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Kurfürstentum Hessen 1840-1861 – 50. Rosenthal

Weitere Informationen

Schiffelbach

Stadtteil · 271 m über NN
Gemeinde Gemünden (Wohra), Landkreis Waldeck-Frankenberg 
Siedlung | Statistik | Verfassung | Besitz | Kirche und Religion | Kultur | Wirtschaft | Nachweise | Zitierweise
Siedlung

Ortstyp:

Dorf

Lagebezug:

18,5 km südöstlich von Frankenberg (Eder)

Lage und Verkehrslage:

Geschlossenes Dorf mit regellosem Grundriss auf breitem, nach Nordosten bis nahe an den Schiffelbach ziehenden Schlepphang; beiderseits flankiert von Seitentälchen. Etwas erhöht in der Nordosten-Ecke des Ortes Kirche mit ummauertem Kirchhof. Reste des ehemaligen Burgsitzes (Keller) im Südosten auf ansteigendem Hang, leicht abgesetzt vom Ort.

Straße von Heimbach trifft bei der Struth-Mühle auf Straße Gemünden-Wohra (alte Amtsstraße)

Ersterwähnung:

1263

Historische Namensformen:

  • Scufelbach, de (1263) [Klosterarchive 5: Kloster Haina, Band 1, Nr. 401]
  • Schuphelbach (1268)
  • Schniphelbach (1268)
  • Scuffilbach (1277)
  • Schnifilbach (1308)
  • Schiffelbach (1449/89)
  • Schauffelbach (1549)
  • Scheffelbach (1619)
  • Schiffelbach (1708/10)

Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung:

Umlegung der Flur:

1936/37

Älteste Gemarkungskarte:

1771

Koordinaten:

Gauß-Krüger: 3499722, 5646065
UTM: 32 U 499648 5644246
WGS84: 50.949836° N, 8.994988° O OpenLayers

Statistik

Ortskennziffer:

635012060

Flächennutzungsstatistik:

  • 1580: 281/2 Hufen
  • 1838 (Kasseler Acker): 1038 stellbares Land, 156 Wiesen, 51 Gärten, 65 Triesche
  • 1885 (Hektar): 816, davon 261 Acker (= 31.99 %), 52 Wiesen (= 6.37 %), 450 Holzungen (= 55.15 %)
  • 1961 (Hektar): 815, davon 436 Wald (= 53.50 %)

Einwohnerstatistik:

  • 1577: 34 Hausgesessene
  • 1580: 19 Hufenbauern. 11 Häusler
  • 1747: 38 Haushalte
  • 1788: 2 Müller, 3 Schmiede, 4 Strumpfweber, 1 Schneider, 1 Maurer, 2 Handelsjuden, 1 Schuhmacher, 1 Büttner, 3 Tagelöhner und Spinnerinnen
  • 1788: 282 Einwohner
  • 1838 (Familien): 33 Ackerbau, 16 Gewerbe, 14 Tagelöhner 40 nutzungsberechtigte, 10 nicht nutzungsberechtigte Ortsbürger, 13 Beisitzer
  • 1861: 174 evangelisch- luth., 161 evangelisch-ref., 8 jüd.Einwohner
  • 1885: 335, davon 335 evangelisch (= 100.00 %), 0 katholisch
  • 1961 (Erwerbspersonen): 114 Land- und Forstwirtschaft, 52 Produzierendes Gewerbe, 9 Handel und Verkehr, 7 Dienstleistungen und Sonstiges
  • 1961: 344, davon 321 evangelisch (= 93.31 %), 19 katholisch (= 5.52 %)

Diagramme:

Schiffelbach: Einwohnerzahlen 1834-1967

Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: 1. Die Bevölkerung der Gemeinden 1834-1967.
Wiesbaden : Hessisches Statistisches Landesamt, 1968.

Verfassung

Verwaltungsbezirk:

  • Seit Ende 17. Jahrhundert dem Amt Rauschenberg angegliedert
  • 1449/89: Gericht Schiffelbach-Gerlachshain
  • 1577: Gericht im landgräflichen Amt Gemünden
  • 1807-1813: Königreich Westphalen, Departement der Werra, Distrikt Marburg, Kanton Gemünden
  • 1821: Kurfürstentum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Kirchhain
  • 1848: Kurfürstentum Hessen, Bezirk Marburg
  • 1851: Kurfürstentum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Kirchhain
  • 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Kirchhain
  • 1932: Freistaat Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Marburg
  • 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Marburg
  • 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Marburg
  • 1974: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Waldeck-Frankenberg

Altkreis:

Marburg

Gericht:

  • 1821: Justizamt Rauschenberg
  • 1867: Amtsgericht Rauschenberg
  • 1932: Amtsgericht Kirchhain
  • 1933: Amtsgericht Gemünden
  • 1948: Amtsgericht Kirchhain

Herrschaft:

Gericht. Sampt gemeingericht 1589 Gericht und Dorf Schiffelbach 1449/89 zur Hälfte mainzisches Lehen der Schleier (Oberdorf); andere Hälfte im Besitz der von Löwenstein (Unterdorf). 1555 verkaufen die von Löwen- stein den vierten Teil des halben Dorfes an die Schleier. 1577 teilen sich die Schleier und von Löwenstein je zur Hälfte das Gericht, doch haben die Schleier die löwenstein. Hälfte in Pfandbesitz; 1580 an die Schleier verkauft. 1577 beansprucht der Landgraf die Landeshoheit sowie die Apellation in peinl. Fällen. 1619 verkaufen die Schleier ihren von den von Löwenstein erblich erkauften Anteil am Dorf wiederkäuflich an Philipp von Scholley. 1622 sind die Nutzungsrechte der mainzisch Hälfte an die von Scholley verpfändet. Mit dem Aussterben der Schleier (1635) zieht das Erzstift Mainz das Mannlehen der Hälfte von Dorf und Gericht ein und verleiht es dem mainzisch Keller David Leutenrodt in Neustadt. Die ehem. löwenstein. Hälfte ist freier Besitz des Heinrich Gramehl. 1635-1650 wird das Gericht im Oberdorf gemeinsam von Leutenrodt und Gramehl gehegt. Um 1650 und später beansprucht der Landgraf die peinl. Gerichtbarkeit; niederes Gericht von Heinrich Gramehl beansprucht. 1677 ist das Dorf (Gut) Schiffelbach von den Landgrafen an Johann ufm Keller verkauft. - Schultheiß, Schöffen 1586

Gemeindeentwicklung:

Seit dem 1.1.1974 gehört Schiffelbach als Stadtteil zur Stadtgemeinde Gemünden (Wohra).

Besitz

Grundherrschaft und Grundbesitzer:

  • Grundherren des adligen Dorfes waren die Gerichtherren (vgl. Ziff. 3a). Der 1580 erwähnt Schleier'sche Burghof befand sich am SO-Rand des Ortes (Flurnamen hinterm Hof); 1778: Tilemann'scher Hof, auch Schloß genannt; bis ca. 1830 bewohnt. Der Schleier'sche Besitz in Sch. umfaßte 1580 14 Hufen, der Anteil der von Löwenstein 141/2 Hufen. 1811-1839 sind alle ehem. gutsherrlichen Höfe in Sch. von der Gmde. aufgekauft. - 1268 übereignen die von Marburg dem Kloster Haina ihr Recht an der Mühle zu Sch. 1580 ist die Mühle Eigentum der von Löwenstein. 1858 verfügt die sog. Dorfmühle am Schiffelbach über 1 Mahl- und 1 Schlaggang (oberschlächtig). Eine weitere, die sog. Untermühle,befindet sich 1858 ca. 1 km nordwestlich des Ortes; 1 Mahl- und 1 Schlaggang (oberschlächtig)

Ortsadel:

Schleier zu Sch. 1263 (?)- 1635

Kirche und Religion

Ortskirchen:

  • Pleban 1277 (KlosterarchiveV Nr. 666).
  • 1577: Pfarrkirche

Pfarrzugehörigkeit:

1585 vom Pfarrer in Grüsen versehen.

1629: Filiale von Wohra.

1747: Filiale, 1780: Vikariat des Diakons von Gemünden

1835 und später: Vikariat von Wohra

Seit 1935: Vikariat von Gemünden.

Patronat:

1577 und später von Löwenstein und Schleier.

Bekenntniswechsel:

Einführung der Reformation in der Landgrafschaft Hessen ab 1526

Erster nachweisbarer evangelischer Pfarrer: Johann Kahl 1585, Pfarrer in Grüsen.

Die seit 1707 nachweisbare evangelisch-reformierte Gemeinde war Filiale der reformierten Pfarrei in Gemünden.

Kirchliche Mittelbehörden:

15. Jahrhundert: Erzbistum Mainz, Archidiakonat St. Stephan, Dekanat Christenberg, Sendbezirk Grüßen

Juden:

1858: 10 Juden genannt

Kultur

Schulen:

1910 einklassige Volksschule

Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles):

Nachweise

Literatur:

Zitierweise
„Schiffelbach, Landkreis Waldeck-Frankenberg“, in: Historisches Ortslexikon <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/ol/id/1753> (Stand: 29.3.2022)