Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Historisches Ortslexikon

Londorf

Ortsteil · 229 m über NN
Gemeinde Rabenau, Landkreis Gießen 
Siedlung | Statistik | Verfassung | Besitz | Kirche und Religion | Kultur | Wirtschaft | Nachweise | Zitierweise
Siedlung

Ortstyp:

Dorf

Lagebezug:

7,5 km nordöstlich von Gießen

Lage und Verkehrslage:

Geschlossenes Dorf mit regellosem Grundriß am rechts Ufer der Lumda. Von Nordosten einmündende Seitentälchen. Kirche mit ummauertem Kirchhof und Resten eines wehrhaften Toreingangs in erhöhter Spornlage. Südöstlich abgesetzt mehrgliedrige Gutsanlagen ('Ober-','Mittel-', 'Unterburg') mit Park und Mühle ('Burgmühle'). Moderne Siedlungsentwicklung nach Nordosten und Westen entlang der Lumda

Straßenverbindung nach Nordeck, Kesselbach, Allertshausen.

Bahnhof der Eisenbahnlinie Grünberg – Lollar ("Lumdatalbahn") bis 1981 (Die Teilstrecke Grünberg - Rabenau/Londorf wurde am 1.8.1896 eröffnet und am 26.5.1963 stillgelegt, die Teilstrecke Rabenau/Londorf - Lollar wurde am 1.7.1902 eröffnet und am 30.5.1981 stillgelegt).

Ersterwähnung:

750/779

Historische Namensformen:

Bezeichnung der Siedlung:

  • villa 802/817
  • villa (1237)

Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung:

Burgen und Befestigungen:

  • Die zu 1287 erschließbare Burg südöstlich von Londorf an der Lumda lag auf künstl. Hügel (erschließbar über die Benennung Adolfs von Nordeck nach der Rabennau 1287 [Kopiar 18. Jahrhundert](Die Rechte der Landeshoheit ... in Sachen Nassau-Saarbrücken, 1785, S. 140 Nr. 2; Müller, Ämter im Kreise Gießen, S. 86) wurde 1785 abgebrochen. Der Ort war mit Wall und Gräben befestigt. Falltor im Süden.

Älteste Gemarkungskarte:

1913-1924

Koordinaten:

Gauß-Krüger: 3490327, 5615708
UTM: 32 U 490256 5613902
WGS84: 50.676869° N, 8.862098° O OpenLayers

Statistik

Ortskennziffer:

531015040

Flächennutzungsstatistik:

  • 1854 (Morgen): 3110, davon 1340 Acker, 462 Wiesen, 1099 Wald
  • 1961 (Hektar): 779, davon 304 Wald

Einwohnerstatistik:

  • 1577: 48 Hausgesesse (mit Junkerwohnungen)
  • 1629: keine Angaben
  • 1669: 328 Seelen
  • 1742: 4 Geistl./Beamte, 70 Untert., 28 Junge Mannschaften 20 Beisassen/Juden
  • 1804: 730 Einwohner
  • 1834: 847 Einwohner
  • 1885: 769 Einwohner
  • 1925: 957 Einwohner
  • 1939: 1092 Einwohner
  • 1950: 1526 Einwohner
  • 1961: 1577 Einwohner
  • 1830: 741 evangelische Einwohner, 103 Juden
  • 1961: 1342 evangelische, 222 römisch-katholische Einwohner
  • 1961 (Erwerbspers.): 134 Land- und Forstwirtsch., 316 Prod. Gewerbe, 130 Handel, Verkehr und Nachrichtenübermittlung, 112 Dienstleistung(en) und Sonstige

Diagramme:

Londorf: Einwohnerzahlen 1834-1967

Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: 1. Die Bevölkerung der Gemeinden 1834-1967.
Wiesbaden : Hessisches Statistisches Landesamt, 1968.

Verfassung

Verwaltungsbezirk:

  • 750/779: Lahngau (Urkundenbuch des Klosters Fulda 1 Nr. 108)
  • 775/779: Hessengau (Urkundenbuch des Klosters Fulda 1 Nr. 113)
  • 780/802: Vorort der gleichnamigen Mark
  • 1237: Grafschaft Rucheslo
  • 1577: liegt das Gericht in hessischer Landeshoheit, die Gerichtsbarkeit steht den von Nordeck zur Rabenau zu
  • 1787: Landgrafschaft Hessen-Darmstadt, Amt Allendorf an der Lumda, Gericht Londorf
  • 1821: Landratsbezirk
  • 1832: Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Grünberg
  • 1848: Großherzogtum Hessen, Regierungsbezirk Gießen
  • 1852: Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Grünberg
  • 1874: Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Gießen
  • 1918/19-1934: Volksstaat Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Gießen
  • 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Kreis Gießen
  • 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Kreis Gießen
  • 1977: Land Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Lahn-Dill-Kreis
  • 1979: Land Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Landkreis Gießen

Altkreis:

Gießen

Gericht:

  • 1822: Landgericht, seit 1879: Amtsgericht Grünberg

Herrschaft:

1328: Übergang an die Grafen von Nassau

1367: Belehnung der Herren von Nordeck zur Rabenau mit dem nassauischen Anteil am Gericht Londorf. 1537 ist Ebsdorf Oberhof für Londorf

Gemeindeentwicklung:

Am 1.10.1970: Zusammenschluß mit Kesselbach zur Gemeinde Rabenau

Besitz

Grundherrschaft und Grundbesitzer:

  • 750/779 erhält Kloster Fulda die Schenkungen von Adelburch und Rudun zu Londorf. 780/802 überträgt Arnwic Kloster Fulda Güter zu Allendorf/Lumda und Londorf. 802/817 überträgt Meginrat an Fulda 30 Morgen (Ackerland) und ein Waldstück ähnlichen Umfangs, seinen gesamten Besitz in (Unter-) Londorf sowie 48 Manzipien (Codex Eberhardi 1 I S. 239 = Dronke, Traditiones Capitulum 6 Nr. 91).
  • Gertrud, die Witwe des Ritters Gumpert Hobeherr und ihre Kinder verkaufen 1278 dem Deutschen Orden in Marburg ihre Güter zu Londorf.
  • 1326 bittet der Knappe Gerlach, gen. Munich von Buseck, seinen Herrn, den Abt von St. Alban (Mainz) er möge die in der Jurisdiktion des Ortes Londorf gelegenen Lehen, die er bisher vom Kloster innehatte, dem Ritter Erwin d.Ä. von Trohe und seinen Erben zu gleichem Recht verleihen, wie Gerlach sie bisher besessen hat. 1336 wird dem Deutschen Orden der halbe Teil eines Gutes zugesprochen, das Bruder Walter von Trohe dem Orden bei seinem Eintritt übergeben hatte (Wyss, Urkundenbuch der Deutschordens-Ballei 1 Nr. 347; Wyss, Urkundenbuch der Deutschordens-Ballei 2 Nr. 651). 1358 und 1375 hat der Deutsche Orden 2 Güter zu Londorf (Heldmann, Deutschordensballei Tab. II Nr. 73).
  • 1291 erwirbt Kloster Arnsburg Güter zu Londorf und Kesselbach (Eckhardt, Die oberhessischen Klöster 3, 1 Nr. 203).
  • 1489 verkauft Kloster Arnsburg den Grünberger Antonitern seinen Besitz zu Londorf (6 Beständer) (Eckhardt, Die oberhessischen Klöster 3, 2, S. 40).
Kirche und Religion

Ortskirchen:

Pfarrzugehörigkeit:

Pfarrkirche, der 1577 Kesselbach, Rüddingshausen, Weitershain, Allertshausen, Odenhausen, Geilshausen, Climbach eingepfarrt waren; bis 1323 gehörte auch Möllenbach zu Londorf, seitdem bei Allendorf/Lumda. Pfarrei Winnerod seit der Reformation zeitweise von Londorf aus versehen (bis 1575).

Patronat:

1282/83 ist der Patronat eppstein. Lehen Gerlachs von Merlau (= von Londorf) und Adolfs von Nordeck (Wagner, Die eppsteinschen Lehensverzeichnisse, S. 102 Nr. 267, vgl. S. 114), 1364 von Nordeck (Classen, Kirchliche Organisation, S. 92)

Diakonische Einrichtung:

Röschen, Beschreibung der evangelischen Pfarreien des Großherzogtum Hessen nennt für 1928 eine Kleinkinderschule, eine Krankenpflegestation betreut von Nonnenweier Schwestern; nach Wegweiser für die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau. Ausgabe von 1954 eine Schwesternstation mit 1 Kraft

Bekenntniswechsel:

Die Herren von Nordeck zur Rabenau widersetzten sich zunächst der Einführung der Reformation.

Erster evangelischer Pfarrer: Dietrich Stingel vermutl. 1542-1575.

Reformierter Bekenntniswechsel: 1619, 1624 wieder lutherisch.

Kirchliche Mittelbehörden:

15. Jahrhundert: Sedes im Dekanat Amöneburg, Archidiakonat St. Stephan zu Mainz

Juden:

Zuzug von Juden schon im 17. Jahrhundert 1830: 103, 1905: 61, 1932: 15 Juden, vornehmlich als Viehändler, Kaufleute und Metzger tätig. - Synagoge in der Allendorfer Straße. - "Judenbegräbnis" von Londorf am Südausgang des Dorfes schon um 1722 belegt. 1837 wurde der Friedhof erweiter. (alemannia-judaica)

Kultur

Schulen:

Untericht wird durch die Kapläne seit Mitte des 16. Jahrhunderts in Londorf gehalten.

seit 1625/26 namentlich bekannte Schulmeister in der Dorfschule

1764 Bau einer Schule

1825 Übernahme der Schule als Aufgabe der Gemeinde, Renovierung des Gebäudes; seit 1855 Volksschule mit zwei Klassen; 1875 Einrichtung einer "Industrieschule", d.h. Fortbildungseinrichtung; 1902 Bau eines neuen Schulhauses

1948 Volksschule mit vier Klassen

Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles):

Wirtschaft

Mittelpunktfunktion:

Vorort der gleichnamigen Mark. Zum Gericht Londorf gehören 1577 Londorf, Kesselbach, Rüddingshausen, Weitershain, Odenhausen, Geilshausen, Allertshausen und Climbach. - Der Sendbezirk Londorf umfaßte: Allendorf/Lumda, Allertshausen, Wüstung Antreff, Appenborn, Climbach, Geilshausen, Kesselbach. Londorf, Wüstung Möllenbach, Wüstung Nordernahe, Odenhausen, Rüddingshausen, Wüstung Steinbühl, Weitershain, Wüstung Weitzenhain; zuzurechnen auch Winnen mit Nordeck

Nachweise

Literatur:

Zitierweise
„Londorf, Landkreis Gießen“, in: Historisches Ortslexikon <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/ol/id/10384> (Stand: 27.5.2023)