Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Klöster und Orden

Übersichtskarte Hessen
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5818 Frankfurt a. M. Ost
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Ortskennziffer
41200001015

Karmeliterkloster Frankfurt

Gemarkung Frankfurt, Gemeinde Frankfurt am Main, Stadt Frankfurt am Main
Basisdaten | Geschichte | Besitz | Ausstattung | Nachweise | Zitierweise | Indizes
Basisdaten

Abstract:

1246 gründen Karmeliter aus Köln eine Niederlassung in Frankfurt, die mit großen Stiftungen durch Frankfurter Patrizier unterstützt wird. Im 13. Jahrhundert wird die Klosterkirche St. Maria gebaut, einer der größten Baukomplexe in der Frankfurter Altstadt. 1460 bis 1520 wird das Kloster durch einen neuen Kreuzgang, Dormitorium, Kapitelsaal und Refektorium erneuert und vergrößert.

Nach der Reformation bleibt das Kloster katholisch in der lutherisch gewordenen Stadt. 1803 wird es säkularisiert; die Stadt übernimmt den Besitz.

Orden:

Karmeliter

Ordensprovinz:

wechselnd; Deutsche Provinz (13./14. Jh., 1620-1802); Niederdeutsche Provinz (13./14. Jh.); Kölnische Provinz (1613-1620)

Alte Diözesanzugehörigkeit:

Kirchenprovinz Mainz, Erzbistum Mainz, Archidiakonat St. Bartholomäus zu Frankfurt

Typ:

Männerkloster

Territorium:

  • Reichsstadt Frankfurt, vgl. Entwicklung Frankfurt

Historische Namensformen:

Lage:

Das Kloster liegt zentral im Südwestteil des neu besiedelten Stadtgebietes um 1250, nahe am Mainufer, am Rand der Stauferstadt an der Straße nach Mainz und ganz in der Nähe zu weiteren geistlichen Institutionen in der heutigen Karmelitergasse 3-5.

Koordinaten:

Gauß-Krüger: 3477044, 5552609
UTM: 32 U 476978 5550828
WGS84: 50.109254° N, 8.678038° O

Geschichte

Geschichte:

Nach der Ordensüberlieferung wird das Kloster Frankfurt (Karmelitergasse 1, heute Institut für Stadtgeschichte) 1246 gegründet. Der Frankfurter Karmel ist einer der ältesten und größten in Deutschland, urkundlich erstmals 1270 erwähnt. Die ersten Mönche kommen wohl um 1260. Erweiterungen des Klosters werden im 14. und 15. Jahrhundert vorgenommen, der zweite Bauabschnitt des Klosters und der Kirche um 1510 fertiggestellt. Nach 1450 wird eine Klosterreform durchgeführt mit strengeren Bestimmungen zur Lebensführung (Schweigegebot; Besitzlosigkeit) und Rechnungsführung des Klosters. Die Niederlassung wird durch großzügige Stiftungen des Frankfurter Patriziats finanziell unterstützt. Obwohl in Frankfurt 1533 die Reformation eingeführt wird, bleibt der Karmeliterkonvent bestehen. Der Mainzer Erzbischof schützt das Kloster vor der Aufhebung durch den Frankfurter Rat. Das Kloster verliert große Teile seines Besitzes, aber Ende des 16.Jhdts. verbessert sich das Verhältnis zwischen Kloster und lutherischer Reichsstadt. Die großen repräsentativen Räume dienen der Stadt als Unterkunft bei Fürstenversammlungen, zahlreichen Königswahlen und Krönungen (u.a. Wahl Karls VI. 1711). Zugewanderte katholische Familien wie die Thurn und Taxis und die Familie Brentano unterstützen das Kloster.

Während der schwedischen Besatzung Frankfurts in der Zeit des 30jährigen Kriegs müssen die Karmeliter das Kloster verlassen, während der französischen Besatzung im Siebenjährigen Krieg wird das Kloster zum Lazarett, ebenso 1793 für französische Kriegsgefangene.

1802 wird das Kloster säkularisiert.

Ersterwähnung:

1270

Gründungsjahr:

1246-1250

Gründer:

wahrscheinlich Bürgerschaft und Stadtrat;

Aufhebungsjahr:

1802

Organisation:

schwankende Größe des Konventes, um 1395 im Schutzbrief des Rates werden 8 Karmeliter genannt; bis zur Reformation meist um die 30 Angehörige; Visitation 1514 bestätigt das Recht der Wahl eines Priors; in der Reformationszeit besteht der Konvent nur noch aus 7 Priestern und vier Schülern;

Viele Bruderschaften entstehen im Laufe des 15.Jahrhunderts, so St.Anna (Kaufleute), St. Nikolaus (Kaufleute), St.Georg, St. Pantaleon (arme Leute), St. Barbara (Arme, Elende, Fremde), St. Jost (Schneider), und die Bruderschaft der Schiffer, Schneidergesellen, Weinausrufer; die Bruderschaften zahlen die Ausstattung des Klosters, Gemälde, Kleinodien; in der Reformationszeit gehen die Bruderschaften unter oder in der Skapulierbruderschaft auf;

Archivgeschichte:

Fischer, Artikel Frankfurt, S. 275

Das Institut für Stadtgeschichte in Frankfurt enthält das Archiv des Frankfurter Konventes und das der Niederdeutschen Provinz der Karmeliter; dieses wird während der Säkularisation nach Frankfurt gebracht.

Bibliotheksgeschichte:

Fischer, Artikel Frankfurt, S. 275-276

Besitz

Besitz:

Aus drei Bereichen finanziert sich das Kloster: dem Betteln (Terminieren, Spendensammlungen beim Patriziat und auf den Frankfurter Messen), der Seelsorge (Beichten, Messen, Begräbnisse) und weiteren Einkünften aus Vermögen und Vermietungen. 1525 haben die Frankfurter Karmeliter jährliche Einkünfte von 359 Pfund Heller und 226 Achtel Korn.

Neben mehreren Häusern in Frankfurt selbst kann unter anderem an folgenden Orten Besitz nachgewiesen werden:

Aschaffenburg (1329), Hohenheim (1336), Hochheim (1534), Wicker (1695)

Niederlassungen:

Termineien unterhielt das Kloster laut einem Verzeichnis von 1487 in folgenden Orten: Butzbach, Münzenberg, Gelnhausen (s. Gelnhausen, Vicus Carmelitarum), Marburg (s. Terminei der Frankfurter Karmeliten in Marburg), Aschaffenburg, Miltenberg, Dieburg, Kronberg, Ortenberg, Seligenstadt

Ortsnachweise:

Marburg

Ausstattung

Gebäude:

ab 1260 Weihe von Kirchhöfen und Altären; spätgotische Anlage mit Wandmalereien von Jörg Ratleb; 1944 ausgebrannt, bis 1984 Ruine; nach Umbau heute Stadtmuseum;

Denkmaltopographie:

DenkXweb Kulturdenkmäler in Hessen (Sachgesamtheit Karmeliterkloster)

Sonstiges:

großes Konventssiegel heute im Historischen Museum Frankfurts (Christus mit Kreuznimbus auf dem Regenbogen; eine Hand hält ein Buch, die andere segnet);

Kloster bietet Schule mit gestuftem Bildungswesen für niedere und höhere Studien an; seelsorgerische Betreuung des benachbarten Konventes des Weißfrauenklosters, mehrerer Bruderschaften und Teilen der Kaufleute; nach der Reformation Versorgung der katholischen Bevölkerung von Frankfurt (rund 10 %) und der katholischen Händler und Kaufleute.

Nachweise

Quellen:

Gedruckte Quellen:

Literatur:

Germania Sacra-ID:

30093

GND-Nummer:

2062289-2

Zitierweise
„Karmeliterkloster Frankfurt, Gemeinde Frankfurt am Main“, in: Klöster <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/kl/id/12960> (Stand: 30.6.2021)
Indizes

Personen:

Giordano Bruno lebte vom 2.Juli 1590 bis Februar 1591 im Kloster, um hier den Druck seines Hauptwerkes vorzubereiten (Frankfurter Trilogie). Nach seiner Abreise entbrannte ein Streit um die Person des Priors, Johannes Münzenberger, wegen Ketzerei.

Sachbegriffe: