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Portrait

Heinrich III. Landgraf von Hessen
(1441–1483)

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GND-Nummer

137944918

Hessen, Heinrich III. Landgraf von [ID = 13598]

* 15.10.1441, † 13.1.1483 Marburg, Begräbnisort: Marburg Elisabethkirche, katholisch
Andere Namen | Wirken | Familie | Nachweise | Leben | Zitierweise
Andere Namen

Weitere Namen:

  • Hessen, Heinrich III. der Reiche Landgraf von
Wirken

Funktion:

  • Hessen (Oberhessen), Landgrafschaft, Landgraf, 1458–1483
Familie

Vater:

Hessen, Ludwig I. Landgraf von, * Spangenberg 6.2.1402, † Spangenberg 17.1.1458

Mutter:

Sachsen, Anna Kurfürstin von, 1420–1462

Partner:

  • Katzenelnbogen, Anna Gräfin von, * 5.9.1443, † Marburg 16.2.1494, Heirat 25.7/30.8.1458, Tochter von Philipp dem Älteren Graf von Katzenelnbogen, GND, und Anna von Württemberg, GND, 1408–1471

Verwandte:

Nachweise

Literatur:

Bildquelle:

Grabplatte Landgraf Heinrich III. „der Reiche“ (Ausschnitt), Landgrafenchor der Elisabethkirche Marburg (Foto: Hans Lemberg), in: Franz, Das Haus Hessen. Ein biographisches Lexikon, Darmstadt 2012, S. 47

Leben

Im Ehevertrag vom 4. Juli 1446, mit dem Landgraf Ludwig I. den kaum fünfjährigen Heinrich mit der zwei Jahre jüngeren Anna von Katzenelnbogen verlobte, hatte sich Ludwig zur Teilung der Landgrafschaft zwischen Heinrich und dem älteren Bruder verpflichtet. Nach dem Tod des Vaters Anfang 1458 wurde im Folgesommer die Hochzeit mit der durch den Tod des Junggrafen Philipp von Katzenelnbogen (1427–1453) zur prospektiven Erbin der reichen Grafschaft gewordenen Anna gefeiert; Landgraf Ludwig II. übernahm die Regierung in Kassel mit Niederhessen und überließ das bisher von ihm verwaltete Oberhessen mit Marburg und der wenige Jahre zuvor angefallenen Grafschaft Ziegenhain dem jüngeren Bruder. Die mehrjährigen Kontroversen über die Modalitäten der Teilung verzahnten sich mit der „Mainzer Stiftsfehde“, in der sich Heinrich mit seinem Schwiegervater Graf Philipp dem Älteren von Katzenelnbogen auf die Seite des abgesetzten Erzbischofs Dieter von Isenburg schlug, während Ludwig mit Kurfürst Friedrich von der Pfalz Dieters vom Papst bestätigten Gegenspieler Adolf II. von Nassau unterstützte. Die auch nach Ende der Mainzer Fehde 1463 andauernden Auseinandersetzungen zwischen den Landgrafen-Brüdern konnten endgültig erst 1470 mit Einschaltung des in seiner geistlichen Laufbahn unter anderem Domherr in Mainz und Propst von Fritzlar gewordenen jüngeren Bruders Hermann beigelegt werden.

Als Landgraf Ludwig II. starb, nur wenige Monate nachdem er im Sommer 1471 in Regensburg die kaiserliche Samt-Belehnung eingeholt hatte, übernahm auf Bitten der Witwe Mechthild Landgraf Heinrich die Vormundschaft über ihre beiden Söhne Wilhelm I. und Wilhelm II. damit die Verwaltung des gesamten Hauserbes. Er nutzte seine damit gestärkte Stellung, um Bruder Hermann, inzwischen Administrator und Stiftsverweser des Erzbistums Köln, in den Kämpfen der sogen. „Neusser Stiftsfehde“ gegen den als Erzbischof abgesetzten Ruprecht von der Pfalz, dessen als Gegner wohl vertrauten Kurfürsten-Bruder Friedrich und den mit ihnen verbündeten Herzog Karl von Burgund zu unterstützen, u.a. durch die erfolgreiche Verteidigung von Neuß 1474/75. Im März 1478 wurde Erzbischof Ruprecht durch Landgraf Heinrich gefangen genommen und auf der von Heinrich zeitweilig als Nebenresidenz genutzten Burg Blankenstein bei Gladenbach inhaftiert, wo er im Sommer 1480 starb und damit den Weg zur Erzbischofswahl Hermanns freimachte.

Graf Philipp der Ältere von Katzenelnbogen hatte dem Schwiegersohn schon 1470 die Verwaltung der Obergrafschaft mit Darmstadt, der Festung Auerberg an der Bergstraße, Groß-Gerau und Rüsselsheim übertragen. Da die von den nassauischen Grafen betriebene Zweitehe des Alt-Grafen mit Anna von Nassau-Dillenburg (1440/41–1514), einer verwitweten Herzogin von Braunschweig, ohne Nachwuchs geblieben war, wurde der Anspruch Landgraf Heinrichs und seiner Frau auf die für die weitere Entwicklung Hessens kaum zu überschätzende Erbschaft, als Philipp der Ältere im Juli 1479 auf Burg Rheinfels verstarb, trotz vielseitiger Ambitionen zunächst nicht ernsthaft angefochten. Die schon länger vereinbarte Heirat der ältesten Landgrafen-Tochter Elisabeth mit Annas Bruder Graf Johann V. von Nassau-Dillenburg war wohlüberlegt. Sie begründete aber neue Ansprüche der Nassauer, als Heinrichs Sohn Wilhelm (III.), der beim Tod des Vaters 1483 noch minderjährig war und erst ab 1489 selbständig regierte, bereits 1500 kinderlos verstarb und das Erbe dem gleichnamigen Kasseler Vetter Wilhelm II. überließ.

Eckhart G. Franz

(Text identisch mit: Franz, Das Haus Hessen, S. 46-48)

Zitierweise
„Hessen, Heinrich III. Landgraf von“, in: Hessische Biografie <https://www.lagis-hessen.de/pnd/137944918> (Stand: 25.3.2024)