Historisches Ortslexikon
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- Kurfürstentum Hessen 1840-1861 – 42. Homberg
Kurfürstentum Hessen 1840-1861 – 31. Felsberg
Wabern
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Ortsteil · 166 m über NN
Gemeinde Wabern, Schwalm-Eder-Kreis - Siedlung ↑
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Ortstyp:
Dorf
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Lagebezug:
6 km südöstlich von Fritzlar
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Lage und Verkehrslage:
Geschlossenes Dorf mit komplexem Grundriss in der Schwalm/Eder-Niederung. Kernbereich der Siedlung mit Kirche und quadratischem Kirchhof im Nordwesten. Nördlich davon Schlossanlage. Nach Südosten Siedlungskomplex mit regelhaft-linearer Bebauung. Moderne Wohnsiedlung im Westen, Süden und Norden. Fabrikgelände im Osten jenseits der Bahnlinie.
Die alte Landstraße Frankfurt - Kassel führte durch den Ort.
Die Bundesstraße 253, Bundesstraße 254 und die Straßen von Udenborn und Uttershausen treffen im Ortsbereich aufeinander.
Im östlichen Bereich Bahnhof (von 1848) der Eisenbahnlinie Kassel – Frankfurt am Main ("Main-Weser-Bahn") (Inbetriebnahme der Strecke 29.12.1849, 2.1.1850).
Endbahnhof der Eisenbahnlinie Wabern – Bad Wildungen – Korbach (Inbetriebnahme der Strecke 15.7.1884).
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Ersterwähnung:
(800-850)
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Historische Namensformen:
- Wâbere, in (1. Hälfte 9. Jahrhundert) [Kopiar um 1160 Codex Eberhardi 1, S. 239-240, fol. 145 vb, Nr. 97 = Dronke, Traditiones, S. 39, Capitulum 6, Nr. 97]
- Waberen, in (1209)
- Wabren, in (um 1250) [1. Hälfte XIV]
- Wabern, in (um 1255)
- Wabirn, de (nach 1312)
- Waberner, zu (1438)
- Wobern (um 1490)
- Wawern (1494)
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Bezeichnung der Siedlung:
- 1298: villa
- 1366: Dorf
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Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung:
- Kranforstmühle
- Niederzennern
- Schloss Karlshof
- Tannenhöhe
- Schloss Karlshof (→ Burgen, Schlösser, Herrenhäuser)
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Burgen und Befestigungen:
- Ab 1701 erbautes landgräfliches Schloss Karlshof (s. d.)
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Umlegung der Flur:
1881/1882
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Älteste Gemarkungskarte:
1737
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Koordinaten:
Gauß-Krüger: 3524508, 5662861
UTM: 32 U 524424 5661036
WGS84: 51.100291° N, 9.348827° O OpenLayers - Statistik ↑
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Ortskennziffer:
634025090
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Flächennutzungsstatistik:
- 1537: 40 landgräfliche Huben.
- 1742 (Kasseler Acker): 2341 Land, 469 Wiesen, 391 Wald.
- 1885 (Hektar): 824, davon 585 Acker (= 71.00 %), 109 Wiesen (= 13.23 %), 39 Holzungen (= 4.73 %)
- 1961 (Hektar): 821, davon 0 Wald
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Einwohnerstatistik:
- 1537: 44 Hübner (vgl. Flächennutzung). 1575/85: 58 Hausgesesse.
- 1639: 24 verheiratete, 8 verwitwete Hausgesesse.
- 1742: 84 Häuser. 1747: 93 Hausgesesse. 1772: 561 Einwohner.
- 1834: 979, 1885: 1247 Einwohner.
- 1861: 1110 evangelisch-reformierte, 3 römisch-katholische, 2 jüdische Einwohner.
- 1885: 1247, davon 1204 evangelisch (= 96.55 %), 27 katholisch (= 2.17 %), 16 Juden (= 1.28 %)
- 1925: 1701, 1939: 1922, 1950: 3094, 1961: 2835 Einwohner.
- 1961 (Erwerbspersonen): 165 Land- und Forstwirtschaft, 558 Produzierendes Gewerbe, 299 Handel und Verkehr, 259 Dienstleistungen und Sonstiges.
- 1961: 2835, davon 2295 evangelisch (= 80.95 %), 476 katholisch (= 16.79 %)
- Um 1490: 24 wehrhafte Männer (10 Pflüge).
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Diagramme:
Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: 1. Die Bevölkerung der Gemeinden 1834-1967.
Wiesbaden : Hessisches Statistisches Landesamt, 1968. - Verfassung ↑
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Verwaltungsbezirk:
- Um 1490: Amt Homberg
- 1376: landgräfliches Dorf im Amt Wabern
- 1421: Mainzer Gerichtsvogtei von Löwenstein
- 1462: Gericht auf der Schwalm
- 1494: Vogtgericht der von Löwenstein-Westerburg
- 1499: Gottfried von Löwenstein-Schweinsberg löst bei Stift Fritzlar die Vogtei Wabern ein
- 1501: Johann Clauer und die von Löwenstein verkaufen die halbe Vogtei und Gerechtsame zu Wabern (mainzisches Lehen)
- 1502: Erzbischof Berthold von Mainz belehnt Eitel von Löwenstein mit Vogtei Wabern
- 1504: Heinrich von Löwenstein erhält in Erbteilung Vogtei Wabern
- 1575/85: Amt Homberg
- 1587: Gericht auf der Schwalm
- 1742: Amt Homberg
- 1765: Vogtgericht der von Löwenstein
- 1807: Königreich Westphalen, Departement der Fulda, Distrikt Kassel, Kanton und Friedensgericht Wabern
- 1814: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Homberg
- 1818: Kurfürstentum Hessen, Fürstentum Fritzlar, Amt Fritzlar
- 1820: Kurfürst Wilhelm belehnt Wilhelm Heinrich von Löwenstein mit Vogtei Wabern; folgend Belehnungen bis 1842
- 1821: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Homberg
- 1848: Kurfürstentum Hessen, Bezirk Fritzlar
- 1851: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Fritzlar
- 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Homberg
- 1932: Freistaat Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Fritzlar-Homberg
- 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Fritzlar-Homberg
- 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Fritzlar-Homberg
- 1974: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Schwalm-Eder-Kreis
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Altkreis:
Fritzlar-Homberg
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Gericht:
- 1822: Justizamt Fritzlar
- 1867: Amtsgericht Fritzlar
- 1879: Amtsgericht Fritzlar
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Gemeindeentwicklung:
Am 31.12.1971 erfolgte im Zuge der hessischen Gebietsreform der Zusammenschluss der Gemeinden Wabern, Falkenberg, Hebel, Rockshausen, Udenborn, Uttershausen und Zennern (alle aus dem Altkreis Fritzlar-Homberg) zur neu gebildeten Gemeinde Wabern. Zugleich wurde Unshausen hierhin eingegliedert. Zur weiteren Entwicklung s. Wabern, Gemeinde. Sitz der Gemeindeverwaltung ist Wabern.
- Besitz ↑
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Grundherrschaft und Grundbesitzer:
- Um 800: Graf Dietrich überträgt dem Kloster Fulda seinen Besitz zu Wabern.
- 1209 und noch um 1450: Stift Fritzlar hat Zinseinkünfte zu Wabern.
- 1244: Die von Altenstädt leisten auf eine Hube zu Wabern, die der Fritzlarer Kanoniker Dietrich von Apolda kaufte, Verzicht.
- Um 1250: Stift St. Stephan-Mainz hat Einkünfte zu Wabern.
- 1269: Dietrich von Apolda schenkt die genannte Hube dem Stift Fritzlar.
- 1290: Vogtgut zu Wabern genannt.
- 1298: Die Familie Erning aus Wabern verkauft eine Eigenhufe zu Wabern an Kloster Haina.
- 1312: Mainz hat Einkünfte zu Wabern.
- 1335: Stift Fritzlar hat zu Wabern einen Meierhof.
- 1383 / um 1350: Wabern landgräfliches Pfand Johanns von Falkenberg.
- 1438: Das Schultheißenamt Fritzlar hat zu Wabern eine Hube.
- 1486: Kuntzmann von Falkenberg belehnt Kuntz Bachus mit halbem Viertel Land zu Wabern zu rechtem Vogtlehen.
- 1501: Hans von Falkenberg belehnt Kuntz Zumpp mit 4 Acker Vogtlehen zu Wabern.
- 1506, 1509, 1510, 1515: Hans von Falkenberg belehnt mit Gütern zu Wabern.
- 1577: Landgraf Wilhelm verschreibt seinen Hof zu Wabern an einen Einwohner von Hebel; folgend bis 1770.
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Ortsadel:
1267-1397.
- Kirche und Religion ↑
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Ortskirchen:
- Um 1360: cimiterium.
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Pfarrzugehörigkeit:
Um 1410: Pfarrei (ursprünglich Nieder-Zennern).
1575/85 und noch 1835: Ober-Zennern Filiale von Wabern.
Danach ausgepfarrt nach Fritzlar.
1872 und später: Uttershausen Filiale von Wabern.
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Patronat:
1537, 1575/85: Patronat landgräflich.
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Diakonische Einrichtung:
1926 nach Ritter, Kirchliches Handbuch, S. 131 Gemeindestation mit einer Schwester
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Bekenntniswechsel:
Erster evangelischer Pfarrer: Johannes Helwig ca. 1527 bis nach 1557 (1569?), 1522 als katholischer Priester genannt.
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Kirchliche Mittelbehörden:
Archipresbyterat Fritzlar.
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Juden:
1861: 2 Juden
1911: 11 Juden
Sammelfriedhof in Falkenberg genutzt.
Ort gehörte zur Gemeinde Fritzlar
- Kultur ↑
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Schulen:
Das ab 1701 erbaute landgräfliche Schloss seit etwa 1876 Besserungsanstalt (s. u. Karlshof); 1910 Volksschule mit vier Klassen
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Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles):
- Wirtschaft ↑
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Mittelpunktfunktion:
1742: Grebenstuhl Wabern (für Wabern, Uttershausen, Zennern).
1807: Sitz des Kanton- und Friedensgerichts für: Wabern, Uttershausen, Zennern, Ungedanken mit Rothelmshausen, Kerstenhausen, Klein-Englis, Großen-Englis, Gombeth, Udenborn mit Kalbsburg, Betzigerode mit Wenzigerode.
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Wirtschaft:
Seit 1880: Zuckerfabrik.
- Nachweise ↑
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Literatur:
- Historisches Ortslexikon Fritzlar-Homberg, S. 314-316
- Historisches Ortslexikon KurhessenS. 487
- Species facti die Zehent-Gerechtigkeit des Stiftes Fritzlar wider die Gemeinde Wabern betr. 27. Okt. 1702 [Staatsarchiv Marburg]
- A. Woringer, Besserungsanstalt Wabern. In: Hessischer Gebirgsbote 29 (1921) S. 1-4
- Ders., Wabern. In: Hessischer Volkskalender für das Jahr (1932)
- Denkschrift zum 75jährigen Bestehen der Actien-Zuckerfabrik Wabern. (1955)
- G. Sandner, Wabern. Die Entwicklung eines nordhessischen Dorfes unter dem Einfluß der Verkehrszentralität (1958) = Marburg. Geographische Schriften 10
- R. Pessen-Lehner, Einiges über Dorf und Schloß Wabern in Niederhessen. In: Fuldaer Geschichtsblätter 36 (1960) S. 33-46
- C. Dippel, Das Schloß Wabern. In: Heimatschollen 2 (1922) S. 91 f.
- Hütteroth, althessische Pfarrer, S. 546
- Arnsberg, Die jüdischen Gemeinden in Hessen: Anfang, Untergang, Neubeginn, Bd. 1, S. 173, S. 214f
- Zitierweise ↑
- „Wabern, Schwalm-Eder-Kreis“, in: Historisches Ortslexikon <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/ol/id/4313> (Stand: 25.3.2022)