Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Historisches Ortslexikon

Lollar

Stadtteil · 169 m über NN
Gemeinde Lollar, Landkreis Gießen 
Siedlung | Statistik | Verfassung | Besitz | Kirche und Religion | Kultur | Wirtschaft | Nachweise | Zitierweise
Siedlung

Ortstyp:

Dorf

Lagebezug:

7,5 km nordöstlich von Gießen

Lage und Verkehrslage:

Dorf mit komplexem Grundriß am Zusammenfluß von Lahn und Lumda. Kernbereich der älteren Siedlung mit Kirche im S., lineare Bebauung im nördlichen und südlichen Ortsbereich entlang der B 3, an den Nebenstraßen nach W. sowie links der Lumda unterhalb des Lollarkopfes.

Durch den Ort führt die B 3 im Zuge der alten Ldstr. Frankfurt-Bremen bzw. Kassel. - Eisenwerk im W. -

Endbahnhof der Eisenbahnlinien Lollar – Wetzlar ("Kanonenbahn II; "Lahntalbahn II") (Inbetriebnahme der Strecke 18.10.1878) bis zur Stilllegung der Strecke 1983 und Grünberg – Lollar ("Lumdatalbahn") (Inbetriebnahme der Strecke 1.6.1902) bis zur Stilllegung der Strecke am 26.5.1963.

Bahnhof der Eisenbahnlinie Kassel – Frankfurt am Main ("Main-Weser-Bahn") (Inbetriebnahme der Strecke 25.7.1850, 25.8.1850).

Ersterwähnung:

1242

Historische Namensformen:

Bezeichnung der Siedlung:

  • Dorf 1396

Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung:

Älteste Gemarkungskarte:

1911-1913

Koordinaten:

Gauß-Krüger: 3479462, 5612641
UTM: 32 U 479396 5610836
WGS84: 50.649017° N, 8.708558° O OpenLayers

Statistik

Ortskennziffer:

531013010

Flächennutzungsstatistik:

  • 1854 (Morgen): 2096, davon 1109 Acker, 330 Wiesen, 432 Wald
  • 1961 (Hektar): 533, davon 114 Wald

Einwohnerstatistik:

  • 1502: 23 Männer
  • 1577: 44 Hausgesesse
  • 1630: 4 dreispänn., 3 zweispänn., 10 einspänn. Ackerl., 27 Einläufige, 6 Witwen, 7 Vormundsch.
  • 1669: 232 Seelen
  • 1742: 1 Geistl./Beamter, 79 Untert., 20 Junge Mannschaften, 1 Beis./Jude
  • 1804: 601 Einwohner
  • 1834: 789 Einwohner
  • 1885: 1382 Einwohner
  • 1925: 2298 Einwohner
  • 1939: 2676 Einwohner
  • 1950: 4037 Einwohner
  • 1961: 4537 Einwohner
  • 1830: 714 evangelische Einwohner, 45 Juden
  • 1961: 3328 evangelische, 1113 römisch-katholische Einwohner
  • 1961 (Erwerbspers.): 64 Land- und Forstwirtsch., 1390 Prod. Gewerbe, 314 Handel, Verkehr und Nachrichtenübermittlung, 330 Dienstleistung(en) und Sonstige

Diagramme:

Lollar: Einwohnerzahlen 1834-1967

Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: 1. Die Bevölkerung der Gemeinden 1834-1967.
Wiesbaden : Hessisches Statistisches Landesamt, 1968.

Verfassung

Verwaltungsbezirk:

  • 1396: Gericht Kirchberg
  • 1479: Gericht Kirchberg (-Lollar)
  • 1502: Amt Gießen
  • 1787: Landgrafschaft Hessen-Darmstadt, Gericht Lollar (zum Umfang s. Mittelpunktfunktion)
  • 1821: Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Landratsbezirk Gießen
  • 1832: Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Grünberg
  • 1837: Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Landkreis Gießen
  • 1848: Großherzogtum Hessen, Regierungsbezirk Gießen
  • 1852: Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Gießen
  • 1918/19-1934: Volksstaat Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Gießen
  • 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Kreis Gießen
  • 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Kreis Gießen
  • 1977: Land Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Lahn-Dill-Kreis
  • 1979: Land Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Landkreis Gießen

Altkreis:

Gießen

Gericht:

  • Auf eine ehemalige Richtstätte deutet der Flurname Schindanger 1 km südöstlich Lollar

Herrschaft:

1585: fällt das Gericht Lollar ganz an die Landgrafschaft Hessen

Gemeindeentwicklung:

Zur Entwicklung der im Zuge der hessischen Gebietsreform neu gebildeten Stadtgemeinde s. Lollar, Stadtgemeinde. Sitz der Gemeindeverwaltung ist Lollar.

Besitz

Grundherrschaft und Grundbesitzer:

  • 1297 schenken die Schwestern Hedwig und Lukardis unter dem Vorbehalt lebenslängliche Nutzung ihre Güter in Lollar Kloster Arnsburg (Urkundenbuch des Klosters Arnsburg 3 Nr. 279).
  • 1336 verkauft Heinrich von Krofdorf Kloster Hachborn eine Gülte aus seinem Hof zu Lollar. Nach dem Tod Heinrichs steht dem Kloster eine Vorkaufsrecht an den Erbteilen der Kinder zu, es sei denn, daß ein anderes Kind das Erbteil erwirbt (Schunder, Die oberhessischen Klöster Nr. 832). Gefälle des Kloster 1512, Schunder, Die oberhessischen Klöster, S. 418).
  • 1396 vertauscht Landgraf Hermann I. von Hessen die Hälfte von Großen-Linden gegen die Hälfte des nassauischen Gerichts Kirchberg mit den dazu gehörigen Dörfern, u.a. Lollar (Wenck, Hessische Landesgeschichte 2,1 S. 467 f Nr. 431)
Kirche und Religion

Pfarrzugehörigkeit:

1577 und später bei Kirchberg eingepfarrt

Bekenntniswechsel:

Da Filial von Kirchberg, Einführung der Reformation vermutlich unter dem Kirchberger Pfarrer Johannes Girwig um 1536.

Kirchliche Mittelbehörden:

15. Jahrhundert: Sendbezirk Kirchberg

Juden:

Erste Erwähnung von Juden 1704. 1830: 45, 1905: 8 Juden, 1933 sind sie vornehmlich als Händler und Kaufleute tätig. - Synagoge (Hauptstraße 54) etwa 1895 errichtet, in der auch der Gottesdienst für Juden aus Ruttershausen und Mainzlar abgehalten wurde. - Friedhof in der Gemarkung von Staufenberg.

Kultur

Schulen:

1910 Volksschule mit drei Klassen, zwei Schulhäuserr von 1850 und 1903; 1968 Mittelpunktschule (Clemens-Brentano-Schule) seit 1992/1993 mit gymnasialer Oberstufe

Wirtschaft

Mittelpunktfunktion:

Zum Gericht Lollar gehörten 1787 die Orte Daubringen, Kirchberg, Lollar, Mainzlar, Ruttershausen, Trohe und Wieseck sowie Badenburg und Heibertshausen.

Wirtschaft:

Eisenwerk seit 1854 (Hedwigshütte), 1861 von Buderus erworben

Zoll:

1711 Genehmigung zur Erhebung eines Brückenzolls

Nachweise

Literatur:

Zitierweise
„Lollar, Landkreis Gießen“, in: Historisches Ortslexikon <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/ol/id/10383> (Stand: 7.3.2022)