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KDR 100, TK25 1900 ff.
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Kurfürstentum Hessen 1840-1861 – 60. Marburg
Gerichtsstätten
Gerichtsplatz in Schönstadt

Weitere Informationen

Schönstadt

Ortsteil · 219 m über NN
Gemeinde Cölbe, Landkreis Marburg-Biedenkopf 
Siedlung | Statistik | Verfassung | Besitz | Kirche und Religion | Kultur | Wirtschaft | Nachweise | Zitierweise
Siedlung

Ortstyp:

Dorf

Lagebezug:

9,5 km nordöstlich von Marburg

Lage und Verkehrslage:

Geschlossenes Dorf mit regellosem Grundriss im nordöstlich Bereich eines Talkessels am Roten Wasser. Kernbereich der Siedlung auf und am Fuße eines nach Süden vorspringenden, kräftigen Sporns. Kirche mit wehrhaft ummauertem, mehreckigem Kirchhof in Spornlage. Lineare Bebauung beiderseits der alten Landstraße. Am Süd-Rand des Ortes ehemals befestigtes Gut (Wasserburg). Südwestlich abgesetzt Gut Fleckenbühl. Allseitige moderne Bebauung.

Die B 3 führt am Südost-Rand des Ortes vorbei; davon abzweigend Straße nach Bracht (alte Amtsstraße Marburg-Rosenthal) mit Abzweigung nach Reddehausen. Die alte Landstraße Frankfurt-Kassel führte durch Schönstadt und wurde dort gekreuzt von der Straße Wetter-Rauschenherg. Alte Amtsstraße Marburg-Rosenthal zweigte am West-Rand des Ortes ab.

Ersterwähnung:

1225

Siedlungsentwicklung:

Der im 10. Jahrhundert überlieferte Besitz des Kloster Weißenburg (Elsaß) in Scho(e)n(e)nstat kaum auf dieses Schönstadt zu beziehen (vgl. Traditiones Wizenburgenses, ed. ZEUSS, S.v287 Nr. 110)

1928 erfolgt die Eingemeindung von Teilen der aufgelösten Gutsbezirke Fleckenbühl und Forst Bracht.

Historische Namensformen:

  • Schonstat (1225, nach Abschrift des 16. Jahrhunderts) [Eckhardt, Die oberhessischen Klöster 2, Nr. 547]
  • Sonenstat, de (1236) [Klosterarch. V Nr. 93]
  • Schonenstaid (1302)
  • Schoinstait (1344)
  • Schoenstaidt (1461)
  • Schönstadt (1577)

Bezeichnung der Siedlung:

  • Gerichtsplatz

Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung:

Burgen und Befestigungen:

Umlegung der Flur:

1908/10

Älteste Gemarkungskarte:

1723/24

Koordinaten:

Gauß-Krüger: 3488195, 5638806
UTM: 32 U 488125 5636990
WGS84: 50.884463° N, 8.831192° O OpenLayers

Statistik

Ortskennziffer:

534006050

Flächennutzungsstatistik:

  • 1838 (Kasseler Acker): 2241 stellbares Land, 330 Wiesen, 115 Gärten, 192 Triesche, 365 Wald
  • 1885 (Hektar): 698, davon 467 Acker (= 66.91 %), 88 Wiesen (= 12.61 %), 77 Holzungen (= 11.03 %)
  • 1961 (Hektar): 1055, davon 315 Wald (= 29.86 %)

Einwohnerstatistik:

  • 1571: 53, 1577: 73 (47 landgräflich) hausgesessene
  • 1630: 13 Ackerleute (4 landgräfliche), 32 (18 landgräfliche) Einläuftige, 1745 (nur landgräflicher Anteil): 3 Müller, 8 Schneider, 2 Wirte, 1 Schuhflicker, 4 Leineweber, 2 Ziegelbrenner, 3 Schreiner (darunter 1 Orgelmacher), 1 Strumpfweber, 4 Tagelöhner, 1 Bäcker, 2 Wagner, 2 Schmiede, 1 Zimmermann, 3 Tagelöhnerinnen und Spinnerinnen.
  • 1630: 50 (27 landgräflich) hausgesessene
  • 1681: 28 hausgesessene Mannschaften (nur landgräflicher Anteil)
  • 1745: 288 (48 landgräflich)
  • 1838 (Familien): 33 Ackerbau, 24 Gewerbe, 50 Tagelöhner 55 nutzungsberechtigte, 13 nicht nutzungsberechtigte Ortsbürger, 41 Beisitzer.
  • 1838: 704 (mit Hof Fleckenbühl und Neuer Mühle)
  • 1861: 628 evangelisch-lutherische, 103 evangelisch-reformierte, 13 jüdische Einwohner
  • 1885: 667, davon 648 evangelisch (= 97.15 %), 2 katholisch (= 0.30 %), 17 Juden (= 2.55 %)
  • 1961 (Erwerbspersonen): 176 Land- und Forstwirtschaft, 192 Produzierendes Gewerbe, 42 Handel und Verkehr, 71 Dienstleistungen und Sonstiges
  • 1961: 978, davon 866 evangelisch (= 88.55 %), 92 katholisch (= 9.41 %)

Diagramme:

Schönstadt: Einwohnerzahlen 1834-1967

Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: 1. Die Bevölkerung der Gemeinden 1834-1967.
Wiesbaden : Hessisches Statistisches Landesamt, 1968.

Verfassung

Verwaltungsbezirk:

  • 1350: Gericht Schönstadt (seit 1358 bis ins 16. Jahrhundert auch Gericht Bürgeln genannt)
  • 1438: mainzische Vogtei im Gericht Schönstadt 1571: Amt Schönstadt; 1695-1786 vom Oberschultheißen in Marburg, 1786-1793 vom Schultheißen in Kirchhain, dann wieder von Marburg aus versehen
  • 1807-1813: Königreich Westphalen, Departement der Werra, Distrikt Marburg, Kanton Rosenthal
  • 1821: Kurfürstentum Hessen, Provinz Oberhessen, Landkreis Marburg
  • 1848: Kurfürstentum Hessen, Bezirk Marburg
  • 1851: Kurfürstentum Hessen, Provinz Oberhessen, Landkreis Marburg
  • 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Marburg
  • 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Marburg
  • 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Marburg
  • 1974: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Marburg-Biedenkopf

Altkreis:

Marburg

Gericht:

  • 1821: Landgericht Marburg
  • 1850: Justizamt Marburg
  • 1867: Amtsgericht Marburg

Herrschaft:

1383 versetzte Landgraf Hermann das halbe Gericht Schönstadt an den Burgmann Hans Mussir.

1395 teilten sich die Landgrafen und die von Fleckenbühl das Gericht Jeder Ort wird einzeln geteilt; Kirchhöfe, Weiden, Brunnen, Bäche und Straßen sollen gemeinsam sein; landfremde Verbrecher sollen gemeinsam ergriffen und abgeurteilt werden.

1419 belehnen die Landgrafen die von Fleckenbühl mit ihrer Gerichthälfte.

1466 ist die Hälfte des Gericht an die von Lißberg versetzt.

1495 haben die von Fleckenbühl ihren Gerichtanteil dem Landgraf verpfändet.

1515 übertragen die von Fleckenbühl das Lösungsrecht der den Landgrafen versetzten Gerichthälfte den von Hatzfeld vorbehaltlich eines Viertels, das sie selbst auslösen wollen. 1516 belehnt Landgräfin Sophie Johann von Hatzfeld mit der Hälfte des Anteils der von Fleckenbühl.

1526 lösen die von Fleckenbühl das an die Landgrafen versetzte Viertel wieder aus.

1571 beanspruchen die Landgrafen die Landeshoheit; das Gericht ist mit den Junkern geteilt.

1577 steht dem Landgraf die peinlich Gerichtbarkeit allein zu; sie wird offenbar vom Halsgericht in Marburg wahrgenommen.

1629 geht der hatzfeldische Anteil an die von Scholley über, 1796 an den Grafen von Hessen-Raunstein, 1803 an die Landgrafen von Hessen-Rumpenheim. Das Viertel der von Fleckenbühl: ca. 1605 an die von Scholley, 1819 an die von Dalwigk, 1839 an die Landgrafen von Hessen-Rumpenheim.

1571 wird das Gericht in Schönstadt unter den Linden gehegt. Auf den Urteilsplatz deutet der Flurnamen Galgenstrauch (Gemarkung Schönstadt und Reddehausen).

Schultheiß 1535; Schöffen 1545; Unterschultheiß 1606.

Vogtei. 1438 wie offenbar schon 1363: mainzische Vogtei der Milchling von Schönstadt

Gemeindeentwicklung:

Am 31.12.1970 wurden Schönstadt und Schwarzenborn im Zuge der hessischen Gebietsreform zur neu gebildeten Gemeinde Schönstadt zusammengeschlossen. Am 31.12.1971 wurden Schönstadt und Schwarzenborn als Ortsteile der neu gebildeten Gemeinde Cölbe eingegliedert.

Besitz

Grundherrschaft und Grundbesitzer:

  • 1273 verpachtet das Stift Wetzlar an Konrad von Marburg 4 Hufen und 1 Acker in Schönstadt als Zubehör der Villikation Cölbe-Bürgeln. 1334 werden diese Güter an die Landgrafen gegen einen Jahreszins verkauft. - 1302-1385 erwirbt Kloster Haina Güterbesitz. - 1322 sind die Milchling und von Erfurtshausen in Schönstadt begütert. 1329 haben die Grafen von Nassau-Dillenburg ihren Besitz in Schönstadt an die Milchling verliehen. - 1363 besitzt das Erzstift Mainz einen Hof, der an die Milchling verlehnt ist. - 1430 ist das Stift Wetter in Schönstadt begütert. 1480 verpfänden die von Fleckenbühl dem Stift 2 Güter, 1485 3 weitere Güter, darunter den freien Hof zu Sch. und das Gaugrebengut. 1494 sind dem Landgraf 51/2 Pflüge in Schönstadt dienstbar.
  • 1225 besitzt das Stift Wetter eine Mühle in Schönstadt; 1397-1513 als Erblehen ausgetan. - 1362 besitzen die Milchling von Schönstadt und ihre Ganerben von Michelbach eine Mühle in der Grünen Gasse zu Schönstadt 1823 hatte die Schönstadter Mühle 1 Mahl- und 1 Schlaggang. - 1363 ist der Zehnte mainzisch Lehen der Milchling von Schönstadt

Ortsadel:

1322-um 1930

Kirche und Religion

Ortskirchen:

  • 1263: plebanus (KlosterarchiveV Nr. 387).

Patrozinien:

  • Martinus [1478]

Pfarrzugehörigkeit:

1344, 1387 und 1421 gehören die Kapellen von Sterzhausen und Oberrosphe zur Pfarrei

1577 und später: Bernsdorf und Reddehausen eingepfarrt; Bracht seit 1921 Filiale

Patronat:

1344 Milchling von Schönstadt, 1421 mainzisches Lehen der Milchling. 1577 und später: Milchling vonSch.

Bekenntniswechsel:

Einführung der Reformation in der Landgrafschaft Hessen ab 1526.

Erster evangelischer Pfarrer: möglicherweise Johann Fleckenbühl gen. Bürgel 1502-1530, sicher Heinrich Pfeil ca. 1542-1564

Reformierter Bekenntniswechsel: 1606, 1624 wieder lutherisch

Kirchliche Mittelbehörden:

15. Jahrhundert: Erzbistum Mainz, Archidiakonat St. Stephan, Dekanat Christenberg, Sendbezirk Schönstadt

Juden:

Bis 1885 gehörte der Ort zur Gemeinde Rauschenberg

Juden 1745 genannt.

Kultur

Schulen:

1910 Volksschule mit zwei Klassen

Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles):

Wirtschaft

Mittelpunktfunktion:

Das Gericht Schönstadt umfasste 1395 und später: Bernsdorf, Betziesdorf, Bürgeln, Cöhbe, (Wüstung) Dampertshausen, (Wüstung) Rondehausen, Reddehausen, Sehönstadt, Schwarzenborn, (Wüstung) Weidrichshausen; 1540 und später: ferner Bracht.

Der Sendbezirk Schönstadt umfaßte im 15. Jahrhundert: Bernsdorf, Betziesdorf, (Wüstung) Bringsfelden (auch zu Wetter gerechnet), die Mühle von (Wüstung) Brunbishop, (Wüstung) Dampertshausen, Göttingen, Goßfelden, (Wüstung) Groppenmühle, Cölbe, Oberrosphe, Reddehausen, (Wüstung) Rondehausen, Sarnau, Schönstadt, Schwarzenborn, Sterzhausen, (Wüstung) Stubiß, Unterrosphe, (Wüstung) Weidrichshausen

Nachweise

Literatur:

Zitierweise
„Schönstadt, Landkreis Marburg-Biedenkopf“, in: Historisches Ortslexikon <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/ol/id/9314> (Stand: 14.8.2023)