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Klöster und Orden

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5717 Bad Homburg v.d.Höhe
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Landgrafschaft Hessen-Homburg 1828 – 2. Amt Homburg [östlicher Teil]
Herzogtum Nassau 1819 – 30. Feldberg
Ortskennziffer
43401204010

Weitere Informationen

Zisterzienserinnenkloster Thron

313 m über NN
Gemarkung Wehrheim, Gemeinde Wehrheim, Hochtaunuskreis
Basisdaten | Geschichte | Besitz | Ausstattung | Nachweise | Zitierweise | Indizes
Basisdaten

Abstract:

Das 1243 durch Graf Gerhard von Diez gegründete Zisterzienserkloster erlebt seine Blütezeit von der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts bis in die Mitte des 14. Jahrhunderts. Seine Entwicklung wird durch die Erzbischöfe von Mainz, die deutschen Könige und die Grafen von Diez, die alle das Kloster großzügig ausstatten, beeinflusst. Zum Klostergut gehören Wald, Weinberge, Mühlen, Wasserrechte, Äcker und Wiesen. 1586 wird das Kloster geschlossen.

Orden:

Zisterzienserinnen

Alte Diözesanzugehörigkeit:

Kirchenprovinz Mainz, Erzbistum Mainz, Archidiakonat St.Mariengreden

Typ:

Frauenkloster

Territorium:

  • 1243: Grafschaft Diez
  • 1376: Grafschaft Nassau; seit 1420 Kurtrier ist Oberlehnsherr;
  • 1479-1557: ein Viertel der Grafschaft im Besitz der Landgrafen von Hessen;
  • 1564: Diezer Vertrag - gemeinschaftlicher Besitz durch Nassau und Kurtrier
  • 1806: Herzogtum Nassau

Historische Namensformen:

  • in inferiori indagine prope Werene (1243)
  • Marienhagin (1243)
  • de Throno sancte Marie Cisterciensis ordinis (1244) [Nassauisches Urkundenbuch 1,1, S. 332, Nr, 512]
  • Thronus beate Marie virginis (1268)
  • abbatisse et conventui sanctimonialium de Trono, Cysterciensis ordinis (1277) [Nassauisches Urkundenbuch 1,2, S. 544-545, Nr. 917]
  • das Kloster Tron (1564)

Lagebezug:

7 km nordwestlich von Bad Homburg

Lage:

Das Kloster Thron liegt am Nordhang des Taunus zwischen den römischen Kastellen Saalburg und Lochmühle an einer Straßenverbindung zu den Überlandstraßen nach Frankfut/Weilburg und über Wetzlar nach Köln.

Koordinaten:

Gauß-Krüger: 3469973, 5572179
UTM: 32 U 469910 5570390
WGS84: 50.284871° N, 8.577644° O

Geschichte

Geschichte:

Das Kloster wird 1243 durch die Grafenfamilie von Diez begründet und mit Besitz in Niedernhain und Wehrheim aus Reichsgut ausgestattet. Die Grafen behalten sich die Vogteirechte vor. 1251 wird das Kloster in den Zisterzienserorden auf Antrag des Papstes inkorporiert und nach einer Visitation durch die Äbte von Marienstatt und Haina angeschlossen. 1257 wird Thron durch Papst Alexander IV. die Freistellung von der geistlichen Gewalt der Bischöfe und die Zehntbefreiung von Neurodland gewährt. Die Mainzer Erzbischöfe, wie auch der Gegenkönig Wilhelm von Holland beschenken das Kloster mit Grundbesitz und Privilegien (steuerfreier Besitz von Stadthöfen). Frauen aus dem städtischen Bürgertum Frankfurts, Friedbergs und Wetzlars treten verstärkt in das Kloster ein, vergrößern durch ihre Mitgift und Schenkungen ihrer Familien den Besitzstand. 1262 ist die Gründungsphase mit der Weihe der Kirche abgeschlossen; das Kloster erlebt seine Blütezeit und erwirbt Besitz in über 140 Orten. Dieser wird durch Laienbrüder verwaltet und geleitet. 1288 stellt König Rudolf von Habsburg Thron unter den Schutz des Reiches und beauftragt damit den Burggrafen der Reichsburg Friedberg und die Stadt Frankfurt. Juristisch übergeben die Päpste 1302 und 1304 dem Dekan des Frankfurter Bartholomäusstiftes die Wahrnehmung der Interessen für die Nonnen.

Die Klosterwirtschaft beruht auf Ackerbau, Forstwirtschaft und Viehzucht. Die Wolle der Schafe aus dem großen Schafhof in Obernhain wird verarbeitet, die Tuchprodukte verkauft. Der große Wald wird als Weide für Schweine und Großvieh, für die Gewinnung von Bau- und Brennholz, zur Köhlerei und wahrscheinlich zur Eisenverhüttung genutzt. Mühlen und Weinberge sichern die Eigenversorgung des Klosters ab. Für seine Stadthöfe in Frankfurt, Wetzlar und Friedberg besitzt das Kloster das Privileg der Steuer- und Abgabefreiheit.

Mit Rudolf von Habsburg wird Thron unter die Schutzherrschaft des Reiches gestellt, die Grafen von Diez verlieren ihre Vogteirechte. In der zweiten Hälfte des 14.Jahrhunderts leidet das Kloster unter den zahlreichen adligen Fehden.

1526/27 veranlasst Landgraf Philipp von Hessen, dessen Haus seit 1479 ein Viertel des Diezer Besitzes geerbt hatte, die Aufstellung eines Inventars zum Klosterbesitz. 1564 wird durch den Diezer Vertrag die Grafschaft zwischen Kurtrier und Nassau-Dillenburg aufgeteilt, die Konfessionsfrage bleibt offen. Nach dem Tod der letzten Äbtissin, Margareta von Hattstein (1576), wird das Kloster weltlich verwaltet und aufgelöst. Die Einkünfte werden der Hohen Schule in Herborn zugeordnet. Mit der Säkularisation fällt der kurtrierische Anteil an das Herzogtum Nassau, das Vermögen der gebildeten Domäne gehen an den Generalstudienfonds des Herzogtums Nassau.

Gründungsjahr:

1243

Gründer:

Gerhard V. von Diez und Ehefrau Agnes

Aufhebungsjahr:

1528-1586

Organisation:

Töchter aus dem Bürgertum bevorzugen den Eintritt in das Kloster im 13.Jahrhundert. Seit dem 14.Jahrhundert besitzt der Konvent eine Größe von 60 Mitgliedern; er entwickelt sich zunehmend zu einer Versorgungsanstalt für den niederen Adel. An der Spitze steht eine Äbtissin, die einem bis zu 60 Nonnen umfassenden Konvent vorsteht und durch eine Priorin vertreten wird. Die Bursiererin kümmert sich um die Finanzen. 1527 leben noch 16 Nonnen und zwei Anwärterinnen in Thron. Neben der Leitung der Klausur sind als Ämter, die von Nonnen ausgeübt werden, u.a. folgende bekannt: Kornmeisterin (Einnahme und Verwendung des Getreides), Brotmeisterin (Brotversorgung), Weinmeisterin (Einnahmen, Verwendung des Weins) und Küchenmeisterin.

Pfarrrechte:

Patronat über die Pfarrkirche von Wehrheim bis 1325; Patronatsrecht an der Nikolauskapelle in Wehrheim;

Patrozinien:

Maria, Johannes Evangelist, Katharina (1262)

Archivgeschichte:

Simon, Artikel Thron S.1520-1521

Simon, Zisterzienserinnenkloster Thron, S. 276-282

Bibliotheksgeschichte:

Simon, Artikel Thron S.1517

Besitz

Besitz:

Im Zinsverzeichnis von 1310 werden über 140 Orte aufgelistet:

Allendorf (Wetzlar), Altenberg (Idstein), Anspach (Hausen, Neu-Anspach), Beienheim (Reichelsheim), Bizzenbach (Wehrheim), Bockenheim (Frankfurt), Bommersheim (Oberursel), Bonames, Breitenloch (Sossenheim), Büches, Burgholzhausen, Butzbach, Dietenhausen, Dietigheim, Dillingen, Dombach, Dorfweil, Dornassenheim (Ortsteil von Reichelsheim), Dorheim, Dortelweil, Eizebach (ober-Mörlen), Eschborn, Espa, Eufingen, Fauerbach (Friedberg), Fauerbach (Philippseck), Ginnheim, Grävenwiesbach, Griesheim, Griedelbach, Hausen (Frankfurt), Hausen (Wetzlar), Heuchelheim, Hochelheim bei Wetzlar, Hochstadt bei Hanau (Weingut), Hoch-Weisel (Butzbach), Holzburg, Hüftersheim, Hülshofen, Hunoldstal (Schmitten), Kaichen, Karben, Kilianstädten (Schöneck), Kinzenbach (Heuchelheim), Kirdorf (Bad Homburg), Kloppenheim, Köppern, Lang-Göns, Langenhain (Hofheim), Langenschied, Lauken (Weilrod), Lichen (Rosbach), Limburg, Lohra, Lorsbach (Hofheim), Lindau bei Frankfurt, Massenheim, Melbach, Merzhausen, Michelbach (Usingen), Möttau, (Weilmünster), Münster (Selters), Niederbrechen, Nieder-Petterweil, Nieder-Erlenbach (Frankfurt), Nieder-Issigheim (Bruchköbel), Niederkleen (Butzbach), Nieder-Mörlen (Bad Nauheim), Nieder-Straßheim, Niederursel (Frankfurt), Niederwetz, Neuenhain (Weingut), Ober-Erlenbach (Bad Homburg), Ober-Eschbach (Bad Homburg), Ober-Mörlen, Oberhain (Mühlen, Schafhof), Ober-Petterweil (Grangie)- 570 Morgen, damit größter zusammenhängender Besitz des Klosters, Ober-Rosbach (Rosbach), Ober-Wöllstadt, Ockstadt (Friedberg), Offenbach (Herborn), Offheim (Limburg), Okarben, Okriftel, Oppenheim (Mainz), Oppershofen (Butzbach), Ossenheim (Butzbach), Ostheim (Butzbach), Pfaffenwiesbach (Wehrheim), Praunheim (Frankfurt), Preungesheim (Frankfurt), Rendel (Karben), Rockenberg (Butzbach), Rod am Berg (Neu-Anspach), Rodheim v.d.H., Rödelheim (Frankfurt), Schwalbach, Seulberg, Södel, Steindorf (Wetzlar), Sterzelheim (Rosbach), Stierstadt, Stockheim, Straßheim, Sulzbach, Unterliederbach (Frankfurt) Usingen, Vilbel (Grangie), Wehrheim, Weiperfelden, Wernborn (Usingen), Westerfeld (Neu-Anspach), Würges.

Für folgende Orte listet das Zinsverzeichnis von 1310 Zinsen und Pacht von Weinbergen und Weingärten für das Kloster auf:

Altenhain, Fauerbach (Friedberg), Hüftersheim, Lorsbach (Hofheim), Ockstadt (Friedberg), Ober-Rosbach (Rosbach), Sindersbach

Ein weiteres Verzeichnis über die Güter und Einkünfte existiert von 1618 und damit weit nach der Auflösung des Klosters.

Abhängigkeitsverhältnis:

Kloster Thron ist der Zisterzienserabtei Arnsburg unterstellt. 1327 legt der Arnsburger Abt die Konventgröße für Thron auf 60 Konventualinnen fest; er berät in Wirtschaftsfragen und bestellt einen Propst als beichtvater und Kaplan.

Ausstattung

Sonstiges:

1875 wird der alte Nonnenbau des Klosters Thron abgerissen und das Abbruchmaterial versteigert.

Nachweise

Arcinsys Hessen:

Gedruckte Quellen:

Literatur:

Germania Sacra-ID:

3796

GND-Nummer:

4691375-0

Zitierweise
„Zisterzienserinnenkloster Thron, Gemeinde Wehrheim“, in: Klöster <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/kl/id/12983> (Stand: 29.11.2021)
Indizes

Personen:

Margareta von Hattstein

Sachbegriffe: