüdische Kinder die katholische Schule. Im Dezember 1933 Schließung der Schule, nun besuchen die Schulkinder der evangelischen Schule.

Seit Mitte des 19. Jahrhunderts war der Ort Sitz des Kreisrabbinats.

Berufe: Viehhandel, Gerberei; Bäckerei; Zigarrenfabrik

Friedhof: Sammelfriedhof Weyhers zuständig

Kultur

Schulen:

seit Mitte des 16. Jahrhunderts Existenz von Pfarrschulen; um 1800 Umwandlung in weltliche Schulen; 1821 Katholische Volksschule; 1910 evangelische Volksschule mit drei Klassen, katholische mit zwei Klassen; 1940 Zusammenlegung der evangelischen und katholischen Volksschule zu einer christlichen Gemeinschaftsschule

1904-38 Höhere Privatschule

1949 Landwirtschaftsschule

Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles):

Wirtschaft

Mittelpunktfunktion:

Der Kreis Gersfeld (1867-1932) bestand aus den 54 Kreisorten Abtsroda, Altenfeld, Altenhof, Batten, Brand, Dalherda, Danzwiesen, Dietges, Dörmbach an der Milseburg, Ebersberg, Eckweisbach, Gackenhof, Gersfeld (Rhön), Gichenbach, Günthers, Habel, Hettenhausen, Hilders, Hundsbach, Kippelbach (1939 wüst), Kleinsassen, Lahrbach, Liebhards, Lütter, Maiersbach, Melperts, Mosbach, Neuschwambach, Neuswarts, Obernhausen, Poppenhausen (Wasserkuppe), Rengersfeld, Reulbach, Ried, Rodenbach, Rodholz, Rommers, Rupsroth, Sandberg, Schachen, Schlitzenhausen, Schmalnau, Seiferts, Simmershausen, Steinwand, Stellberg, Tann (Rhön), Thaiden, Thalau, Theobaldshof, Wendershausen, Weyhers, Wickers und Wüstensachsen.

Wirtschaft:

bis Anfang des 19. Jahrhunderts Glaswarenausfuhr

1904 Sägewerke, Holzwarenindustrie

1927 Basaltwerke, Machinen-, Textilfabriken, Zementwaren, chemisch-technische Erzeugnisse

Markt:

1359 erlaubt Kaiser Karl IV. dem Abt Heinrich von Fulda und dessen nachfolgern aus den stiftischen Dörfern Sundheim und Gersfeld Städte zu machen und sie zu befestigen, auch daselbst sowie in der ebenfalls stiftischen Stadt Lengsfeld einen wochenmarkt zu halten.

Nachweise

Literatur:

Zitierweise
„Gersfeld (Rhön), Landkreis Fulda“, in: Historisches Ortslexikon <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/ol/id/5792> (Stand: 26.4.2023)