Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Historisches Ortslexikon

Langen

Stadt · 144 m über NN
Gemeinde Langen (Hessen), Landkreis Offenbach 
Siedlung | Statistik | Verfassung | Besitz | Kirche und Religion | Kultur | Wirtschaft | Nachweise | Zitierweise
Siedlung

Ortstyp:

Stadt

Lagebezug:

13 km südlich von Frankfurt am Main

Lage und Verkehrslage:

Bahnhof der Eisenbahnlinie Frankfurt am Main – Heidelberg ("Main-Neckar-Bahn") (Inbetriebnahme der Strecke 22.6.1846, 16.7.1848).

Ersterwähnung:

834

Historische Namensformen:

Bezeichnung der Siedlung:

  • villa (834)
  • curia (1265)
  • 1883 Stadtrechtsverleihung

Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung:

Burgen und Befestigungen:

  • Reste der kurz von 1336 unter Falkensteinischer Herrschaft errichteten Wehrmauer mit Pforte und Ruine des Rundturmes (Stumpfer Turm) noch vorhanden.

Koordinaten:

Gauß-Krüger: 3476765, 5539131
UTM: 32 U 476699 5537355
WGS84: 49.988072° N, 8.674956° O OpenLayers

Statistik

Ortskennziffer:

438006000

Flächennutzungsstatistik:

  • 1854 (Morgen): 10102, davon 4064 Acker, 507 Wiesen, 5531 Wald
  • 1961 (Hektar): 2911, davon 1608 Wald (= 55.24 %)

Einwohnerstatistik:

  • 1629: 112 Hausgesessene
  • 1694: 473 Einwohner
  • 1829: 2552
  • 1961: 20957, davon 13363 evangelisch (= 63.76 %), 5235 katholisch (= 24.98 %)
  • 1970: 29929

Diagramme:

Langen: Einwohnerzahlen 1834-1967

Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: 1. Die Bevölkerung der Gemeinden 1834-1967.
Wiesbaden : Hessisches Statistisches Landesamt, 1968.

Verfassung

Verwaltungsbezirk:

  • 1556: Grafschaft Isenburg-Ronneburg, Amt Langen
  • 1787: Landgrafschaft Hessen-Darmstadt, Obere Grafschaft Katzenelnbogen, Amt Kelsterbach
  • 1803: Landgrafschaft Hessen-Darmstadt, Provinz Starkenburg, Amt Kelsterbach
  • 1806: Großherzogtum Hessen, Provinz Starkenburg, Amt Kelsterbach
  • 1820: Großherzogtum Hessen, Provinz Starkenburg, Amt Kelsterbach
  • 1821: Großherzogtum Hessen, Provinz Starkenburg, Landratsbezirk Langen
  • 1832: Großherzogtum Hessen, Provinz Starkenburg, Landkreis Groß-Gerau
  • 1848: Großherzogtum Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt
  • 1852: Großherzogtum Hessen, Provinz Starkenburg, Landkreis Offenbach
  • 1918/19-1934: Volksstaat Hessen, Provinz Starkenburg, Landkreis Offenbach
  • 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Landkreis Offenbach
  • 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Landkreis Offenbach

Altkreis:

Offenbach

Gericht:

  • 1265 Sitz des Maigerichts des Wildbannes Dreieich
  • 1338 Weistum über das Maigericht
  • Die Gerichtshoheit blieb als Reichslehen ungeteilt
  • 1622 Gerichtssiegel
  • 1821-1879: Landgericht Langen
  • seit 1879: Amtsgericht Langen

Herrschaft:

1883 Stadtrechtsverleihung durch den Großherzog von Hessen

Gemeindeentwicklung:

Seit 1883 Stadt Langen

Am 1.4.1913 Ausgliederung der Gemeinde Buchschlag

1.4.1957: Umgemeindung eines Teils des Wohnplatzes Mitteldick (4 Einw.) nach der Gemeinde Zeppelinheim

Besitz

Grundherrschaft und Grundbesitzer:

  • 834 schenkt König Ludwig dem Kloster Lorsch die villa Langen mit der Kirche, 1232 übertrug Kaiser Friedrich II. Langen an das Erzstift Mainz, die es wie zuvor auch als Lehen ausgaben. Lehnsträger waren nach den Pfalzgrafen des Oberrheingaues zunächst die Herren von Hagen Münzenberg (bis 1255), dann die Herren von Falkenstein. 1486 kommen die Grafen von Isenburg-Büdingen über Kauf von den Grafen von Sayn in Alleinbesitz.

Zehntverhältnisse:

1313 ist der Zehnte mainzisches Lehen der Herren von Falkenstein

Kirche und Religion

Ortskirchen:

  • 834: ecclesia
  • 1258: Pleban (Pfarrei)
  • 1879-1883 wurde eine neugotische Basilika an der Stelle einer älteren Kirche errichtet.
  • 1921 Kirchenbau der Neuapostolischen Gemeinde

Patrozinien:

  • Jacobus

Pfarrzugehörigkeit:

Zum Kirchspiel gehören Egelsbach (bis 1705) und Offenthal

Patronat:

Ursprünglich Kloster Lorsch, später die Herren von Münzenberg, Falkenstein und schließlich die Isenburger.

Diakonische Einrichtung:

Nach Röschen, Beschreibung der evangelischen Pfarreien des Großherzogtum Hessen von 1900 besteht ein Kleinkinderschulverein;

1963 - 1968 eine Gemeindehelferin des Elisabethenstift in Darmstadt (Angaben basieren auf Mitteilungen des Zentralarchivs der EKHNZA in Darmstadt vom 01.07.2021); nach Wegweiser für die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau. Ausgabe von 1954 eine Schwesternstation mit 1, ein Kindergarten mit 2 Kräften

Bekenntniswechsel:

Erster evangelischer Pfarrer: Wendel Dorsch 1532-1554

Reformierter Bekenntniswechsel: 1585 durch Graf Wolfgang von Isenburg-Kelsterbach, 1598 lutherisches Bekenntnis durch Graf Heinrich von Isenburg-Ronneburg wieder eingeführt.

Kirchliche Mittelbehörden:

Archidiakonat St. Viktor in Mainz, Landkapitel Groß-Gerau

Juden:

1852-1938 Synagoge.

1876 Einrichtung eines Judenfriedhofes als ummauertes Gelände innerhalb des Langener Friedhofes (Südliche Ringstraße/Friedhofstraße). Zuvor werden Tote in Groß-Gerau bestattet. (alemannia-judaica)

1935 letzte Beisetzung

1830: 31, 1905: 91, 1910: 102, 1925: 92 Juden

Kultur

Schulen:

Existenz einer Schule bereits im 16. Jahrhundert; erster bekannter Lehrer "Philipps Agnesen Mann, ein Bendder", der Jungen in Lesen und Schreiben unterrichtet; mit Schulmeister Tilemann Krug (1568-1571) Errichtung einer ordentlichen Schulstelle, die meist von Kaplänen und Diakonen ausgefüllt wird; seit Mitte des 17. Jahrhunderts lehren studierte Schulmeister an der Lateinschule; 1628 Winterschule für Mädchen

1850 Gründung Oberschule, seit 1902 Realgymnasium; 1910 Volksschule mit acht Klassen, fünf Schulhäuser, ein älteres, die anderen von 1845, 1881, 1900, 1907

1946 Staatliche Finanzlehranstalt

Hospitäler:

1895 Kreiskrankenhaus, Erweiterungen 1907, 1935, 1950

Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles):

Wirtschaft

Mittelpunktfunktion:

Eigene Zent bestehend aus Dreieichenhain, Langen, Egelsbach, Götzenhain, Sprendlingen und 1566 Dietzenbach, Offenthal, Dörrhof, Alter Hof. Später Zent Dreieichenhain genannt.

Wirtschaft:

Handwerk und Landwirtschaft mit Obstverarbeitung (Weinbrennerei) bilden Grundllage der Wirtschaft; Bereitstellung von Baumaterial in von fünf Ziegelhütten und Sndsteunbrüchen; damit verbunden Fuhrmannsgewerbe;

in 1950er Jahren Maschinenfabriken und Lederverarbeitung

Mühlen:

1393 stehen die Mühlengefälle den Herren von Falkenstein zu. 1426 sind drei Mühlen als Falkensteinsche Lehen belegt.

1766 werden genannt: kleine Mühle, Spreng-, Barthels-, Schneid-, Schrods- und Gerhardsmühlemühle.

1927: Kleinmühle und Merzenmühle (siehe dort)

Markt:

1553 Marktbrunnen

1812 zwei Jahrmärkte

Zoll:

1421 verlegt der Mainzer Erzbischof Konrad den sogenannten "Höchster Zoll" mit Zustimmung von Dieter von Isenburg und Anna von Solms von Groß Gerau und Arheilgen wieder nach Langen und Mörfelden zurück. 1489 fällt der Zoll je zur Hälfte an Kurmainz und Isenburg

Nachweise

Literatur:

Zitierweise
„Langen, Landkreis Offenbach“, in: Historisches Ortslexikon <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/ol/id/14126> (Stand: 22.5.2023)