Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Klöster und Orden

Übersichtskarte Hessen
Messtischblatt
4918 Frankenberg
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Ortskennziffer
63500604005

Johanniterkommende Wiesenfeld

311 m über NN
Gemarkung Wiesenfeld, Gemeinde Burgwald, Landkreis Waldeck-Frankenberg
Basisdaten | Geschichte | Besitz | Ausstattung | Nachweise | Zitierweise | Indizes
Basisdaten

Abstract:

Nach ihrer Rückkehr von einem Kreuzzug ins Heilige Land stiften die Grafen von Battenberg im 12. Jahrhundert ein Kloster in Wiesenfeld, dass sie dem Ritterorden der Johanniter übergeben. 1238 wird die Niederlassung erstmals urkundlich erwähnt. Zum Kloster gehören Wohngebäude, eine frühgotische Hallenkirche, die heute noch existiert und ein Hospital. In der Reformationszeit wird das Kloster geschlossen, im 18. Jahrhundert werden Hugenotten- und Waldenserfamilien aus Frankreich in Wiesenfeld angesiedelt, die die Kirche für ihre Gottesdienste nutzen.

Orden:

Johanniter

Ordensprovinz:

Ballei Wetterau

Alte Diözesanzugehörigkeit:

Von der Diözesangewalt ausgenommen (eximiert)

Typ:

Männerkloster

Territorium:

  • 1238: Grafschaft Battenberg, Johanniterkommende
  • 1577: Landgrafschaft Hessen-Marburg, Kellerei Wiesenfeld
  • 1604: Landgrafschaft Hessen-Kassel, Amt Frankenberg

Historische Namensformen:

Bezeichnung der Institution:

Johanniter-Kommende Wiesenfeld (keine originale Quellenbezeichnung) (1527) [HStAD Bestand E 5 B Nr. 2728],

Lagebezug:

6,5 km südwestlich von Fankenberg (Eder)

Koordinaten:

Gauß-Krüger: 3482532, 5652382
UTM: 32 U 482465 5650561
WGS84: 51.006353° N, 8.750068° O

Geschichte

Geschichte:

Die Johanniterkommende wird vor 1231 von den Grafen von (Wittgenstein-)Battenberg gegründet, möglicherweise durch Graf Werner I. von Battenberg, der 1197 an einer Fahrt nach Palästina teilgenommen hat, und dessen Sohn Werner [II.] 1238 Ordensbruder in Wiesenfeld ist. Das Haus liegt verkehrsgünstig an der Fernstraße zwischen Frankfurt und Bremen, die über Frankenberg führt, sichert so den Anschluss an den Fernhandel.

1372 wird den Johnnitern das Hospital zwischen Alt- und Niederwildungen durch Graf Heinrich von Waldeck nach seiner Pilgerfahrt ins Heilige Land übergeben. Die Grafenfamilie leistet großzügige finanzielle Unterstützung zur Sicherung der Krankenbetreuung und der seelsorgerischen Versorgung der Region.

1321-25 leitet Heinmann von Itter als Komtur die Kommende Wiesenfeld und baut die Niederlassung aus ermöglicht durch zahlreiche Schenkungen der Familie von Itter. 1392 wird die Pfarrei Frankenberg durch Landgraf Hermann von Hessen-Thüringen den Johannitern übergeben. Die Haupttätigkeit der Kommende liegt in der seelsorgerischen Betreuung des Umlandes und der Durchführung geistlicher Aufgaben. Sie ist dem Gesamtorden gegenüber abgabepflichtig, trägt zur finanziellen Absicherung der Kreuzzüge, später der Unterstützung der Ordenspolitik im Mittelmeerraum bei. Im 14. Jahrhundert wird der Sitz der Kommende nach Frankenberg verlegt. 1399 wird die Pfarrei Christenberg inkorporiert. Im 15. Jahrhundert kommt es zum wirtschaftlichen Niedergang, der zu strengen Sparmaßnahmen und einer Klosterreform führt. Eine schlichte Kleiderordnung wird festgelegt und die Zahl der Kommendemitglieder begrenzt (zwei Priesterbrüder). Für 1494 nennt die Generalvisitation einen Komtur und fünf Ordenskapläne.

Durch Landgraf Philipp von Hessen wird in der Reformationszeit das Kloster aufgehoben, 1527-1529 werden die Johanniterbrüder abgefunden. Das Vermögen wird für das Elisabeth-Hospital in Marburg und die Landes- und Hofverwaltung verwendet.

Ein Restitutionsversuch von 1629 misslingt, 1720 wird das ehemalige Kloster mit französischen Ansiedlern besetzt, denen 1765 die Kirche überlassen wird.

Gründungsjahr:

vor 1231

Gründer:

Grafen von (Wittgenstein-) Battenberg, vielleicht schon Graf Werner I.

Aufhebungsjahr:

1527-1529

Organisation:

Sechs bis acht Ordensbrüder leben in dem Konvent, dazu kommen Donaten und Beisassen. Viele Männer und Frauen, die ihren Besitz an die Johanniter übergeben, arbeiten im Kloster, bleiben aber Laien. Als Gegenleistung wird ihnen lebenslange Unterkunft, freie Verpflegung, Gebetsgemeinschaft und eine Altersversorgung geboten.

Pfarrrechte:

Die Kommende hat Pfarrrechte in Frankenberg/Eder und weiteren Orten, 1399 Inkorporierung der Pfarrei Christenberg; das Inventar von 1527 zählt auf:

Christenberg, Bringhausen, Dinkelburg bei Borgentreich, Frankenberg (Eder), Geismar, Holzhausen, Oberorke, Quernhorst, Vöhl

Archivgeschichte:

Klosterarchive 3: Oberhessische Klöster, Band 1, S. XV-XVI

Bibliotheksgeschichte:

eine Handschrift in der UB Marburg, s. Zedler, Gesch. der UB Marburg 9.

Besitz

Besitz:

Klosterbesitz lässt sich in folgenden Orten nachweisen:

Allendorf bei Ellershausen, Altenlotheim, Altershausen, Bentreff, Bernsdorf, Borgentreich (Stadt Borgentreich, Kreis Höxter), Bottendorf, Bracht, Bringhausen, Buchborn, Butzebach, Christenberg, Ellershausen, Elmenhayn (wüst im Gericht Battenberg), Ernsthausen, Froschhain, Gebenhausen, Göttingen, Haubern Tausch mit Kloster Haina gegen Beringsdorf, Malsberg, Münchhausen, Niederwetter, Oberasphe, Roda, Röddenau, Rupertshausen, Simtshausen, Warmshausen, Wermertshausen, Weidstaff, Wiesenfeld, Wollmar

Im Inventar von 1527 werden Liegenschaften, Kirchen und Einkünfte in folgenden Orten aufgelistet:

Allendorf bei Ellershausen, Altershausen, Bracht, Bringhausen, Brunstadt, Buchborn, Bürgeln,Butzebach, Cölbe, Dörnholzhausen, Ernsthausen, Hessele, Holzhausen, Mellnau, Münchhausen, Oberrosphe, Quernhorst, Röddenau, Simtshausen, Wiesenfeld

Das Vermögen der Kommende kommt nach 1527/29 teilweise zum Elisabethhospital in Kassel, zum größten Teil zur Hof- und Landesverwaltung. 1539 wird der Besitz an Burkard, Franz und Heinrich v. Cramm verpfändet, 1546 an Philipp v. Dernbach.

Ausstattung

Gebäude:

Das Johanniterhaus von 1507 ist erhalten.

Denkmaltopographie:

DenkXweb Kulturdenkmäler in Hessen (Evangelische Kirche, ehemalige Johanniterkirche St. Johannes der Täufer)

Nachweise

Arcinsys Hessen:

Gedruckte Quellen:

Literatur:

Germania Sacra-ID:

30353

Zitierweise
„Johanniterkommende Wiesenfeld, Gemeinde Burgwald“, in: Klöster <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/kl/id/7800> (Stand: 30.6.2021)
Indizes

Sachbegriffe: