Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Historisches Ortslexikon

Bromskirchen

Ortsteil · 457 m über NN
Gemeinde Bromskirchen, Landkreis Waldeck-Frankenberg 
Siedlung | Statistik | Verfassung | Besitz | Kirche und Religion | Kultur | Wirtschaft | Nachweise | Zitierweise
Siedlung

Ortstyp:

Dorf

Lagebezug:

13 km nordwestlich von Frankenberg (Eder)

Lage und Verkehrslage:

Geschlossenes Dorf an der westfälischen Grenze mit einfachem Grundriss und lockerer Bebauung. Durch den Ort führt die B 236 Allendorf (Eder)-Hallenberg, auf die eine Verbindungsstraße nach Neuludwigsdorf trifft. Ummauerte Kirche in zentraler, erhöhter Lage. Moderne Bebauung nach Westen und Osten.

Bahnhof der Eisenbahnlinie Allendorf – Winterberg (Inbetriebnahme der Strecke 1.12.1908) bis Stilllegung der Teilstrecke bis Hallenberg am 15.11.1966.

Ersterwähnung:

1238

Historische Namensformen:

Bezeichnung der Siedlung:

  • Dorf (1577)

Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung:

Umlegung der Flur:

1927

Älteste Gemarkungskarte:

1834

Koordinaten:

Gauß-Krüger: 3473878, 5662264
UTM: 32 U 473814 5660439
WGS84: 51.094851° N, 8.626059° O OpenLayers

Statistik

Ortskennziffer:

635005010

Flächennutzungsstatistik:

  • 1854 (Morgen): 13098, davon 4162 Acker (= 31.78 %), 1479 Wiesen (= 11.29 %), 6851 Wald (= 52.31 %)
  • 1885 (Hektar): 3274, davon 481 Acker (= 14.69 %), 384 Wiesen (= 11.73 %), 1727 Holzungen (= 52.75 %)
  • 1961 (Hektar): 3271, davon 2019 Wald (= 61.72 %)

Einwohnerstatistik:

  • 1577: 62 Hausgesesse
  • 1712: 89 Haushaltungen
  • 1885: 859 evangelisch, 1 katholisch, 6 Juden

Diagramme:

Bromskirchen: Einwohnerzahlen 1834-1967

Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: 1. Die Bevölkerung der Gemeinden 1834-1967.
Wiesbaden : Hessisches Statistisches Landesamt, 1968.

Verfassung

Verwaltungsbezirk:

  • 1238: Grafschaft Stiffe(-Battenberg), Zent Bromskirchen
  • 1571: Landgrafschaft Hessen-Marburg, Amt Wolkersdorf, Gericht Röddenau
  • 1604: Landgrafschaft Hessen-Kassel, Amt Frankenberg
  • 1650: Landgrafschaft Hessen-Darmstadt, Amt Battenberg
  • 1787: Landgrafschaft Hessen-Darmstadt, Amt Battenberg
  • 1806: Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Amt Battenberg
  • 1821: Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Landratsbezirk Battenberg
  • 1832: Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Biedenkopf
  • 1848: Großherzogtum Hessen, Regierungsbezirk Biedenkopf
  • 1852: Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Biedenkopf
  • 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Wiesbaden, Hinterlandkreis
  • 1886: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Wiesbaden, Kreis Biedenkopf
  • 1932: Freistaat Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Frankenberg
  • 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Frankenberg
  • 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Frankenberg
  • 1974: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Waldeck-Frankenberg

Altkreis:

Frankenberg

Gericht:

  • 1291: Gericht Bromskirchen (zum Umfang s. Mittelpunktfunktion)
  • 1571: Gericht Röddenau
  • 1821: Landgericht Biedenkopf
  • 1835: Landgericht Battenberg
  • 1867: Amtsgericht Battenberg
  • 1945: Amtsgericht Frankenberg-Eder

Herrschaft:

1238 verkaufen die Grafen Siegfried III. von Battenberg und seine Brüder, die Grafen Widekind II. und Werner II. dem Mainzer Erzbischof Siegfried III. jeweils die Hälfte von Burg und Stadt Battenberg und der Feste Kellerberg, die dazwischen liegenden Städte sowie die Grafschaft Stift (Stiffe), in deren Grenzen die Zent Bromskirchen liegt. 1291 behält sich Graf Hermann von Battenberg bei der erneuten Teilung der Grafschaft mit dem Erzbischof von Mainz u.a. den alleinigen Besitz des Gerichts Bromskrichen vor.

1329 veräußern die Herren von Beltershausen das von den Herren von Itter lehnsrührigen Gericht Bromskirchen an die von Diedenshausen.

(1332-1344) hat Hartmann von Girkhausen die Vogtei und den Zehnten über Bromkirchen von den Grafen von Waldeck inn.

1394/95 erwerben die Herren von Viermünden das Gericht und verkaufen es 1539 an die Landgrafen von Hessen. 1650 wird Bromskirchen dann von den Landgrafen von Hessen-Kassel im Tausch gegen Birkenbringhausen an die Landgrafschaft Hessen-Darmstadt abgegeben.

1473-1764 belehnen die Grafen von Waldeck die Brüder Otto, Reinhard und Werner mit der Vogtei zu Bromskirchen, dem Kirchensatz, den Zehnten und allen Gütern, Herrlichkeit und Leuten.

Gemeindeentwicklung:

Zur Gemeindeentwicklung s. Gemeinde Bromskirchen

Besitz

Grundherrschaft und Grundbesitzer:

  • Die Patrone, die Familie von Winter, besaßen hier Höfe. 1712 wird einer von Wilhelm von Dalwig bewohnt.

Zehntverhältnisse:

(1332-1344) trägt Hartmann von Girkhausen den Zehnten als waldeckisches Lehen.

Kirche und Religion

Ortskirchen:

  • 1292: plebanus
  • (1332-1344): ecclesia
  • Ursprünglich dreischiffige romanische Pfeilerbasilika aus der 2. Hälfte des 12. Jahrhunderts. Umbau des Vorgängerbaus 1585 abgeschlossen.

Patrozinien:

  • Martinus

Pfarrzugehörigkeit:

Mittelalterliche Pfarrei, zu der 1577 und später Somplar als Filial gehört.

1508-1569: Wunderthausen, später wieder zu Girkhausen, 1613: Elbrighausen und die Linspher Mühle. 1954 ist Bromskirchen protestantische Pfarrei mit dem Weiler Dachsloch und Neu-Ludwigsburg, Somplar, Hallenberg, Liesen, Braunshausen und Hesborn (Siedlung) sind eingepfarrt.

1910 Aufbau einer Freien evangelischen Gemeinde mit Station Somplar; 1960 Einweihung eines Gemeindehauses; ab 2004 Zusammenschluss mit der Gemeinde in Allendorf/Eder

Patronat:

1342/48 hat Hartmann von Girkhausen das Patronat zu Lehen. 1473 ist es in den Händen der Brüder von Winter, bis zum Aussterben der Familie 1764. Das Patronatsrecht war Lehen der Grafen von Waldeck, die es nach dem Heimfall wahrnehmen und erst Mitte des 20. Jahrhunderts darauf verzichten.

Diakonische Einrichtung:

Nach Wegweiser für die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau. Ausgabe von 1954 eine Schwesternstation mit 1, ein Kindergarten mit 2 Kräften

Bekenntniswechsel:

Erster evangelischer Pfarrer: Gottschalk Dornseiff 1503-1533, seit 1527 lutherisch

Reformierter Bekenntniswechsel: 1606, 1624 wieder lutherisch.

Kirchliche Mittelbehörden:

15. Jahrhundert: Erzbistum Mainz, Archidiakonat St. Stephan, Dekanat Christenberg, Sendbezirk Bromskirchen

Juden:

Statistik: 1830: 25 Juden

Vermutlich seit Mitte des 18. Jahrhunderts dauerhaft Ansiedlung von Juden.

Spätestens 1830 Einrichtung eines Betraumes im Ort - Privathaus; zuvor besuchten sie Gottesdienste im westfälischen Hallenberg.

Nach 1843 gehört die Gemeinde zu Battenfeld.

Friedhof der Gemeinde befindet sich in Battenfeld.

Kultur

Schulen:

Im letzten Viertel des 16. Jahrhunderts Schule vorhanden.

Schulmeister: Johannes Dornseiff 1601-1625

Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles):

Wirtschaft

Mittelpunktfunktion:

Zum Sendbezirk Bromskirchen gehörten im 15. Jahrhundert: Beltershausen, Bromskirchen, Elbrighausen, Linsphe, Rupertshausen, Zimmershausen. Das Gericht Bromskirchen bestand 1539 aus dem Dorf Bromskirchen, der Wüstung Elbrighausen, dem Hof Beltershausen, sowie aus den Wüstungen Linsphe und Zimmershausen.

Wirtschaft:

um 1750 regionalbekanntes Bier sowie überregionaler Pferdehandel bezeugt (HStAD Bestand C 1 B Nr. 76)

Mühlen:

Die Schneidemühle [1 Mahlgang (oberschlächtig)] wird seit mindestens 1907 nicht mehr betrieben, die Ölmühle [1 Mahlgang (oberschlächtig)] seit 1957.

Nachweise

Literatur:

Zitierweise
„Bromskirchen, Landkreis Waldeck-Frankenberg“, in: Historisches Ortslexikon <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/ol/id/1058> (Stand: 25.3.2023)