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Kurfürstentum Hessen 1840-1861 – 39. Frankenau

Weitere Informationen

Sehlen

Stadtteil · 275 m über NN
Gemeinde Gemünden (Wohra), Landkreis Waldeck-Frankenberg 
Siedlung | Statistik | Verfassung | Besitz | Kirche und Religion | Kultur | Wirtschaft | Nachweise | Zitierweise
Siedlung

Ortstyp:

Dorf

Lagebezug:

12 km südöstlich von Frankenberg (Eder)

Lage und Verkehrslage:

Kleines Dorf am Nordostrand des Burgwaldes an einem Seitental des Schweinfe-Bach. Verkehrsanbindung an die L 3073 (Frankenberg-Gemünden)

Ersterwähnung:

750/779

Historische Namensformen:

Bezeichnung der Siedlung:

  • villa (1231)
  • Dorf (1577)

Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung:

Burgen und Befestigungen:

Umlegung der Flur:

1914/15

Koordinaten:

Gauß-Krüger: 3496437, 5652677
UTM: 32 U 496364 5650856
WGS84: 51.00926° N, 8.948176° O OpenLayers

Statistik

Ortskennziffer:

635012070

Flächennutzungsstatistik:

  • 1885 (Hektar): 396, davon 212 Acker (= 53.54 %), 38 Wiesen (= 9.60 %), 95 Holzungen (= 23.99 %)
  • 1961 (Hektar): 421, davon 52 Wald (= 12.35 %)

Einwohnerstatistik:

  • 1530: 12 wehrhafte und 6 unwehrhafte Männer
  • 1577: 26 Hausgesesse
  • 1747: 24 Haushaltungen
  • 1885: 224, davon 224 evangelisch (= 100.00 %), 0 katholisch
  • 1961: 250, davon 215 evangelisch (= 86.00 %), 19 katholisch (= 7.60 %)

Diagramme:

Sehlen: Einwohnerzahlen 1834-1967

Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: 1. Die Bevölkerung der Gemeinden 1834-1967.
Wiesbaden : Hessisches Statistisches Landesamt, 1968.

Verfassung

Verwaltungsbezirk:

  • 750/79: Lahngau
  • 1577: Landgrafschaft Hessen-Marburg, Amt Rosenthal
  • 1604: Landgrafschaft Hessen-Kassel, Amt Rosenthal
  • 1787: Landgrafschaft Hessen-Kassel, Oberhessen, Amt Rosenthal
  • 1803-1806: Kurfürstentum Hessen, Oberhessen, Amt Rosenthal
  • 1807-1813: Königreich Westphalen, Werradépartement, Distrikt Marburg, Kanton Gemünden
  • 1814-1821: Kurfürstentum Hessen, Oberhessen, Amt Rosenthal
  • 1821: Kurfürstentum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Frankenberg
  • 1848: Kurfürstentum Hessen, Bezirk Marburg
  • 1851: Kurfürstentum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Frankenberg
  • 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Frankenberg
  • 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Frankenberg
  • 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Frankenberg
  • 1974: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Waldeck-Frankenberg

Altkreis:

Frankenberg

Gericht:

  • Seit 1254 ist Sehlen auch Tagungsort des Gerichts Bulenstrut
  • 1821: Justizamt Rosenthal
  • 1867: Amtsgericht Rosenthal
  • 1932: Amtsgericht Frankenberg
  • 1933: Amtsgericht Gemünden
  • 1945: Amtsgericht Kirchhain [Zweigstelle Gemünden (Wohra)]
  • 1973: Amtsgericht Frankenberg

Herrschaft:

1259 erscheint der Graf von Ziegenhain als Gerichtsherr. 1363 genehmigt der Landgraf von Hessen die Veräußerung des Zehnten. Die Herrschaft über den Gerichtsort scheint im 14. Jahrhundert in die Hände der Landgrafen überzugehen, die sie als Lehen u.a. an die Herren von Itter ausgeben. 1464 wird Sehlen weder bei der Versetzung zahlreicher Städte und Dörfer durch den Mainzer Erzbischof an den Landgrafen noch bei dem unmittelbar darauf erfolgten Verkauf des Gerichts Bulenstrut an das Kloster Haina explizit genannt. Spätestens seit 1450 ist die Herrschaft landgräflich. Mit der Umwandlung Hainas in ein Hospital fallen die Einkünfte diesem zu.

Gemeindeentwicklung:

Seit dem 31.12.1971 gehört Sehlen als Stadtteil zur Stadtgemeinde Gemünden (Wohra).

Besitz

Grundherrschaft und Grundbesitzer:

  • 750/79 überträgt (Graf?) Argoz dem Kloster Fulda seinen Besitz in Rossdorf (Kreis Marburg) und Sehlen (sofern auf Sehlen zu beziehen). 1200/1220 besitzt das Stift Wetter ein Mannlehen von 1 Hufe in Sehlen.
  • Umfangreichen Besitz scheint um 1200 das Kloster Haina zu haben, den es für Tauschgeschäfte einsetzt.
  • 1201 überträgt das Kloster Haina der Witwe Ava und ihren Kindern für ihren Verzicht auf andere Güter u.a. ein Gut in Sehlen. Die Güter der Pfarrei Grüsen wurden in den 1230er Jahren Acker für Acker gegen solche im Dorf Sehen eingetauscht. 1254 werden erneut Güter des Klosters aus Sehen gegen solche in Altengrüsen ausgetan. Ab 1262 erwirbt das Kloster Haina wiederum Güter in Sehlen und wird zum wichtigsten Grundherrn. Graf Gottfried VI. vertauscht 1284 dem Kloster Haina die Güter zu Sehlen und das Gericht Kleinrode gegen das Dorf Niedlingen. 1297 bestätigt der Edle Werner von Westerburg die von Johann von Helfenberg vorgenommene Schenkung einiger Güter im Dorf Sehlen an das Kloster Haina.

Zehntverhältnisse:

1317 gelangt die Hälfte des Zehnten in Dorf und Gemarkung Sehlen an Siegfried Friling. 1363 ist die Zehntherrschaft zwischen Hessen und Mainz geteilt und in den Händen der Herrschaft Itter, die ihn an Volpracht Ruding zu Lehen gibt. 1373 erwirbt Kloster Haina den Zehnten aus den Händen des Marburger Schöffen Johann Imhof und einer Frau Agnes zur Hälfte, die andere wird 1377 von Heinrich Schleier gekauft. Auch hier gibt Adolf von Itter seine Zustimmung.

Kirche und Religion

Pfarrzugehörigkeit:

1577 und später nach Grüsen eingepfarrt

Bekenntniswechsel:

Da Filial von Grüsen, Einführung der Reformation vermutlich unter dem Grüsener Pfarrer Adam Emmerich ab 1527.

Reformierter Bekenntniswechsel: 1609, 1624 wieder lutherisch.

Kultur

Schulen:

1910 einklassige Volksschule

Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles):

Wirtschaft

Mittelpunktfunktion:

Seit 1254 ist Sehlen auch Tagungsort des Gerichts Bulenstrut

Mühlen:

1302 übereignet ein Ehepaar aus Frankenberg dem Kloster Haina seine Mühle in Sehlen. Die Mühle oberhalb von Sehlen am Schweinfe-Bach ist in der Karte bei Schleenstein (1708/10) [Schleenstein, Landesaufnahme, Karte Nr. 17] ohne Namen vermerkt. 1629 handelt es sich um eine Mahlmühle mit einem Gang, die dem Hospital Haina zusteht. 1780 handelt es sich um eine Mühle mit oberschlächtigem Mahlgang ohne Bannrechte. Nach Brand 1904 wird sie wieder errichtet und bis 1955 betrieben.

1885: 1 Wohnhaus mit 11 Bewohnern

Nachweise

Literatur:

Zitierweise
„Sehlen, Landkreis Waldeck-Frankenberg“, in: Historisches Ortslexikon <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/ol/id/1410> (Stand: 24.3.2022)