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Portrait

Bernhard Spieß
(1845–1906)

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GND-Nummer

117490555

Spieß, Bernhard [ID = 16695]

* 28.3.1845 Fleisbach (Lahn-Dill-Kreis), † 24.12.1906 Wiesbaden, evangelisch
Prof. Dr. phil. – Theologe, Lehrer, Schriftsteller
Andere Namen | Wirken | Familie | Nachweise | Leben | Zitierweise
Wirken

Werdegang:

  • Besuch der Gymnasien Wiesbaden und Weilburg
  • Studium der Theologie und Philosophie an den Universitäten Tübingen, Erlangen und Gießen
  • 1876-1906 Lehrer am Gymnasium Wiesbaden
Familie

Vater:

Spieß, Ludwig, GND, 1809–1881/83, Dekan und Pfarrer in Sulzbach bei Höchst am Main

Mutter:

Heusinger von Waldegg, Therese, 1826–1883

Partner:

  • Peipers, Johanna, 1852–1933, Heirat Aachen 1873, aus Aachen
Nachweise

Literatur:

Leben

Bernhard Spieß wurde 1845 als Sohn des Pfarrers Ludwig Spieß (1809–1883) und dessen Ehefrau Auguste Therese Heusinger von Waldegg (1826–1883) geboren. In seiner Kindheit wechselte die Familie mehrmals den Wohnort, bevor sie sich nach Aufenthalten in Schönbach und Wehen dauerhaft in Bechtheim ansiedelte.

Ab 1856 besuchte Spieß die Gymnasien in Weilburg und Wiesbaden, wo er 1863 das Abitur ablegte. Noch im gleichen Jahr begann er ein Studium der Theologie und Philosophie zunächst in Tübingen später in Erlangen. Nach bestandenem Examen besuchte Spieß das theologische Seminar in Herborn. Ab 1866 fungierte Bernhard Spieß als Pfarrvikar in Kronberg. Drei Jahre später trat er eine Stelle als Religionslehrer am Gymnasium Philippinum in Weilburg an. Im Jahre 1876 wechselte Spieß als Lehrkraft an das Wiesbadener Gymnasium, wo er bis kurz vor seinem Tod tätig war. Neben seiner Lehrfunktion verwaltete er seit 1884 die Gymnasialbibliothek und wurde im gleichen Jahr zum Oberlehrer ernannt. Der Höhepunkt seiner Karriere war die Verleihung der Professorenwürde im Jahre 1893.

Darüber hinaus engagierte er sich in vielen Vereinen und karitativen Einrichtungen. Als Mitglied des Gefängnisvereins übernahm Spieß von 1890 bis 1904 die Aufgabe, als Prediger und Seelsorger am Landgerichtsgefängnis zu wirken. Daneben engagierte er sich als Mitarbeiter an der Herausgabe der Zeitschrift für evangelischen Religionsunterricht und der Monatsblätter der Comeniusgesellschaft.

Neben seinen beruflichen und sozialen Tätigkeiten betrieb Spieß mit großem Eifer theologische und religionsgeschichtliche Studien, in denen er sich mit der Prädestinationslehre des Korans oder Luthers Beziehungen zu Nassau beschäftigte. Sein Hauptwerk war jedoch die Übersetzung der Schriften Michael Servets, eines im 16. Jahrhunderts lebenden spanischen Arztes und Theologen. Die Würdigung Servets und seiner Ideen im Vorwort der Übersetzungsedition von 1892 machten Spieß für viele zu einem Vorkämpfer der unitarischen Bewegung, bewirkte aber auch massive Kritik durch Würdenträger der evangelischen Kirche. In der Schweiz und im anglo-amerikanischen Raum stieß die Übersetzung hingegen auf durchweg positive Resonanz.

Im Jahre 1905 erlitt er einen schweren Schlaganfall, von dem er sich nicht mehr erholen sollte. Da er nicht mehr in der Lage war, seinen dienstlichen Verpflichtungen nachzukommen, bat er um seine Freistellung vom Schuldienst für die Dauer eines Jahres. Kurz danach reichte Spieß einen Antrag auf seine vorzeitige Pensionierung ab dem Frühjahr 1907 ein. Im Juli 1906 zog die Familie aus ihrem Haus am Ruheberg auf die Bierstadter Höhe um. Hier verstarb Bernhard Spieß in der Nacht vom 24. auf den 25. Dezember an den Folgen eines zweiten Schlaganfalls im Alter von 61 Jahren. Mit seiner Frau Johanna hatte Spieß zwei Kinder, Fritz und Mathilde.

Oliver Teufer

Zitierweise
„Spieß, Bernhard“, in: Hessische Biografie <https://www.lagis-hessen.de/pnd/117490555> (Stand: 28.11.2023)