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Zeitgeschichte in Hessen - Daten · Fakten · Hintergründe

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Massenspeisung beim Zugunglück in Bensheim, 5.11.1948

Literatur

Heimatvertriebene Buchsymbol · Heimatvertriebener Buchsymbol · Fluechtlinge Buchsymbol · Einwanderung Buchsymbol · Einbürgerung Buchsymbol · Sudetendeutsche Buchsymbol · Ungarndeutsche Buchsymbol · Vertriebenenpolitik Buchsymbol · Block der Heimatvertriebenen und Entrechteten Buchsymbol

Heimatvertriebene

Mit dem Begriff „Heimatvertriebene“ werden Personen deutscher Staatsangehörigkeit oder deutscher Volkszugehörigkeit bezeichnet, die ab 1944 aus den deutschen Ostgebieten oder dem Territorium des ehemaligen Österreich-Ungarn in die Gebiete der nachmaligen Staaten BRD, DDR und Österreich fliehen mussten. Nicht gemeint sind die von den alliierten Siegermächten als „Displaced Persons“ bezeichneten Gefangenen, Zwangsarbeiter, KZ-Häftlinge oder in anderen Zusammenhängen vertriebenen oder deportierten Personen, die als von den Achsenmächten verschleppte „Zwangs-Migranten“ nach Kriegsende zu großen Teilen mit Unterstützung der (West-) Alliierten in ihre Heimatländer zurückkehren konnten, oder – wie viele der vom NS-Regime in den Konzentrationslagern internierte jüdische Gefangene – in Drittländer auswanderte.
Gemäß den auf der Potsdamer Dreimächtekonferenz vom 17. Juli bis zum 2. August 1945 getroffenen Vereinbarungen, hatten alle Deutschen, deren ursprüngliches Herkunftsgebiet jenseits der neu gezogenen Oder-Neiße-Linie lag, ihre angestammte Heimat zu verlassen und auf das Gebiet des verkleinerten Restdeutschland überzusiedeln. Dabei erfolgte die Verteilung nach einem auf der Konferenz von Potsdam ausgehandelten Schlüssel, der für das Land (Groß-) Hessen in der amerikanischen Besatzungszone die Aufnahme von insgesamt 721.000 Heimatvertriebenen vorsah. Dies entsprach 1950 einem Anteil von etwa sechs Prozent der insgesamt knapp zwölf Millionen in Deutschland aufgenommenen Flüchtlinge und Vertriebenen deutscher Herkunft oder Abstammung. Nach den Ergebnissen der im selben Jahr durchgeführten Volkszählung verteilten sich die in Hessen aufgenommenen Heimatvertriebenen zu annähernd 36,2 Prozent auf den Regierungsbezirk Wiesbaden (260.736 Personen), 33,3 Prozent auf den Regierungsbezirk Kassel (239.922 Personen) und 30,5 Prozent auf den Regierungsbezirk Darmstadt (219.925 Personen). Durchschnittlich 31 Prozent der nach Hessen gelangten vertriebenen Deutschen stammten aus den ehemaligen Ostgebieten des Deutschen Reichs, 69 Prozent aus den ostmittel- und südeuropäischen Ländern, v. a. aus der Tschechoslowakei. Zählt man den hauptsächlich in der letzten Kriegsphase bzw. kurz nach Kriegsende nach Hessen strömenden vertriebenen Deutschen alle zwischen 1939 und 1950 hierher zugezogenen Evakuierten und sonstige Zuwanderer, sowie die aus der sowjetischen Besatzungszone bzw. der DDR geflohenen Personen hinzu, so hatte das Territorium des Landes Hessen von Kriegsausbruch bis zum Beginn der 1950er Jahre einen Nettobevölkerungszuwachs von rund 850.000 Menschen zu verkraften.
Zwischen Januar 1946 und Mai 1949 erreichten etwas mehr als 400.000 Vertriebene aus Ungarn und der Tschechoslowakei, insbesondere dem Sudetenland, Hessen in 409 organisierten Transporten. Anfangs wurden die eintreffenden Flüchtlinge übergangsweise in zusammen mehr als 200 Durchgangslagern (große Lager mit einer Aufnahmekapazität von mehr als 2.000 Personen existierten 1946 in Frankfurt und Hanau, aber z. B. auch in der nordhessischen Provinz in Fritzlar-Homberg, Hersfeld und Witzenhausen) aufgenommen, deren Anzahl sich allerdings bereits bis Ende 1948 auf nur noch 28 verringerte. Große Probleme bereitete die anschließende Unterbringung in privaten Quartieren und Notunterkünften. Insbesondere in den Großstädten waren weite Teile des ehemals zur Verfügung stehenden Wohnraums durch die alliierten Luftangriffe zerstört. Die aus dem eklatanten Mangel resultierende Wohnraumzwangsbewirtschaftung und das beengte Zusammenleben von Altbevölkerung und Neuankömmlingen verursachte während der Jahre 1946 bis 1949 mancherorts in steigendem Maße soziale Spannungen. Dennoch ergab eine exemplarische Befragung in ausgewählten hessischen Gemeinden gegen Ende der 40er Jahre ein Bild ganz überwiegender Solidarität: fast 80 Prozent der einquartierten Flüchtlinge lebten im Einvernehmen mit ihren Wirtsleuten.

Sachbegriffe
Aufbauwerk der Heimatvertriebenen · Bund der Heimatvertriebenen und Entrechteten BHE · Flüchtlinge · Heimatvertriebenenverbände · Heimatvertriebene · Lastenausgleich · Notaufnahmegesetz · Vertreibung
Einträge

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  1. Eintreffen erster Flüchtlings- und Vertriebenen-Transporte, 4. Februar 1946
  2. Referent für Flüchtlingsfürsorge der Landesregierung zieht erste positive Bilanz zur Lenkung der Groß-Hessen erreichenden Flüchtlingsströme, 13. Februar 1946
  3. Erste Leitsätze für die Eingliederung der Flüchtlinge, 2. Juni 1946
  4. Beratender Landesausschuss schließt seine Beratungen ab, 7. Juni 1946
  5. Vorschlag der IHK Darmstadt zu einer deutschen Währungsreform, Sommer 1947
  6. Katastrophale Versorgungslage in Hessen, 17. April 1947
  7. Noch etwa 82.000 Displaced Persons in Hessen, 1. Oktober 1948
  8. Flüchtlingszug verunglückt bei Bensheim, 5. November 1948
  9. Keine deutliche Zunahme von Flüchtlingen nach Gründung der DDR, 31. Oktober 1949
  10. Regierungserklärung von Ministerpräsident Stock im Landtag, 9. November 1949
  11. Zuzugssperre für die Stadt Frankfurt wird aufgehoben, 13. Februar 1950
  12. Volkszählung belegt Bevölkerungszuwachs und Zahl der Heimatvertriebenen in Hessen, September 1950
  13. Hessen nicht imstande, tschechische Flüchtlinge aufzunehmen, 7. Dezember 1950
  14. Hessen erhebt Einspruch gegen das Lastenausgleichsgesetz, 16. Januar 1951
  15. Förderung des Wohnungsbaus in Hessen, 21. Januar 1951
  16. Anfrage der CDU im Landtag zur Arbeit im Bundesrat, 2. Februar 1951
  17. Hessen intensiviert den sozialen Wohnungsbau, 19. Februar 1951
  18. Großen Anfragen über Brotpreis und Hessen-Plan im Landtag, 21. März 1951
  19. Wahlbündnis zwischen SPD und Heimatvertriebenen in Hessen, 5. April 1951
  20. Ministerpräsident Zinn spricht auf SPD-Veranstaltung in Wiesbaden, 4. Mai 1951
  21. Arbeitslose sollen stärker in landwirtschaftliche Arbeiten eingebunden werden, 9. Mai 1951
  22. Hessen will Kohlenversorgung der Bevölkerung im Winter sichern, 12. September 1951
  23. Kommunalpolitischer Ausschuss beschließt neue Gemeinde- und Kreisordnung, 14. Februar 1952
  24. Neuer Länderschlüssel für die Notaufnahme von Flüchtlingen aus der Ostzone, 28. April 1952
  25. Block der Heimatvertriebenen dementiert Zeitungsberichte über Spannungen mit SPD, Mai 1952
  26. Bonn reagiert auf SPD-Pressekommentar über hessische Kommunalwahl, 6. Mai 1952
  27. Ausgewiesene aus der DDR im Raum Bad Hersfeld eingetroffen, 3. Juni 1952
  28. Aufnahme-Plan Hessens für West-Berlin Flüchtlinge vorgestellt, 10. Februar 1953
  29. Regierung berichtet über Stand des Hessen-Plans, 25. Februar 1953
  30. Zinnkann kündigt Bau neuer Wohnungen für Flüchtlinge aus der DDR an, 23. März 1953
  31. „Aktion Notunterkunft Ost“ in Offenbach, 24. März 1953
  32. Anfrage des BHE zu verpfändeten Botticelli-Gemälde, 15. April 1953
  33. Volksaufstand in der DDR – Denkmale in Hessen, 17. Juni 1953
  34. Neues Land- und Forstwirtschaftskammergesetz verabschiedet, 17. Juni 1953
  35. Neuer Ausschuss für Heimatvertriebene, Evakuierte und Kriegssachgeschädigte gebilligt, 17. Juni 1953
  36. Gesetzesänderung zu Gemeindeordnung verabschiedet, CDU kündigt Klage dagegen an, 1. Juli 1953
  37. Landtag verabschiedet neue Schulgesetze, 1. Juli 1953
  38. Zinn fordert weitere Bundesmittel für den sozialen Wohnungsbau, 2. Juli 1953
  39. Zinnkann fordert Großzügigkeit bei Aufenthaltsgewährungen für Bewohner der DDR, 6. Juli 1953
  40. Landesvorsitzender der FDP greift auf Pressekonferenz Ministerpräsident Zinn an, 23. Juli 1953
  41. Günther Draub tritt aus BHE aus, 11. August 1953
  42. CDU kritisiert Staatskommissariat für Notstandsgebiete, 17. September 1953
  43. Vorstellung des neuen Kultusministers im Landtag, 2. Dezember 1953
  44. Landtag berät über hessischen Verfassungsschutz, 16. Dezember 1953
  45. Landtag beweilligt Gelder für Schulräume, 17. Dezember 1953
  46. Flüchtlingsbetriebe in der Glas- und Feinkeramik, 21. Mai 1954
  47. Landesregierung gibt Bilanz des Hessenplans bekannt, 14. September 1954
  48. Hohe Gewinne der SPD bei den Kommunalwahlen in Hessen, 28. Oktober 1956
  49. Aufnahme von Ungarn-Flüchtlingen in Hessen, 26. November 1956
  50. Landesparteitag des Gesamtdeutschen Blocks/BHE in Fulda, 22. Mai 1960