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Hessische Biografie

Portrait

Charlotte Amalie Königin von Dänemark
(1650–1714)

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Dänemark, Charlotte Amalie Königin von [ID = 15543]

* 27.4.1650 Kassel, † 27.3.1714 Kopenhagen, Begräbnisort: Roskilde 26.4.1714, reformiert
Königin, Landgräfin
Andere Namen | Wirken | Familie | Nachweise | Leben | Zitierweise
Andere Namen

Geburtsname:

Hessen-Kassel, Charlotte Amalie Landgräfin von

Wirken

Werdegang:

  • älteste Tochter des Landgrafen Wilhelm VI.
  • unter Aufsicht der Mutter durch zugewanderte Hugenotten im streng reformierten Sinn erzogen
  • bei Verhandlungen des Ehevertrages mit dem dänischen Erbprinzen Christian wird für sie und ihren Hofstaat das Recht der freien Religionsausübung erwirkt
  • 1671 Geburt des Thronfolgers Friedrich, bis 1687 sechs weiterer Kinder
  • Belastung der Ehe durch konfessionellen Gegensatz zwischen lutherischer Kirche und der reformierten Gemeinde der Königin
  • Beziehung des Königs zu Sophia Amalie Moth (1654-1719) mit insgesamt sechs Kindern
  • Ständige Bestrebungen der Königin zur Verbesserung der Stellung der reformierten Glaubensgenossen in Dänemark, auch durch Einbeziehung von Hugenotten in den Hofstaat
  • 1685 nach Aufhebung des Edikts von Nantes Ansiedlungsprivilegien für hugenottische Flüchtlinge
  • nach 1699 Auch als Witwe erfolgreiches Einsetzen für die Förderung der reformierten Gemeinden in Dänemark, insbesondere der deutsch-reformierten Gemeinde in Kopenhagen
Familie

Vater:

Hessen-Kassel, Wilhelm VI. Landgraf von, * Kassel 23.5.1629, † Haina 16.7.1663, Regent

Mutter:

Brandenburg, Hedwig Sophia Markgräfin von, * Berlin 14.7.1623, † Schmalkalden 16.6.1683

Partner:

  • Christian V., Dänemark, König, GND, * Flensburg 15.4.1646, † Kopenhagen 25.8.1699, Erbprinz, seit 1670 König, Heirat Kassel 14.5.1667 und Nyköping 25.6.1667

Verwandte:

Nachweise

Literatur:

Bildquelle:

Königin Charlotte von Dänemark, Ölbild, Mus Wasserschloss Anholt Inv.Nr. 811, in: Franz, Das Haus Hessen. Ein biographisches Lexikon, Darmstadt 2012, S. 111

Leben

Die älteste Tochter Landgraf Wilhelms VI. wurde unter Aufsicht der Mutter im streng reformierten Sinn erzogen. Den Unterricht in Französisch, Geographie und Geschichte erteilten zugewanderte Hugenotten. Ihre Ehe mit dem dänischen Erbprinzen Christian wurde vor allem von dessen Mutter, einer Nichte Landgraf Georgs II. von Hessen-Darmstadt, gefördert. 1665 reiste Christian inkognito nach Kassel, um seine Braut kennenzulernen. Die Verhandlungen des Ehevertrages zogen sich indes länger hin. Landgräfin Hedwig Sophie erwirkte mit Unterstützung ihres Bruders, des Brandenburger Kurfürsten Friedrich Wilhelm, für Charlotte und ihren Hofstaat in Kopenhagen das Recht der freien Religionsausübung.

Die junge Frau lebte sich in der fremden Umgebung nur schwer ein, zumal die Ehe während der ersten Jahre kinderlos blieb. Erst 1671 kam der ersehnte Thronfolger Friedrich (1671–1730) zur Welt. Als Mutter Hedwig Sophie und der Bruder Landgraf Karl, die an den Tauffeierlichkeiten teilnahmen, den Bau einer reformierten Kirche anregen wollten, brachte dies die lutherische Predigerschaft gegen die junge Königin auf. Sie war auch bereits bei der ein Jahr zuvor erfolgten Krönung Christians V. nicht gesalbt worden. Der konfessionelle Gegensatz führte dazu, dass König Christian seine Gattin konsequent von jeder Regierungsbeteiligung fernhielt. Eine zusätzliche Belastung der Ehe war seine wohl schon vor der Krönung begonnene Beziehung zu Sophie Amalie Moth (1654–1719), einer Tochter des königlichen Leibarztes. Mit der zur Gräfin Samsø ernannten Mätresse hatte Christian zwischen 1672 und 1682 insgesamt sechs Kinder. Die sittenstreng erzogene Ehefrau lehnte diese Beziehung zwar ab, entzog sich ihrem Gatten aber keineswegs, so dass dem Kronprinzen Friedrich bis 1687 noch sechs weitere Geschwister folgten, von denen immerhin vier das Erwachsenenalter erreichten.

Charlotte war ständig bestrebt, die Stellung der reformierten Glaubensgenossen in Dänemark zu verbessern und zog dazu bewusst auch Hugenotten in ihren kleinen Hofstaat. Schon 1672 kam die gleichnamige Cousine mit ihrer Mutter, der verwitweten Herzogin von La Tremoille, nach Kopenhagen und blieb bis 1680 erste Hofdame. Unter dem Eindruck der Aufhebung des Edikts von Nantes gab es dann 1685 auch in Dänemark Ansiedlungsprivilegien für hugenottische Flüchtlinge. Die Lage der reformierten Konfessionsverwandten in Skandinavien sowie politische Themen waren Gegenstand von Charlottes lebenslang gepflegtem Briefwechsel mit Bruder Karl in Kassel. Auch zu den anderen Geschwistern unterhielt sie regen Kontakt; Neffe Karl von Hessen-Philippsthal kam 1698 an den dänischen Hof und brachte es dank Charlottes Protektion bis 1715 zum Generalleutnant der Infanterie.

Nach dem Tod ihres Mannes lebte die Königin-Witwe zumeist auf ihren ausgedehnten Landgütern, die sie mit Umsicht und Erfolg verwaltete, oder im 1700 erworbenen Stadtpalais „Charlottenborg“. Als sich im Sommer dieses Jahres die vereinigte englische, niederländische und schwedische Flotte anschickte, Kopenhagen zu belagern, während ihr Sohn, jetzt König Friedrich IV., mit seinen Truppen in Holstein operierte, reiste Charlotte beherzt in die Stadt und ermutigte die Besatzung und die Einwohnerschaft erfolgreich zur Verteidigung, was ihr allgemeine Verehrung einbrachte. In den letzten Lebensjahren widmete sie sich wiederum intensiv und mit Erfolg der Förderung der reformierten Gemeinden in Dänemark, insbesondere der deutsch-reformierten Gemeinde in Kopenhagen.

Holger Th. Gräf

(Text identisch mit: Franz, Das Haus Hessen, S. 111 f.)

Zitierweise
„Dänemark, Charlotte Amalie Königin von“, in: Hessische Biografie <https://www.lagis-hessen.de/pnd/121096246> (Stand: 25.3.2024)