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Klöster und Orden

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Ortskennziffer
53100603012

Antoniterkloster Grünberg

265 m über NN
Gemarkung Grünberg, Gemeinde Grünberg, Landkreis Gießen
Basisdaten | Geschichte | Besitz | Ausstattung | Nachweise | Zitierweise | Indizes
Basisdaten

Abstract:

Das Antoniterkloster in Grünberg wird zu Beginn des 13. Jahrhunderts wahrscheinlich durch die Landgrafen von Hessen-Thüringen gegründet. Das Stift entwickelt sich zu einer der bedeutendsten Niederlassungen des Ordens im deutschen Raum. In Grünberg halten sie den größten Grundbesitz innerhalb der Stadtmauern. Ihre Aufgabe sehen die Mönche in der Betreuung der am "Heiligen Feuer" (Mutterkornbrand - Ergotismus) erkrankten Menschen, einer häufig auftretenden Seuche. Im Spätmittelalter betreuen sie drei der vier Hospitäler der Stadt.

Orden:

Antoniter

Ordensprovinz:

Generalpräzeptorei Grünberg

Alte Diözesanzugehörigkeit:

15. Jahrhundert: Kirchenprovinz Mainz, Erzbistum Mainz, Archidiakonat des Propstes von St. Johann zu Mainz

Typ:

Chorherrenstift

Territorium:

  • 1269: Landgrafschaft Hessen
  • 1567-1604: Amt der Landgrafschaft Hessen-Marburg, Amt Grünberg
  • 1604 an Hessen-Darmstadt

Historische Namensformen:

Lagebezug:

20 km östlich von Gießen

Lage:

Im Nordwesten der Stadt

Koordinaten:

Gauß-Krüger: 3497226, 5606301
UTM: 32 U 497153 5604498
WGS84: 50.592379° N, 8.959773° O

Geschichte

Geschichte:

Das Kloster existiert spätestens seit 1242. Seine Geschichte und Politik werden durch die Auseinandersetzungen zwischen den Landgrafen von Thüringen - Hessen und dem Erzbistum Mainz geprägt. Landgräfin Sophie von Hessen begünstigt 1248 das Antoniterkloster in Grünberg durch eine Güterbefreiung und das Holzeinschlagsrecht in den landgräflichen Wäldern. 1324 genehmigt der Landgraf den Verkauf von Gütern (Ringelshäuser Hof bei Schotten) und der Gerichtsbarkeit in Breungeshain zum Schuldenabbau. Diese landesherrliche Oberhoheit des Landgrafen über das Kloster dokumentiert sich auch in Verfügungen, die festlegen, dass von Bürgern an Geistliche geschenkte Grundstücke nach einem Jahr veräußert werden müssen (1336). Der Landgraf wirkt bei der Auswahl des Klostervorstehers, des Präzeptors mit, gibt seine Zustimmung zu Geldgeschäften. Mit Schenkungen unterstützen die Landgrafen die Gemeinschaft, die Verbindung zwischen landgräflicher und Klosterverwaltung ist sehr eng. Das Kloster unterhält auch eine Schule.

Seit 1297 unterstellen sich die Antoniter der Augustinerregel. Das Kloster wird durch einen Generalpräzeptor geleitet, der zu den Hessischen Landständen gehört. 1493 wird er in den Streit zwischen Landgraf Wilhelm III. und dem Papsttum über die Reform der Franziskanerklöster in Marburg und Friedberg eingebunden.

1391 brennen Teile der Gebäude beim großen Stadtbrand in Grünberg ab. Ende des 15.Jahrhunderts soll es reformiert werden.

Streitigkeiten mit der Stadt und ihren Bewohnern werden durch die Landgrafen entschieden wie im Konflikt um den Weinausschank. Noch 1500 schenkt Landgraf Wilhelm II. den Antonitern einen Park in der Stadt mit der Auflage, diesen mit Mauern ein zufassen. Aus diesem Areal entwickelt sich der heutige Schlosspark.

Die Niederlassung gehört zu den wichtigsten Antoniterklöstern in Deutschland und den reichsten in Hessen. Mit päpstlichen Bullen und Ermächtigungen der Erzbischöfe von Mainz ausgerüstet, führen die Grünberger Antoniter ihre jährlichen Almosensammelfahrten (der Quest) bis in die Städte an der Nordsee wie Stade aus. Zum Sammelbereich gehören der nördliche und östliche Bereich des Erzbistums Mainz, das Erzbistum Bremen, die Bistümer Verden, Minden, Paderborn und Osnabrück. Die Erlaubnisscheine werden gegen eine Geldzahlung meist jährlich neu in den Diözesen ausgegeben. Erleichtert wird das Betteln durch ortsansässige Bruderschaften der Grünberger Antoniter wie in Bremen.

Ende des 15. Jahrhunderts erlebt das wirtschaftlich erstarkte Kloster eine Blütezeit.Vom Zisterzienserkloster Arnsburg kaufen die Mönche Besitzungen und Zinsen im Busecker Tal, Hüttenberg und um Grünberg. Sie erwerben den Zehnten der Stadt Grünberg, setzen einen eigenen Finanzverwalter (Cellerar) ein. Die Grafen von Waldeck übergeben den Grünbergern das ehemalige Nonnenkloster Arolsen. Die Antoniter besitzen in dieser Region bereits mehrere von ihnen wieder aufgebaute, ehemals wüste Dörfer.

Meist 10 bis 11 Brüder leben in der Gemeinschaft; sie betreuen das vor den Toren der Stadt liegende Hospital St. Peter und ein weiteres.

1525 stellen landgräfliche Beamte eine Inventarliste des Klosterbesitzes auf, ein Großteil des Silbers vereinnahmt die landgräfliche Münze. 1527 wird das Kloster aufgehoben, die elf Brüder werden mit Geld- und Naturalleistungen abgefunden, der Besitz geht an die Universität Marburg über.1607 erhält die Universität Gießen die Einkünfte durch das Haus Hessen-Darmstadt übertragen. Das silberne Antoniterkreuz findet sich bis heute im Wappen der Universität Gießen, die den Großteil des Klosterbesitzes erbt. Die Klostergebäude werden durch verschiedene Behörden, teilweise auch als Kornspeicher genutzt, seit 1872 an Privatleute verkauft.

Ersterwähnung:

1234

Gründungsjahr:

1200

Aufhebungsjahr:

1527

Pfarrrechte:

1289 überträgt Philipp von Falkenstein den Antonitern das Patronat in Oberohmen.

Patrozinien:

St. Antonius der Eremit

Archivgeschichte:

Der Stand von 1940 bei Dersch, Klosterbuch, S. 62

Besitz

Besitz:

Das Kloster hat in 110 Dörfern Grundbesitz, bezieht Natural- und Geldeinkünfte, hält dazu ausgedehnten Besitz in der Stadt. Nach seiner Aufhebung 1527 wird der Besitz teilweise der Landgräfin Christine als Wittum, 1540 der Universität Marburg, 1650 an Gießen überweisen.

Niederlassungen:

Das Kloster unterhält Termineien in Marburg, Münzenberg, Wetzlar und Trendelburg, der riesige Bereich für Almosensammlungen erstreckt sich mit Zustimmung der Bischöfe und des Papstes bis an die Nordsee.

Von Grünberg aus werden 1222 eine Klosterniederlassung in Tempzin (nahe Wismar) und 1273 eine in Lichtenburg (nahe Torgau) gegründet. Lichtenberg konnte sich Mitte des 14. Jahrhunderts verselbständigen, mit Tempzin streiten sich die Grünberger bis zur Reformation um Terminierungsrechte und Einkünfte.

Abhängigkeitsverhältnis:

Das Grünberger Antoniterhaus untersteht direkt dem Mutterhaus St. Antoine in der Dauphiné.

Ortsnachweise:

Allendorf (Lumda), Allertshausen, Alsfeld, Alten-Buseck, Amelungshausen, Annerod, Beltershausen, Bersrod, Beuern, Bingmühle, Borningen, Burkhardsfelden, Engelrod, Ettingshausen, Foxrode, Freienseen, Gebenhausen, Gonterskirchen, Großen-Buseck, Großen-Linden, Grünberg, Harbach, Hartmannshausen, Hattenrod, Hausen, Heuchelheim, Hindernau, Hof Güll, Kleinlinden, Kolnhausen, Lang-Göns, Lardenbach, Lauter, Lindenstruth, Marburg, Ober-Albach, Queckborn, Reiskirchen, Ringelshausen, Rödgen, Rüddingshausen, Ruppertsburg, Saasen, Stockhausen, Weitershain, Welshausen, Wetterfeld

Ausstattung

Gebäude:

Die Klostergebäude werden 1569 Witwensitz der Landgräfin Hedwig, Frau Ludwigs IV. von Hessen.

Die Kirche wird im 18. Jahrhundert Amtshaus, ist heute das sog. Schloss. Universitätsbau im Osten der Anlage des Antoniterklosters.

Denkmaltopographie:

DenkXweb Kulturdenkmäler in Hessen (Kulturdenkmal Ehemaliges Antoniterkloster)

Sonstiges:

Witwensitz der Landgräfin Hedwig 1569

Klosterschule 1433

Nachweise

Quellen:

Gedruckte Quellen:

Literatur:

Germania Sacra-ID:

30158

GND-Nummer:

7686365-7

Zitierweise
„Antoniterkloster Grünberg, Gemeinde Grünberg“, in: Klöster <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/kl/id/10635> (Stand: 30.6.2021)
Indizes

Sachbegriffe: