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Klöster und Orden

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5818 Frankfurt a. M. Ost
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Ortskennziffer
41200001009

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Barfüßerkloster Frankfurt

Gemarkung Frankfurt, Gemeinde Frankfurt am Main, Stadt Frankfurt am Main
Basisdaten | Geschichte | Besitz | Ausstattung | Nachweise | Zitierweise | Indizes
Basisdaten

Abstract:

Um 1230 wird eine Franziskanerniederlassung im Zentrum der Stadt errichtet. Die Kirche wird um 1270 gebaut und 1350 erweitert. Stadtrat und Bürgerschaft fördern durch umfangreiche Stiftungen den Konvent. 1529 verlassen die Frankfurter Barfüßermönche mit Hilfe des Rates ihren geistlichen Stand und übergeben ihr Kloster samt seinen Gütern dem Rat.1787 wird die Kirche abgebrochen und an ihrer Stelle die Paulskirche errichtet.

Orden:

Franziskaner

Ordensprovinz:

Oberrheinische Provinz (Straßburg), Kustodie Rhein

Alte Diözesanzugehörigkeit:

Kirchenprovinz Mainz, Erzbistum Mainz, St.Batholomäus in Frankfurt

Typ:

Männerkloster

Territorium:

Historische Namensformen:

Lage:

Das Kloster liegt nordwestlich im um 1250 besiedelten Stadtbezirk auf dem heutigen Paulsplatz.

Koordinaten:

Gauß-Krüger: 3477249, 5552794
UTM: 32 U 477183 5551013
WGS84: 50.110925° N, 8.680893° O

Geschichte

Geschichte:

Zur Geschichte des Barfüßerklosters in Frankfurt gibt es relativ wenige Quellen. Es wird wohl um 1238 begründet. Von einer Urkunde von 1255 findet sich nur ein Siegel des Frankfurter Minoritenguardians [Urkundenbuch der Reichsstadt Frankfurt 1, S. 97, Nr. 201], nachweislich erwähnt wird die Gemeinschaft erstmals 1270. Die Verbindung zur Stadt Frankfurt ist sehr eng. Die Mönche betreuen die Bürgerschaft seelsorgerisch, halten Gottesdienste und Totengedächtnisse. Eine Grabstätte auf dem Barfüßerfriedhof wird von vielen Frankfurtern hoch geschätzt. Im Gegenzug versorgt die Stadtgemeinde das Kloster mit Stiftungen und täglichen Almosen. Das Klostergebäude dient bis 1405 der Stadt als Rathaus und Versammlungsort. Während der Messen und Märkte in der Stadt, ebenso bei den Königswahlen und Reichsversammlungen wird es als Herberge häufig genutzt. Mehrere Provinzialkapitel (1293, 1313, 1354, 1499, 1511) finden im Frankfurter Barfüßerkloster statt.

Im Konflikt zwischen Kaiser Ludwig dem Bayern und dem Papst spaltet sich der Konvent. Einige Teile unterstützen die Reichsstadt Frankfurt, die dem Kaiser treu bleibt.

Bis ins 15.Jahrhundert hat der Konvent eigenen Besitz, den er veräußert, vergrößert und juristisch vertritt. Das Franziskanerkloster zählt als Teil der Bürgerschaft und zahlt daher Steuern. Die Stadt fühlt sich für das Kloster und die durch es betriebene Seelsorge verantwortlich und mischt sich in die personelle Besetzung der Priester- und damit Predigerbesetzung ein. Sowohl das Patriziat wie auch die Handwerkerschaft unterstützen das Kloster und unterhalten enge Beziehungen beispielsweise durch Gebetsbruderschaften. Auch auswärtige Kaufleute fühlen sich den Franziskanern eng verbunden.

1469 lässt der Mainzer Erzbischof Adolf II. von Nassau als kirchliches Oberhaupt das Kloster visitieren und versucht den Anschluss an die Observantenrichtung zu erzwingen, um so den Einfluss der Stadt auszuschalten. Das Kloster übergibt sein Eigentum an die Stadt und nimmt die Regeln der milderen Martianischen Reformrichtung an. Die Stadt tritt als Eigentümerin der den Franziskanern gehörenden Besitzungen auf, um so die Armutsforderung der Ordensregel zu gewährleisten.

1525 lässt der Stadtrat eine Inventarliste erstellen. Die Franziskanerniederlassung erweist sich als ärmstes Minoritenkloster in Frankfurt. 1526 wird in der Barfüßerkirche evangelisch gepredigt. 1529 übergibt der Konvent dem Rat der Stadt Frankfurt das Kloster. Die Mönche werden abgefunden. Die Franziskanerkirche wird zur evangelischen Hauptkirche der Stadt, die Gebäude werden seit 1542 durch das das Städtische Gymnasium genutzt. Erfolglos erheben der Erzbischof von Mainz, einige Konventualen und Mitglieder der Stifterfamilien Einspruch gegen die Schließung des Klosters. Die seit dem 13. Jahrhundert aufgebaute Bibliothek mit besonderen Handschriften geht in den Besitz der Stadt über.

Ersterwähnung:

1255

Gründungsjahr:

um 1238

Aufhebungsjahr:

1529

Organisation:

An der Spitze des Frankfurter Konventes steht ein Guardian, mit einem Vizeguardian als Vertretung. Damit gleicht die Organisation anderen Franziskanerklöstern. Weitere Ämter sind u.a. der Lektor (Aus- und Weiterbildung), der Tertanus, der Sacrista. Die Patres sind als Priester geweiht, die Fratres dienen als einfache Mönche. Die Konventsgröße liegt zwischen 10 und 28. Bei der Aufhebung 1529 hat der Konvent noch neun Mitglieder. Viele der Mönche kommen aus Frankfurt und Umgebung.

Eine Vielzahl an Bruderschaften schließt sich dem Kloster an: die Nikolaus-Bruderschaft der "Abenteurer" (Fernkaufleute), die Schumacherknechte, die Schneidergesellen, die Barchentweber- und Schirmerknechte und die St.Jobst-Bruderschaft

Ausstattung

Gebäude:

zuerst Errichtung des Chores der Konventskirche ab 1230; Ausbau des Konventes ab 1271 mit erworbenen Gaben und Stiftungen; Kirche 1787 abgebrochen, an ihrer Stelle wird 1789 die Paulskirche errichtet.

Sonstiges:

Gedenktafel benennt den 1238 verstorbenen Heinrich Knoblauch, einen angesehenen Frankfurter Bürger, als Stifter des Chores. Auf die durch den Stadtrat gewünschte seelsorgerische Betreuung der Bevölkerung in den neu angelegten Stadtbezirken verweist möglicherweise ein schon 1238 erwähntes Bestattungsprivileg.

Nachweise

Quellen:

Literatur:

Germania Sacra-ID:

30085

GND-Nummer:

4466244-0

Zitierweise
„Barfüßerkloster Frankfurt, Gemeinde Frankfurt am Main“, in: Klöster <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/kl/id/12962> (Stand: 21.1.2021)
Indizes

Personen:

Thomas Murner (1475-1537), Elsässischer Theologe und Humanist, berühmter Prediger an der Franziskanerkirche von 1510 bis 1513#118585886

Sachbegriffe: